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Neue Regularien schränken Infrastruktur-Investitionen in der Schweiz zu sehr ein

Schweizer Pensionskassen umgehen Deckelungen mit Sale & Lease Back Verträgen und direkten Projektinvestitionen.

 

Mit der Unterzeichnung eines direkten Sale & Lease-Back-Vertrages mit einem Unternehmen über deren industrielle Infrastruktur hat die Schweizer Pensionskasse Patrimonia „einen Weg gefunden“ mit neuen Regularien umzugehen und eine „breitere Diversifikation“ zu erreichen.

Der kürzlich unterzeichnete Vertrag mit einem Privatunternehmen, das nicht genannt werden soll, wird der überbetrieblichen Pensionskasse „helfen, langfristige Erträge zu erzielen“, erläuterte Yves Cuendet, Vorstand der Pensionskasse, bei der Swiss Pension Conference (SPC) in Genf, die von der schweizerischen CFA Society organisiert wurde.

„Das Unternehmen will seine Bilanz erleichtern, die Pensionskasse will langfristige Erträge und die lokale Behörde will Immobilienspekulationen vermeiden sowie industrielle Aktivitäten sicherstellen – es ist ein Vorteil für alle Seiten,“ erläuterte Cuendet, dessen Pensionskasse 400 Mio. Schweizer Franken (rund 325 Mio. Euro) verwaltet.

Laut ihm ist dies ein „anderer Ansatz für Infrastrukturinvestitionen“, um neue Deckelungen zu umgehen, die von der Schweizer Regierung in Bern über den Sommer eingeführt worden waren.

Seit Juli sind unter Artikel 53 der Regularien zu Investments von Pensionskassen, BVV2, Infrastrukturinvestitionen den „alternativen Anlagen“ zuzurechnen, die mit 15% gedeckelt sind. Infrastrukturfinanzierungen, also Debt-Investments, zählen nicht darunter.

„Dieses 15% Limit ist sehr niedrig, besonders, wenn es zusätzlich von Managementgebühren in diesem Bereich gedeckelt wird, wie es derzeit in Bern diskutiert wird, dann können wir in dieser Anlageklasse gar nichts mehr machen“, bestätigte Serge Ledermann, stellvertretender CEO und CIO bei Retraites Populaires, einer öffentlich-rechtlichen Einrichtung, welche die öffentlichen Rentengelder im Kanton Vaud (dt. Waadt) verwaltet, für mehrere Pensionskassen mit insgesamt 22 Mrd. CHF.

Er spielte damit auf den Regierungsvorschlag an, der in Zusammenhang mit dem Reformpaket „Altersvorsorge 2020“ diskutiert wird, und mit dem eine Obergrenze für Gebühren für alternative Anlagen in Pensionskassenportfolien eingezogen werden soll.

Deshalb finanziert Retraites Populaires die Errichtung einer Wohnanlage für ambulante Patienten auf einem Spitalsgelände direkt. „Der Kanton stellt das Land zur Verfügung, die Pensionskasse baut und eine Gesellschaft wird es verwalten, wobei die Pensionskasse Miete beziehen wird“, erläuterte Ledermann.

Er fügte hinzu, dass „Pensionskassen in diesem Bereich ideale Partner sein könnten“.

„Über die letzten Jahre gab es eine Umschichtung hin zu privaten Investitionen in Immobilien – weil wir, um die Zielrenditen zu erreichen, abseits der befestigten Wege gehen müssen“, so Ledermann.

Er fügte hinzu, dass die klassische Form des Public Private Partnership (PPP) für Infrastrukturdeals im Kanton Vaud schwierig ist, weil dieses eine „sehr gute finanzielle Lage aufweist“ und damit alle Infrastrukturprojekte selbst finanzieren kann.

„Aber wenn man den Fokus außerhalb des Kantons ausweitet, so gibt es viele Fälle, wo Infrastruktur veraltet und die Renovierungskosten ansteigen. Wir – genauso wie andere Pensionskassen – können anbieten, diese Investitionen zu teilen, wenn die Rendite ausreichend ist“, erläuterte er mit Verweis auf Gespräche mit anderen Lokalbehörden.

Laut dem CIO sollten die Erträge über vergleichbaren festverzinslichen Anleihen liegen und „relativ langweilig“ sein, aber er fügte hinzu „bei 4-6% ist langweilig eigentlich ok“.

Bei Patrimonia hat Cuendet ähnliche Renditeerwartungen von rund 4-5% für gesicherte Infrastrukturinvestitionen.

Allerdings fügte er hinzu, dass nicht alle Investitionen mit dem Label „Infrastruktur“ für die Pensionskasse geeignet sind. Darunter zum Beispiel Energieinvestitionen, „die von der Förderpolitik zu erneuerbaren Energien abhängen, welche nicht vorhersagbar sind und sich über die Zeit verändern können – da fühlen wir uns nicht mehr wohl“.

Für ihn sind Investitionen, die Private-Equity-ähnlich sind, Investitionen in die reale Wirtschaft und bieten einen „gewissen Schutz gegen Inflation“. Ein Problem sei die Notwendigkeit, Vermögen nach dem Marktprinzip zu bewerten, was für Infrastruktur „keinen Sinn“ mache.

Zur Schweizer Debatte um die Schaffung eines sogenannten „Zukunftsfonds“ für Infrastrukturprojekte, der von der Regierung geschaffen werden soll, sprachen sich sowohl Ledermann als auch Cuendet gegen jedweden Zwang für Pensionskassen aus, darin zu investieren.

„Leute glauben, diese Art von Produkt müsse reguliert werden, aber das schränkt die Pensionskassen nur ein“, so Ledermann.

Er fügte hinzu, dass er „keine Ahnung“ habe, wie die Regierung in einem ersten Schwung 7 Mrd. CHF einsammeln wolle, was 1% des gesamten Pensionskassenvermögens in der Schweiz entspreche – vor allem weil „die meisten Pensionskassen dagegen sein werden“.

In einer TED-Umfrage bei der Konferenz sprachen sich rund 50% der Delegierten dafür aus, dass Pensionskassen „zu einem gewissen Grad“ in Infrastruktur investieren sollten, 26% sagten bedingungslos Ja, 20% lehnten solche Investitionen ab.

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HINWEIS: Mehr zum Thema Infrastrukturinvestments lesen Sie auch im neuen IPE II Asset Management Guide 2015, der Mitte Januar erscheinen wird.