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Schweizer Institutionen besorgt über Einfluss von QE auf Anleihenrenditen

Asip hält fest: „Risikolose Anlagen kosten.“ Zehnjährige „Eidgenossen“ rentieren aktuell nur noch positiv, wenn Deflationserwartungen eintreffen.

 

Institutionelle Investoren in der Schweiz sind nicht glücklich über die allererste Ausgabe von 10-jährigen Staatsanleihen mit Negativrenditen in Europa. Aber sie sehen auch die Notwendigkeit, dass sich die Schweiz an das Umfeld in der Eurozone anpasst.

Die Pensionskassenvereinigung Asip hielt in einem Statement fest: „Auf risikolosen Anlagen in CHF wird nicht nur kein Geld mehr verdient - es kostet sogar.“

In der vergangenen Woche wurden 230 Mio. Schweizer Franken (umgerechnet rund 220 Mio. Euro) in 10-jährigen Schweizer Staatsanleihen, sogenannten „Eidgenossen“ ausgegeben, zu einer negativen Verfallsrendite von -0,055%.

Die Asip betonte, dass dies „die schwierige Situation von Pensionskassen zur Zeit aufzeigt“, weil es immer schwerer werde, die Verpflichtungen zu erfüllen.


Rolf Ehrensberger, Anlagevorstand bei der Schweizer Pensionskasse für den Energiesektor PKE sagte, er sei „nicht überrascht gewesen“, dass die Schweiz das erste Land auf dem europäischen Kontinent sei, das entsprechende Anleihen mit einer negativen Rendite ausgibt, nach allem, was in den vergangenen Monaten passiert sei.

Er fügte hinzu, dass „die Auswirkungen auf alle Sparer, insbesondere institutionelle Investoren, gravierend“ seien und dass man sich noch vor ein paar Jahren „eine solche Situation nicht hätte vorstellen können“.

Ehrensberger zeigte sich, wie viele anderen Investoren, überzeugt, dass das Niedrigzinsumfeld noch „einige Zeit“ anhalten wird.“

Er bestätigte, dass die PKE die 10-jährigen Eidgenossen nicht kaufen werde. Man habe das auch in den vergangenen Jahren nicht oft getan: „Traditionelle haben wir eine relativ hohe Aktienquote – verglichen mit anderen Schweizer Pensionskassen.“

Derzeit sind 40% des Portfolios, in dem insgesamt 9 Mrd. CHF verwaltet werden, in Aktien investiert und das wird sich seiner Aussage nach wahrscheinlich auch nicht ändern.

Ehrensberger sagte, dass es „eine gute Entscheidung gewesen“ sei, stark in Aktien zu investieren. Nicht nur weil die Märkte in den vergangenen Jahren gut gelaufen seien, sondern auch, weil die Pensionskasse jetzt nicht dem Markt nachlaufen müsse und weniger Konkurrenz von anderen Investoren habe.

Tatsächlich ist es wegen der regulatorischen Deckelung der Aktienquote so, dass die PKE das gute Marktumfeld sogar nutzen kann, um einige Aktien zu verkaufen.


Eric Breval, Geschäftsführer des Schweizer Sozialversicherungsfonds AHV betonte, dass dieser Reservefonds der ersten Säule in einer ähnlichen, sehr schwierigen Situation wie andere institutionelle Investoren sei.

Er erläutere, dass die Ausgabe der ersten 10-jährigen Staatsanleihen mit negativer Rendite den diversen Quantitative Easing-Maßnahmen der EZB geschuldet sei, sowie dem Umstand, dass die „Schweiz als ‚Safe Haven’ gesehen wird, insbesondere inmitten von Europa“.

Breval wies darauf hin, dass die negative Rendite auch eine „erwartete Deflation“ widerspiegelt, da Bond-Investoren immer auf die Realverzinsung schauen.


Lukas Riesen, Partner beim Schweizer Beratungsunternehmen PPCmetrics, bestätigte, dass sich in der Schweiz „die Konsumentenpreise sich in den letzten 12 Monaten um 0,9% reduziert haben“. Das bedeutet, dass für Investoren, die langfristig an Deflation glauben, „paradoxerweise die erwartete reale Rendite dieser Bundesanleihe nach wie vor im positiven Bereich liegt“.

Von einer nicht-Schweizer Perspektive aus, sagte Carl-Heinrich Kehr, Principal bei Mercer Deutschland, dass ein „völliger Ausstieg aus Staatsanleihen sicherer Emittenten angesichts der Rückschlagsgefahren bei Aktien und Unternehmensanleihen nicht geboten“ sei.

Allerdings empfahl er, gerade mit Blick auf die Schweiz, „aufgrund der Negativzinsen und sehr tiefer Rendite gepaart mit einer hohen Duration (die Duration des Swiss Bond Index beträgt aktuell ca. sieben Jahre, Anm. der Redaktion), Schweizer Obligationen in CHF zu Gunsten von Satelliten umzuschichten“, wie z.B. „mehr in die Alternativen oder aber High Yield, Senior Loans, Corporates oder auch Schwellenländeranleihen“.

„Das Gebot der Stunde erscheint, sich auf niedrige Zinsen für längere Frist einzustellen, die Diversifikation insbesondere in Alternatives weiter auszubauen und sich auf mögliche temporäre Rückschläge einzustellen“, so Kehr abschließend.