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Schottland sagt „NO“ – was sind die Folgen?

Das schottische Volk hat sich gegen eine Unabhängigkeit vom Vereinigten Königreich entschieden. Welche Folgen hat dies für die Kapitalmärkte? Wir haben die wichtigsten Kommentare aus der Asset Management-Industrie hierzu zusammengefasst.

„Die zuletzt von London in Aussicht gestellten Zugeständnisse und die Drohungen von Unternehmen sich aus Schottland zurückzuziehen, haben viele Schotten zum Umdenken gebracht haben. Offensichtlich war eine Mehrheit nicht breit, die politische und wirtschaftliche Unsicherheit in Kauf zu nehmen, die auf die Zustimmung zur Unabhängigkeit gefolgt hätte“, kommentierte Johannes Müller, Chief Investment Officer (CIO) für Deutschland bei der Deutschen Asset & Wealth Management. „Die Schotten haben sich in einer Herzensangelegenheit für den ökonomisch klügeren Weg entschieden. Sicherlich ist das Votum für den Verbleib im Vereinigten Königreich ein Sieg der Vernunft und der Rationalität."

Letztlich haben seiner Ansicht nach Unabhängigkeitsbefürworter und -Gegner gewonnen. Die Befürworter, weil das Vereinigte Königreich erhalten bleibt. Die Gegner, weil sie durch die vielen Zugeständnisse trotz allem erheblich mehr Autonomie erreicht haben. „Dieses Ergebnis sollte für Erleichterung an den Finanzmärkten sorgen. Aktien, und das britische Pfund dürften nun ihre schwache Entwicklung der jüngsten Vergangenheit wieder wettmachen. Britische Aktien haben zuletzt deutlich schwächer tendiert als ihre Pendants auf dem Kontinent – nicht zuletzt aufgrund der Unsicherheit aufgrund des Referendums. Diese Unsicherheit sollte weichen“, so Müller abschließend.

Sal. Oppenheims Chefvolkswirt Dr. Martin Moryson stellt die Frage, ob das „No“ ein tatsächlich so eindeutiger Erfolg ist. Schließlich hätten die drei großen britischen Parteien den Schotten auf den letzten Metern des Wahlkampfes weitreichende Zugeständnisse in Sachen Autonomie gemacht. Hierhinter könnten Sie jetzt nicht mehr zurück. Bei den konkreten Verhandlungen über eine Übertragung von Entscheidungsbefugnissen in Sachen Steuern und Gesundheitssystem dürften sich nicht nur die Nordiren und Waliser fragen, ob sie nicht mehr herausholen könnten; auch für die Engländer stellt sich nun dieselbe Frage. Für einen föderalen Staat sind aber die beteiligten Länder zu heterogen. „Großbritannien wird aus diesem Prozess sicherlich nicht gestärkt hervorgehen“, so seine These.

Für Europa, so Moryson, sei das Ergebnis aber eine große Erleichterung: Andere Separatistenbewegungen, die Hoffnungen auf eine schottische Vorreiterrolle gegründet hatten, dürften ihre Pläne jetzt erst einmal ad acta legen. Überdies hat die Wahrscheinlichkeit für ein Ausscheiden der Briten aus der EU hat abgenommen - schließlich seien die Schotten im Schnitt pro-europäischer eingestellt als die Engländer.

Auch Peter Hensman, Global-Macro-Stratege, und Paul Brain, Leiter des Rentenbereichs von Newton Investment Management sehen insbesondere Großbritannien weiter unter Spannung. Zwar sei mit dem Nein des Unabhängigkeitsreferendums in Schottland einige der unmittelbaren Unsicherheitsfaktoren vom Tisch, die mit dem Ende des seit 300 Jahren bestehenden Staatsverbunds verbunden gewesen wären. Dennoch dürften der knappe Ausgang und die in der letzten Phase der Kampagne aufgebauten Spannungen doch spürbar nachwirken. „Die politische Unsicherheit wird vorerst anhalten, da die aus der Panik heraus gemachten Zusagen, dem schottischen Parlament mehr Macht zu übertragen, nun durch das Parlament gebracht werden müssen. Nicht nur werden andere Regionen innerhalb des Vereinten Königreichs tunlichst darauf achten sicherzustellen, dass ihre Unterstützung der Dezentralisierung entsprechend gewürdigt wird. Auch die unabhängigkeitsbefürwortenden Parteien SNP und UKIP werden optimistisch auf die Wahlen im Mai nächsten Jahres schauen und sich zweifellos in ihren Erwartungen größerer Zugewinne bei den landesweiten Wahlen bestärkt sehen.“

Den Blick auf die gemeinsamen Interessen forderte Martin Gilbert, Chief Executive von Aberdeen Asset Management, in seinem Kommentar zum Wahlausgang: „Beide Seiten in der Unabhängigkeitsdebatte müssen nun zusammenkommen, damit Schottland vom heutigen Tage an vereint voranschreiten kann. Schottland ist schon lange ein Weltmarktführer in Wirtschaftssektoren wie Öl, Gas, Whisky und Investment. Die Aufgabe ist nun, das Wachstum der restlichen Wirtschaft zu fördern, mithilfe der starken Unterstützung von Politikern aller Parteien.“