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Rürup: Kapitalgedeckte Zusatzrenten wichtig in Zeiten von Lohnstagnation

Der Rentenexperte warnt, kapitalgedeckte und umlagefinanzierte Systeme gegeneinander auszuspielen.

Über die letzten Jahre verzeichneten die meisten OECD-Länder keine Lohnsteigerung bei gleichzeitig deutlich sinkenden Arbeitslosenquoten. Deshalb müssen umlagefinanzierte Systeme durch kapitalgedeckte Zusatzpensionen aufgestockt werden.

Das ist eine der wichtigsten Aussagen aus einem Vortrag, den Prof. Bert Rürup vergangene Woche in Wien gehalten hat.

„Weil das Lohnniveau effektiv sinkt, brauchen wir alternative Finanzierungsquellen für Renten“, erläuterte der Rentenexperte.

Durch niedrigere Löhne sinken auch die realen Beiträge in den meisten kapitalgedeckten ersten Säulen und damit schrumpfen die Reserven für aktuelle Auszahlungen – aber auch das zukünftige Rentenniveau.

Zusätzlich, vor allem in Ländern wie Österreich, zahlen viele Menschen viel kürzer in das staatliche System ein, weil ihre Ausbildungsphase länger dauert.

„Unter diesen Umständen macht es Sinn, die kapitalgedeckten Systeme auszubauen“, so Rürup.

Allerdings warnte er davor, umlagefinanzierte und kapitalgedeckte Systeme gegeneinander auszuspielen: „Die zwei Systeme miteinander konkurrieren zu lasen funktioniert nicht, das wurde mit der Riester-Rente in Deutschland bis vor rund fünf Jahren versucht; aber der Schlüssel ist Kooperation.“

Laut Rürup war es einer der Geburtsfehler der staatlich gestützten Riester-Rente, dass diese konzipiert war, die Rente aus der ersten Säule zu ersetzen, ohne den Abschluss einer Riester-Rente jedoch obligatorisch zu machen.

Er betonte, dass kapitalgedeckte Systeme auch im derzeitigen Niedrigzinsumfeld Sinn machen – und zwar aus zwei Gründen: „Mit einem kapitalgedeckten System kann man auch die Erwerbstätigkeit in anderen Ländern anzapfen.“

„Außerdem glaube ich, dass das Niedrigzinsumfeld 2019 enden wird, aber es sollte nicht zu schnell passieren“, so Rürup.

Allerdings bestätigte er: „Das Niedrigzinsumfeld ist nicht sehr sexy für kapitalgedeckte Renten – vor allem nicht, wenn sie versicherungsförmig sind.“

Aber er rief die Versicherer auf, sich innerhalb des regulatorischen Rahmens zu „emanzipieren“ in dem sie sich in der Asset Allokation weg von Staatsanleihen bewegen: „Solvency II ist eine Platin-Kreditkarte für Länder und das ist ein Problem. Aber kapitalstarke Versicherer haben sich davon emanzipiert und investieren in Aktien oder Infrastruktur.“