Angesichts magerer Anleiherenditen wenden sich Versicherer in der Kapitalanlage weltweit verstärkt alternativen Investmentstrategien zu. Dies ist das Ergebnis einer aktuellen Studie unter Versicherungsunternehmen im Auftrag von Natixis Investment Managers. Hierfür wurden im Juli dieses Jahres 200 Chief Investment Officers und Mitglieder von Investmentteams in Europa, Nordamerika und Asien befragt – davon 30 in Deutschland.
Ein Jahrzehnt nach der Finanzkrise sehen sich Versicherungsunternehmen in der Kapitalanlage nach wie vor mit erheblichen Herausforderungen im Niedrigzinsumfeld konfrontiert. Bei der Suche nach höheren Renditen sind viele bereit, ein höheres Liquiditätsrisiko einzugehen. 75% der Befragten halten hierbei alternative Assetklassen für unverzichtbar. 53% gaben an, Alternative Investments verstärkt als Ersatz für Rentenstrategien einzusetzen.
„Versicherer sind traditionell stark in Renten investiert und stehen nun vor dem Problem, zur Bedienung ihrer Verbindlichkeiten höhere Renditen erzielen und ihre Portfolios gleichzeitig gegen Wertverluste absichern zu müssen”, sagte Sebastian Römer, Leiter von Natixis IM für Zentral- und Osteuropa. “Alternative Investmentstrategien wie zum Beispiel Private Debt oder Private Equity erfahren vor diesem Hintergrund eine immer größere Nachfrage.”
Regulierung blockiert Investoren
Die große Mehrheit der Versicherungen sieht sich im Bereich der Alternativen Investments allerdings durch die Regulierung ausgebremst. 89% der Befragten sagten, dass regulatorische Bestimmungen einer stärkeren Nutzung alternativer Strategien im Wege stünden. Als besonderes Problem wurde dabei die Kapitalunterlegung alternativer Investments angesehen. Diese führe im Ergebnis oftmals zu einer Ausrichtung der Portfolios an schwach rentierlichen Fixed Income-Anlagen. Vor Inkrafttreten von Solvency II hatten Versicherungsunternehmen die Regulierung weniger stark als Hindernis betrachtet. In der Umfrage von 2015 lag die Zahl derjenigen, die sich durch die Regulierung behindert fühlten, nur bei rund 50%.
Dennoch sagen fast alle Versicherer (93%), dass sie gut auf das sich ändernde regulatorische Umfeld vorbereitet seien – eine wesentliche Verbesserung gegenüber der Umfrage von 2015, als zwei Drittel der europäischen und US-amerikanischen Versicherer angaben, dass sie nicht bereit für regulatorische Änderungen waren.
Outscouring an Dritt-Manager gewinnt an Bedeutung
Herausgefordert fühlen sich die für die Kapitalanlage bei Versicherungen Verantwortlichen vor allem durch:
*erhöhte Komplexität (51 %)
*interne Restriktionen (42 %)
*Gebühren (42 %)
*regulatorische Einschränkungen (41 %)
*Liquiditätsüberlegungen (37 %)
Vor diesem Hintergrund suchen Versicherer zunehmend die Hilfe spezialisierter Asset Manager von außerhalb ihres Unternehmens. 62 Prozent gaben an, alternative Strategien in ihren Portfolios teilweise von Dritten verwalten zu lassen. 10 Prozent tun dies in vollem Umfang. Im Durchschnitt werden alternative Investmentstrategien zu 48 Prozent im Wege des Outscourcing verwaltet.
„Angesichts der vielfältigen Herausforderungen in der Kapitalanlage ist es nicht überraschend, dass eine Mehrheit der Befragten die Unterstützung durch externe Spezialisten sucht”, so Römer abschließend. “Bereits jetzt sind viele Investmentteams überlastet und haben kaum Zeit, sich aus eigener Kraft auf neue Aufgaben vorzubereiten.”