„Das Hauptproblem ist derzeit, dass das Vermögen und die Verpflichtungen nicht zusammenpassen“, betonte Günther Schiendl, CIO der größten öster- reichischen Pensionskasse VBV, in seiner Eingangs- rede bei der Konferenz des europäischen Fachver- bandes für öffentlich-rechtliche Pensionskassen.
Er fügte hinzu, dass es derzeit praktisch keine Möglichkeit gebe, die Vermögens-Seite dieser Gleichung anzupassen.
Thomas Url aus dem österreichischen Wirtschafts- forschungsinstitut (WIFO) bestätigte, dass „wir noch ein paar Jahre lang in einem Niedrigzinsumfeld leben werden, vielleicht sogar für Jahrzehnte – und darauf müssen wir uns vorbereiten“.
Schiendl schlägt als Lösung die „Anpassung der Verpflichtungs-Seite“ in Pensions- kassen vor und er rief die Aktuare auf „ein bisschen kreativer zu sein“, wenn es um die Ausgestaltung von Pensionsplänen geht.
„Wir müssen zurück zum Start und wir müssen die Pensionskassen-Mitglieder neu organisieren und die Portfolios nach Aktiven und Rentnern aufteilen“, so die Aussage des VBV-CIOs.
Er erläuterte gegenüber IPE, dass die Absicherung der Aktien, die in den gemischten Portfolios vorgenommen werden muss, um die kurzfristigen Verluste für die Rentner möglichst gering zu halten, zwischen 8% und 9% des Vermögens koste.
„In einem Portfolio, in dem sich ausschließlich junge Mitglieder befinden, könnten wir problemlos über die nächsten Jahrzehnte mit einer Aktienallokation von 50% fahren“, ist Schiendl überzeugt.
Für Neueintritte hat die VBV ein solches Lebenszyklus-Modell, bei dem die Mitglieder nach Alter in bestimmte Risikoportfolien zusammengeschlossen werden, bereits eingeführt. Und laut der Pensionskassengesetz-Novelle in Österreich müssen alle anderen Pensionskassen ähnliche Systeme einführen.
Aber das weiterhin größte Problem bleiben die bestehenden Verträge, die teilweise mit einem Rechnungszins von 6% aufgesetzt worden waren, der im derzeitigen Markt- umfeld nicht erreicht werden kann, was wiederum zu regelmäßigen Pensionskürzungen führt.
„Wir sind dabei, Änderungen zu verhandeln“, bestätigte Schiendl. Er gab aber zu, dass bislang nicht alle Mitglieder von den Anpassungen überzeugt werden konnten.
Seiner Meinung nach sind „Lebenszyklus-Modelle noch nie so wichtig wie heute“ und er schlug eine europaweite Einführung dieses Modells als Standardlösung für jene Menschen vor, die keine eigene Entscheidung zum Risikoprofil treffen.
Allerdings erklärte ein Schweizer Pensionskassenexperte Schiendl nach dessen Rede, dass ein solches System in der Schweiz keine Chance hätte, wo die Idee der zweiten Säule als „Solidargemeinschaft“ zu fest verwurzelt sei.
Der Ökonom Url erwähnte weitere Schritte, die man setzen sollte, um die Pensions- systeme nachhaltiger zu gestalten. Darunter ist die automatische Anbindung des Rentenalters an die Langlebigkeit, sowie der Aufruf „die Unsicherheiten in Zusammen- hang mit den Renten zu verringern“, um junge Leute dazu zu bringen, sich in Sachen Rente zu engagieren.
Url rief die EU auf „grenzüberschreitende Vorsorgeeinrichtungen zu erlauben, um Skaleneffekte ausnutzen zu können“. Er warnte aber auch, dass man nicht allzu viel an Kostenersparnis erwarten dürfe, wie er aus seinen Untersuchungen über die grenzüberschreitende Versicherungswirtschaft weiß.
Desweiteren solle die Industrie „Produkte entwickeln, die nicht so sensibel auf das Niedrigzinsumfeld reagieren“ und „Garantien streichen, die nicht erreicht werden können“.