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OeNB: ESG „fehlen Best Practice und Marktstandards“

Treasurer der österreichischen Nationalbank sieht „große Unterschiede“ in der Implementierung von ESG durch einzelne Anbieter.

Investoren wird die Risikoseite von Umweltthemen, sozialen Anliegen und Governance immer bewusster, was deren Bedeutung weiter steigert.

„Wir schauen uns Nachhaltigkeit vom Risikogesichtspunkt aus an – wir wollen Klima-, Sozial- und Governance-Risiken nicht ausgesetzt sein, sowohl wegen des Ertrags- als auch wegen des Reputationsrisikos“, sagte Franz Partsch, Direktor Treasury der Österreichischen Nationalbank (OeNB) bei einer Konferenz in Wien.

Beim nun bereits zum vierten Mal von Barbara Bertolini in Wien organisierten „Altersvorsorgegipfel“ für die DACH-Region forderte der OeNB-Treasurer einen höheren Grad der Standardisierung für ESG-Investitionen.

„Als wir vor einem Jahr ein Aktienmandat mit ESG-Benchmark ausgeschrieben haben, haben wir gesehen, dass die technische Umsetzung und vor allem die Implementierung in den Unternehmen selbst große Unterschiede aufweist – auch bei der Ex-post-Messung“, betonte Partsch.

Die OeNB verwaltet selbst ein Portfolio mit 3,1 Mrd. Euro an Reserven und Puffern.

Partsch weiter: „In vielen Bereichen des ESG-Investment fehlen Best Practice und Marktstandards. Wir erwarten Weiterentwicklungen durch Nachfrage, die Asset Manager dorthin bringen.“

Darüber hinaus glaubt die OeNB auch „an die verstärkende Wirkung der Regulierung in dem Bereich“.

In einer Podiumsdiskussion bei der Konferenz warnte jedoch Claudio Gligo gegen zu viel Standardisierung.

Der CIO der Bonus Gruppe (Vorsorgekasse und Pensionskasse), die 2,5 Mrd. Euro verwaltet, hielt fest: „Noch bis vor Kurzem war ESG noch ein Orchideenthema und wurde nicht unbedingt ernst genommen.“

Jetzt, wo es einen anderen Stellenwert bekommen hat, und die Bewusstseinsbildung unter den Investoren voranschreitet, seien Information und harte Fakten zu Portfolio-Inhalten wichtig.

Aber Gligo warnte, dass zu viel Regulierung in diesem frühen Stadium eine Standardisierung auf niedrigem Niveau zur Folge haben könnte: „Wenn es Marktstandards gäbe, dann wäre der Job einfacher, aber lassen wir den Strauß doch einmal größer werden und fangen nicht so früh mit der Standardisierung an. Sonst besteht die Gefahr, dass es nur ein Garbage-in-Garbage-out-Standard wird“, betonte Gligo.

Der CIO der Bonus-Gruppe stimmte Partsch zu, dass „jegliche Risikoanalyse, die ESG-Faktoren nicht berücksichtigt, unvollständig ist“.

Partsch ist überzeugt, dass der Standard-Rating-Prozess und die Einschätzung von ESG-Kriterien in naher Zukunft zusammengeführt werden.

„Für Anleger geht es nicht um den Impact eines Investments, sondern um das Rendite/Risiko-Profil“, so der OeNB-Treasurer.

Da die OeNB Teil eines globalen Netzwerks von Nationalbanken ist, konnte Partsch auch bestätigen, dass es im Bereich ESG „auch starke Entwicklungen in Asien gibt“ und dass die EU mit ihrem Aktionsplan „eine Vorreiterrolle einnimmt“.

„Aktuell gibt es aus Nordamerika weniger Interesse“, ergänzte Partsch abschließend.