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Solvency II: Aktuar warnt vor „falschen Anreizen”

Gewisse Elemente von Solvency II könnten dazu führen, dass Anleger mehr Risiko zum falschen Zeitpunkt eingehen, warnte Philipp Keller, Aktuar bei Deloitte Schweiz.

Bei einer Veranstaltung der österreichischen Aktuarsvereinigung (ÖAV) in Wien sagte der Wirtschaftsmathematiker, dass einige Elemente der neuen Vorschriften zu „falschen  Anreizen führen werden”.

„Das ‚matching adjustment’ wird dazu führen, dass Versicherer mehr ins Risiko gehen, wenn es ihrem Geschäft schlecht geht“, zeigte sich Keller, ein Kritiker der zuletzt eingeführten Elemente bei Solvency II, überzeugt.

Diese Erlaubnis für Versicherer, gewisse Marktvolatilitäten, denen sie nicht ausgesetzt sind, in den Berechnungen ihrer Eigenmittelanforderungen außer Acht zu lassen, wird vor allem von der Association of British Insurers (ABI) eingefordert.

Laut Keller werde dies dazu führen, dass mehr Anlagen, die keine Rendite erbringen, als Held-to-Maturity-Investitionen festgelegt werden, was „desaströs“ sein könnte, wenn die Versicherer nicht mehr alle Anlagen verkaufen können, die sie verkaufen müssten.

„Held-to-Maturity-Ansätze führen dazu, dass Menschen darauf hoffen, dass es besser wird und dann verkaufen sie nicht – oder können nicht verkaufen –, wenn die nächste Krise einsetzt – und das wird sie“, so der Aktuar.

Ein weiteres technisches Problem ist laut Keller, dass die Mark-to-Market-Bewertungen nicht immer mit den statischen Replizierungen übereinstimmen, auf denen das Konzept des „matching adjustment“ basiert.

Der Aktuar hielt fest, dass es in der Debatte der marktkonsistenten Bewertung von Solvency II „zu wenig Diskussion um Replikation mit Finanzelementen mit verlässlichen Marktpreisen“ gebe, die jedoch „die entscheidenden Faktoren“ seien, von denen Diskontsätze und Risikomargen abgeleitet werden.

In Bezug auf die Zukunft der Kapitalmärkte ist Keller überzeugt, dass „wir eine neue Form der Stabilität erreichen werden, aber wir wissen noch nicht, wie sie aussieht“.

Die Übergangsphase sei für Aktuare „aufregend“, weil die alten Modelle nicht mehr arbeiten und neue Modelle und Ansätze notwendig seien, so Keller.

Der Aktuar hielt fest, dass das „embedded value“ in der Finanzkrise „ad absurdum“ geführt worden sei und dass es für mehrere Konzepte wie die „marktkonsistente Bewertung“ derzeit noch keine allgemein anerkannte Definition gebe.