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Schweizer Pensionskassen wehren sich gegen vorschnelle „Untergangsstimmung“

Pensionskassenvertreter betonen, das System könne sich an das Niedrigzinsumfeld anpassen.

Kurz nach der erstmaligen Ausgabe von 10-jährigen Schweizer Staatsanleihen mit negativer Rendite, machen die meisten Schweizer Pensionskassen derzeit eine Bestandsaufnahme und wägen ihre Optionen ab, in Bezug auf Änderungen in der Asset Allokation oder auch bei Verpflichtungen.

„Das System selbst ist weiter gut – es muss nur an die Realität angepasst werden“, sagte Lukas Riesen, Partner bei PPCmetrics.

Christoph Ryter, Präsident des Pensionskassenverbandes Asip, hielt fest, dass viele technische Anpassungen bereits vorgenommen worden sind – vor allem in jenen Pensionskassen, die überobligatorische Vermögen verwalten, was die Mehrheit der Vorsorgeeinrichtungen ist.

„Deshalb sehe ich keinen Pleitegeier über den Pensionskassen kreisen, sie können sich an die Situation anpassen“, so Ryter.

In Bezug auf Medienberichte über bevorstehende Ausfinanzierungsprobleme bei Pensionskassen hielt Olivier Vaccaro, Consulting Partner bei Aon Hewitt, fest: „Selbstverständlich wird es ein großes Problem geben, wenn das derzeitige Umfeld bestehen bleibt – aber Pensionskassen reagieren darauf: Sie sehen sich das Design ihrer Vorsorgeversprechen an, Möglichkeiten zum De-Risking und die Anwendung konservativerer technischer Parameter.“

Ein Beispiel ist die PK SBB, die Pensionskasse der Schweizer Bundesbahnen, die vor einigen Monaten angekündigt hat, den Rechnungszins und den Umwandlungssatz zu senken und außerdem auf Generationentafeln umzustellen.

Aber Markus Hübscher, Geschäftsführer der PKSBB, bestätigte gegenüber unserer Redaktion, dass „die Zinsen schneller fallen, als wir unsere technischen Parameter anpassen können“. Er fügte hinzu, dass die SBB sich gegen mehr Risiko in der Asset Allokation ausgesprochen habe, um spätere Nachzahlungen zu vermeiden.

Jedoch habe sich das Unternehmen entschieden, die Absenkung der technischen Parameter und damit drohende Kürzungen von Pensionszusagen finanziell abzufedern.

Hübscher bestätigte, dass die derzeitige Debatte über Negativzinsen und das schwierige Marktumfeld geholfen hat, den Mitgliedern die gesetzten Maßnahmen zu erläutern.

Peter Zanella, Geschäftsführer bei Towers Watson Schweiz, glaubt sogar, dass das Marktumfeld die öffentliche Meinung positiv beeinflussen könnte, wenn es um notwendige Anpassungen des Systems im Rahmen des Reformpakets „Altersvorsorge 2020” geht.

Unterdessen hat die Schweizer Nationalbank (SNB) letzte Woche entschieden, dass die größte Schweizer Pensionskasse, Publica, sowie die hauseigene Pensionskasse nun ebenfalls für Depots bei der Nationalbank zahlen müssen.

Die Publica zeigte sich in einem Statement „enttäuscht“ über die Entscheidung, fügte aber hinzu, dass sie im Hinblick auf die Debatte in der Schweiz „verständlich“ sei.

Sie hielt aber auch fest, dass der Effekt auf die Pensionskasse nicht überbewertet werden sollte, da dies nur ein Liquiditätskonto sei.

Im Februar hatte die Schweizer Nationalbank einen Negativzins von 0,75% auf Konten die Banken bei der SNB halten eingeführt. Ausgenommen waren im Vorsorgesegment nur die AHV, Publica und die eigene Pensionskasse der SNB.

Dieter Stohler, CEO der Publica, bestätigte gegenüber unserer Redaktion, dass die Entscheidung der SNB die „Situation der Publica nicht signifikant verändert“, weil die 38 Mrd. Schweizer Franken an verwaltetem Vermögen weiterhin breit diversifiziert angelegt werden.