Foundation | Welcome

Menu


„Oftmals werden von Unternehmensseite Partikularinteressen verfolgt“

Institutional Investment-Chefredakteur Frank Schnattinger sprach mit Dr. Stephan Howaldt, Chief Executive bei Hermes Focus Asset Management Europe Limited in London über das Thema Shareholder Engagement und die Strategie der Hermes Focus Funds.

Institutional Investment: Herr Howaldt, was genau steckt bzw. wer steht hinter Hermes?
Howaldt: Hermes selbst tritt als eigenständiger Fondsverwalter am Markt auf, ist jedoch auch gleichzeitig Verwaltungsstelle des Pension Scheme der British Telekom (BT). Dort wurden auf Grund der entsprechenden Größe schon immer viele Investmentaktivitäten in Eigenregie gemanagt. Diese Aktivitäten wurden vor rund 10 Jahren im Hermes umbenannt, womit auch die Akquise externer Kundengelder einher ging. Am besten gelang dies bei den Focus Funds, über die wir später noch sprechen sollten.

Institutional Investment: Wie steht es um die Assets under Management bei Hermes?
Howaldt: Hermes verfügt aktuell über rund 100 Mrd. Euro Assets under Management, davon jeweils rund die Hälfte vom BT Pension Scheme bzw. von anderen Investoren. Wir sind relativ stark in Aktien – insgesamt gut 60% - und Immobilien, wo wir für UK-Verhältnisse eine hohe Quote von rund 12,5% halten. Darüber hinaus sind wir mittlerweile mit mehr als einem Prozent unserer Assets in den Bereichen Hedgefonds, Rohstoffe und Private Equity vertreten. Zu betonen ist in diesem Zusammenhang auch, dass wir oftmals sehr stark indexnah, gerade in Aktienbereich, investieren.

Institutional Investment: Welche Idee steckt hinter Ihren Focus Funds?
Howaldt: Wie gerade erläutert wird ein Großteil unserer Gelder indexnah investiert. Das heißt wir investieren in die Top-Performer, aber auch in die schlecht performenden Unternehmen. Hermes als großer Investor hat sich daher entschlossen, eine Corporate Governance-Abteilung aufzubauen, die sich insbesondere um diese „Bottom-Quartile“ Unternehmen kümmert.

Institutional Investment: Das heißt...
Howaldt: Es kommt uns darauf an, ob es interne Gründe gibt, warum ein Unternehmen schlecht performt. Wenn dem so ist, versuchen wir Gesprächspartner für das Unternehmen zu sein. Im Gegensatz zu den meisten anderen Marktteilnehmern die ihr Geschäft allein im kaufen und verkaufen von Wertpapieren verstehen.

Institutional Investment: Die Geburtsstunde der Focus Funds?
Howaldt: Letztendlich ja, denn eine entsprechende Arbeit ist sehr aufwendig. Daher kam es zur Idee die Interessen mehrerer in Form eines derartigen Fonds zu poolen und eine entsprechende Beteiligungshöhe zu erreichen, wo der Aufwand tatsächlich Sinn macht. Keinen Sinn würde es machen, 0,1% der Anteile zu halten und hier 100% der Arbeit zu übernehmen.

Institutional Investment: Welche Fonds existieren hier mittlerweile?
Howaldt: Zunächst wurde dieses Konzept 1998 mit unserem UK Focus Fund eingeführt, der derzeit rund 850 Millionen Pfund verwaltet, dazu kam 2002 ein UK Smaller Companies Focus Fund speziell für den Small Cap-Bereich. Ebenfalls 2002 wurde unser European (ex UK) Focus Fund lanciert. Darüber hinaus sind wir seit rund anderthalb Jahren in Japan gemeinsam mit Nippon Life vertreten.

Institutional Investment: Welche Anleger sind in Ihren Fonds vertreten?
Howaldt: Pensionsfonds und andere institutionelle Anleger aus aller Welt, darunter auch aus Deutschland, Frankreich, Holland und Skandinavien.

Institutional Investment: Gehen wir etwas ins Detail. Was sind typische Problem- bzw. Themenkomplexe um die Sie sich im Rahmen der Focus Funds kümmern?
Howaldt: Wir kümmern uns hier um vier wesentliche Themenkomplexe: Strategie, also im wesentlichen um Fragen rund das Unternehmensportfolio, Kapitalstruktur, also beispielsweise Dinge wie einen zu hohen oder auch zu niedrigen Verschuldungsgrad, Zusammensetzung der Organe, wie z.B. die des Aufsichtsrats oder aber natürlich auch des Vorstands, und schließlich das Thema Corporate Governance.

Institutional Investment: Wie sehen Sie diesbezüglich Deutschland im internationalen Vergleich?
Howaldt: Deutschland ist im internationalen Vergleich zumindest nicht zurückgefallen. Mittlerweile hat sich ja in fast jedem Land ein Corporate Governance Kodex herausgebildet und auch der deutsche ist im Prinzip gut. Manches Problem ist noch nicht angepackt worden, weil es im bestehenden gesetzlichen Rahmen nicht möglich war und sich die deutsche Kodex Kommission innerhalb der gesetzlichen Rahmenbedingungen bewegen sollte. Ich nenne hier nur die Größe des Aufsichtsrats, der manchmal schon deutlich über ein Dutzend Personen gehen kann.

Institutional Investment: Stichwort Shareholder Engagement: Wie lange ist das Thema international bereits evident und am Markt präsent?
Howaldt: Es kommt auf die Definition an. Die grundsätzliche Ausübung von Stimmrechten ist ein Thema, das bereits seit den 90er Jahren verstärkt zu beobachten ist. Echtes Shareholder Engagement in dem Sinne, dass sich institutionelle Investoren verstärkt einschalten, wenn es Probleme mit der Performance bei Unternehmen gibt, ist erst seit 2000/2001 zu sehen, was damit zu tun hat, dass es nicht einfach darstellbar ist. Sie brauchen die entsprechenden Kapazitäten und vor allem die richtigen Leute um es darstellen zu können. So gibt es meines Wissens bis heute keine große Institution die spezielle Shareholder Engagement Fonds wie Hermes betreiben.

Institutional Investment: Wie gehen Sie in diesem Zusammenhang mit Hedgefonds um, die in Sachen „Activism“ ja oftmals in die gleiche Richtung stoßen, jedoch sehr viel aggressiver und kurzfristiger denken?
Howaldt: Auch bei Hedgefonds gibt es gute und schlechte Manager. Nicht alle denken nur kurzfristig und viele bemühen sich oftmals um ähnliche Dinge wie wir. Ich gebe Ihnen allerdings recht, dass eine Großzahl von ihnen tendenziell kurzfristig denkt und aggressiver am Markt vorgeht.

Institutional Investment: Wie würden Sie Ihre Aktivitäten über die Jahre beschreiben, wird es leichter oder eher schwerer Zugang zu den Unternehmen zu finden?
Howaldt: Der Umstand dass Aktionäre mittlerweile öfters die Stimme heben, macht uns die Sache grundsätzlich etwas einfacher. Wenn allerdings zuviel Wind um eine Sache gemacht wird, macht uns das unsere Mission auch nicht unbedingt leichter.

Institutional Investment: Herr Howaldt, besten Dank für diese Einblicke.