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PK-Branche sieht bAV als „Kollateralschaden“ der EZB-Politik

Der Zins auf deutsche 10-jährige Bundesanleihen ist vergangene Woche – am 14. Juni – zum ersten Mal ins negative gerutscht – für Anbieter von betrieblicher Altersvorsorge (bAV) war das nicht überraschend und hilft kurzfristig sogar.

„Das weiter fallende Zinsniveau hat die Renditen unseres bestehenden Bond-Portfolios steigen lassen“, bestätigte Andreas Csurda, Geschäftsführer der österreichischen Allianz Pensionskasse, die für diverse Betriebe derzeit rund 620 Mio. Euro verwaltet.

„Aber die wahre Tragödie ist das anhaltende Niedrigzinsumfeld selbst“, betonte Csurda gegenüber unserer Redaktion.

Er hielt fest, dass die 7-jährigen deutschen Bundesanleihen schon seit einiger Zeit negativ waren und dass das Fallen des Zinses der 10-jährigen Anleihen von 0,2% auf -0,1% nur „rechnerische Kosmetik“ sei.

„Das wirkliche Problem ist langfristig, dass das Niedrigzinsumfeld der kapitalgedeckten Altersvorsorge nicht hilft“, so Csurda.

Er kritisierte die EZB vorsichtig und argumentierte, dass die positiven Effekte der derzeitigen Zinspolitik nicht sichtbar seien und es „unklar ist, wie sie helfen kann“.

Csurda hielt fest, dass die österreichischen Pensionskassen tatsächlich „eher gesegnet“ sind, weil sie keine Garantieverpflichtungen haben.

„Das ist für Vorsorgekassen, die die Beiträge garantieren müssen, und natürlich für Lebensversicherer ganz anders“, fügte er hinzu.

Insgesamt befürchtet Csurda, dass die Zinspolitik der ECB „langsam vieles zerstört, dass über die letzten Jahre in Europa zur Stärkung der kapitalgedeckten Altersvorsorge erreicht wurde“.

Viel härtere Worte fand in diesem Zusammenhang Peter Eichler, Vorstandsmitglied des österreichischen Versicherers Uniqa, beim Investorengipfel, der von Barbara Bertolini, Anfang Juni in Wien organisiert worden war.

Die neue Politik der EZB Unternehmensanleihen zu kaufen „zerstört diesen Markt und Vorsorgeeinrichtungen sind die Kollateralschäden“, so der Uniqa-Vorstand.

Eine mögliche „Vernichtung eines kapitalgedeckten Verfahrens nimmt man in Kauf“, sagte er weiter. Die Uniqa ist Miteigentümerin der österreichischen Pensionskasse Valida.

Für Christian Böhm, Geschäftsführer der österreichischen APK Pensionskasse liegt eines der Probleme in der europäischen Gesetzgebung und im Aufsichtsrecht in der Bewertung einzelner Assetklassen: „Alle Stresstests basieren auf VaR-Modellen und sind immer rückblickend. Das heißt, dass z.B. Staatsanleihen extrem überbewertet sind“, sagte er bei dem Gipfel.

Er kritisierte, dass „diese Sichtweise uns im Moment nicht hilft“ und fügte hinzu, dass er auf eine „Änderung der Bewertungen durch einen europäischen Dialog“ hofft.

Aber Böhm, dessen Pensionskasse rund 4,2 Mrd. Euro verwaltet, betonte auch die Verantwortung, die Versorgungseinrichtungen in diesem Umfeld haben: „Altersvorsorge ist nicht risikofrei und wir müssen das Vermögen so verwalten, dass wir genügend Risiko in den Büchern haben, um ausreichende Renditen zu erwirtschaften.“

„Wenn uns das nicht auf einer rollierenden Mehrjahresbasis gelingt, dann sind wir als Institutionen obsolet“, so Böhm abschließend.