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„Shareholder for Change“ wollen „aggressive Steuervermeidung“ aufdecken

Eine neue Vereinigung kleiner institutioneller Investoren aus Deutschland, Italien, Frankreich, Spanien und Österreich will sich auch ESG-Nischenthemen annehmen.

Ein großes Unternehmen soll für aggressive Steuervermeidung im Herbst an den Pranger gestellt werden.

Das hat die junge Vereinigung für aktive Aktienveranlagung „Shareholders for Change“ (SfC) bei einer Präsentation in Wien angekündigt.

Die Gruppe, die im vergangenen Dezember gegründet worden war, berät derzeit, welches Unternehmen in einem Bericht exemplarisch für seine Steuervermeidungsstrategie kritisiert werden soll.

„Wir schauen uns auch unterbeleuchtete Themen an, wie Menschenrechte, Arbeitsrechte und aggressive Steuervermeidung,“ so Tommy Piemonte, Leiter Nachhaltigkeits-Research bei der deutschen „Bank für Kirche und Caritas“, einem der Gründungsmitglieder von SfC.

„Wir machen Engagement nicht um des Engagements Willen, sondern weil wir auch glauben, dass Themen wie Steuervermeidung ein finanzielles Risiko für unsere Investitionen darstellen“, so Piemonte weiter.

Die weiteren Gründungsmitglieder von SfC sind alle kleinere institutionelle Investoren aus Deutschland, Frankreich, Spanien, Italien und Österreich mit insgesamt rund 22 Mrd. Euro verwaltetem Vermögen.

In den ersten sechs Monaten des Jahres hat die Gruppe bereits mit 15 großen institutionellen Investoren einen Engagement-Prozess begonnen, wobei die Themen von kohlebasierter Energieproduktion bis zu Menschenrechten und dem Fehlen von Plänen für eine nachhaltigere Firmenstrategie in der Zukunft reichten.

Vertreter von SfC haben dafür entweder bei der Hauptversammlung des jeweiligen Unternehmens vorgesprochen oder sich direkt mit dem Management ausgetauscht.

„Die Unternehmen hören dich viel mehr, wenn du als kleiner Investor nicht mehr nur deinen eigenen Aktienanteil vertrittst, sondern auch etliche andere kleine Investoren“, bestätigte Mauro Meggiolaro, verantwortlich für Shareholder Engagement bei der italienischen Fondazione Finanza Etica.

Er fügte außerdem hinzu, dass es für kleine institutionelle Investoren wichtig sei, sich von gleichgesinnten Investoren vertreten zu lassen:

„Einige der Shareholder Engagement Plattformen sind zu groß und zu bürokratisch geworden – deshalb haben wir uns mit anderen zusammengetan und Shareholders for Change gegründet.“

Bei SfC habe jedes Mitglied „die gleiche Stimme“ und alle machen Vorschläge für Engagement-Prozesse, die dann, je nach Konsens und Ressourcen von den Vertretern im jeweiligen Land durchgeführt werden.

Entscheidungen über Maßnahmen, die bei Hauptversammlungen, Abstimmungen und zu möglichen Verkäufen von Anteilen gefällt werden, sind für die Mitglieder nicht bindend.

Meggiolaro bestätigte, dass SfC nach neuen Mitgliedern suche, mit dem Ziel eines in jedem europäischen Land (nicht nur EU) zu haben.

Aber die Gruppe sucht sich die Mitglieder vorsichtig aus und die Gründungsmitglieder sind sich einig, dass sehr große Investoren kaum in die Gruppendynamik passen würden.

SfC meldet sich auch bei Unternehmen zu Wort, wo kein Gruppenmitglied einen Aktienanteil hält, um die Aktionäre auf problematische Themen in der Unternehmenspolitik hinzuweisen.

In der ersten Jahreshälfte war das bei zwei Unternehmen aus der Verteidigungsbranche, Leonardo und Rheinmetall, in Zusammenhang mit der Nutzung ihrer Produkte in der Bombenproduktion der Fall.