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Paukenschlag der SNB - Schweizer Pensionskassen verlieren 30 Mrd. Schweizer Franken

Die Schweizer Finanzbranche ist geschockt, nachdem die Schweizer Nationalbank (SNB) vergangene Woche überraschend entschieden hatte, die Bindung des Schweizer Franken an den Euro aufzuheben. Dennoch zeigten die Verantwortlichen bei den Pensionskassen durchaus Verständnis für den Schritt der SNB.

Die zweite Säule der Altervorsorge hatte durch die Entscheidung kurzfristig schwere Verluste hinzunehmen. Die PKE, die Pensionskasse für den Energiesektor, informierte ihre Mitglieder sogleich, dass die plötzliche Ankündigung der SNB einen Einschnitt im Deckungsgrad um 2% hervorgerufen hat.

Aber die Pensionskasse betonte auch, dass diese kurzfristigen Verluste durch Rückstellungen gedeckt seien und dass die langfristige Veranlagungsstrategie der Pensionskasse unverändert bleibe.

Die größte Schweizer öffentlich-rechtliche Pensionskasse Publica hielt fest, dass sie den Schritt der SNB insgesamt als „verantwortungsbewusst“ sieht. „Aufgrund der Tatsache, dass PUBLICA die Währungen der Industrieländer vollständig absichert, waren wir vom gestrigen Währungsverlust nicht direkt betroffen. Indirekt sind wir durch unsere Aktieninvestitionen in der Schweiz davon betroffen“, so Direktor Dieter Stohler.

Viele andere Pensionskassen sind noch dabei, den Schaden zu evaluieren und wollten sich zunächst nicht äußern. Aber Towers Watson berechnete basierend auf den Portfolios der Mitglieder des Schweizer Pensionskassenverbandes Asip eine deutliche Schwächung der Deckungsgrade. Peter Zanella, Geschäftsführer des Beratungsunternehmens in der Schweiz, schätzt, dass über 30 Mrd. CHF (24,5 Mrd. Euro) Pensionskassenvermögen vernichtet worden sind“.

Durchschnittlich hätten Schweizer Pensionskassen Verluste von 4% nach der Entscheidung der SNB erlitten, wobei die Berechnungen auf einem Median-Portfolio aus der Asip-Stichprobe basiert, welches rund 25% ungesicherte Währungen beinhaltet. Die Ergebnisse wurden dann auf das gesamte Vermögen in der zweiten Säule von 750 Mrd. CHF hochgerechnet.

Der Markt habe gleich nach der Ankündigung mit einer Abschwächung des Euro gegenüber des Schweizer Franken um 13% reagiert. Der Dollar hat um 12% gegenüber der Schweizer Währung verloren und Schweizer Aktien verloren rund 9% an Wert, so Towers Watson.

„Es fragt sich natürlich, ob die negative Marktentwicklung nur eine vorübergehende überschießende Reaktion darstellt oder ob sich dies nachhaltig so weiterentwickeln wird. Vieles spricht für das Letztere und würde für einige Pensionskassen bedeuten, dass sie ihre Verzinsungsentscheide unter Umständen wieder revidieren wollen“, so Zanella.

Außerdem hielt er fest, dass die Deckungsgrade weiter fallen werden, weil die Entscheidung der SNB auch eine weitere Absenkung des Leitzinses auf -0,75% beinhaltet. Laut seiner Schätzung werden sich die Verpflichtungen um weitere 3-4% erhöhen weil Renditen auf hochwertige Anleihen um weitere 11 Basispunkte fallen werden.

Heinz Rothacher, Geschäftsführer bei der Schweizer Beraterfirma Complementa, glaubt ebenfalls, dass die Schweizer Pensionskassen durch die Entscheidung zwischen 2% und 6% ihres Vermögens verloren haben. Aber er fügte hinzu, dass solche Marktturbulenzen auch Chancen bieten, um sich in unterbewertete Titel einzukaufen.

Viele Beratungsunternehmen warnten Pensionskassen davor, übereilte Entscheidungen bezüglich Portfolio-Anpassungen zu treffen.

Auch Hanspeter Konrad, Direktor des Asip, sagte, eine aussagekräftige Bewertung der aktuellen Lage sei ohnehin erst in ein paar Tagen – nach einer Beruhigung der Situation – möglich.

Willi Thurnherr, Head of Retirement bei Mercer Schweiz, sagte, einige Pensionskassen hätten „darauf vertraut, dass die Schweizer Nationalbank für sie die Absicherung gegenüber dem Euro übernimmt“ und seien jetzt enttäuscht worden. Er sagte, Pensionskassen sollten nun ihre Anlagestrategie und ihre Umsetzung analysieren, rät jedoch von „blindem Aktionismus“ ab.

Bei PPCmetrics zeigten sich die Analysten optimistischer und hielten fest, dass diese Entscheidung der SNB früher oder später habe kommen müssen, wenn die Bank ihre Autonomie in Sachen Geldpolitik bewahren will.

Alfred Bühler und Andreas Reichlin, Partner bei PPCmetrics, sagten, der Schritt habe die „Glaubwürdigkeit der SNB im Markt gestärkt“. Sie riefen Investoren dazu auf, das Währungsrisiko in einem größeren Portfoliokontext zu betrachten, da die jüngsten Entwicklungen gezeigt hätten, wie Währungsänderungen Aktien betreffen können.


Legg Mason sagte, dass die SNB-Entscheidung die Märkte „völlig unvorbereitet getroffen“ habe. Die Analysten bei Axa Investment Managers sprachen von einem „kühnen Schritt“.

Die Analysten bei Legg Mason sind zudem überzeugt, dass dies der erste von weiteren Schritten der SNB sein könnte, vor allem weil die EZB „höchstwahrscheinlich ein „Quantitative Easing“ einsetzen werde.


Clear Treasury sagte, dass es „kein Warnzeichen der SNB in irgendeiner Form“ gegeben habe, hielt aber fest, dass es mit dieser Entscheidung für die Märkte klar ist, dass die EZB nächste Woche ein QE ankündigen werde.

Viele Analysten sind gespannt, ob die SNB wieder einschreiten wird, wenn die Parität der Währungen erneut gebrochen wird, so Bill Street, Head of Investments EMEA bei State Street Global Advisors.