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Solvency II – Viel Skepsis unter Investoren

Drei Viertel der Teilnehmer des Investorenseminars vor den diesjährigen IPE Awards in Monaco stimmten gegen die Aussage des öffentlichen dänischen Pensionsfonds ATP, dass „Solvency II das Beste für Europäische Pensionen sei“.

„Solvency II wird uns dabei helfen, jedes Pensionsversprechen, das wir bis jetzt getätigt haben, sowie auch zukünftige Versprechen zu halten – wir brauchen die richtigen Mechanismen, um diese Versprechen zu halten“, so untermauerte Chresten Dengsoe, Chef-Aktuar von ATP, die These in seinem Vortrag.

Sein der ersten Säule in Dänemark angehörender Fonds mit einem verwalteten Vermögen von rund 70 Mrd. Euro, fällt eigentlich nicht unter die Versicherungsdirektive der EU, aber er werde „diese trotzdem auf freiwilliger Basis anwenden“ und mache dies zum Teil auch schon, Dengsoe.

Aber auch Dengsoe betonte, dass er „nicht allen Punkten von Solvency II zustimmen kann“ und das der Vorschlag in Wahrheit ziemlich fehlerhaft ist.

Laut dem Aktuar zählen zu diesen Fehlern unter anderem die Komplexität des so genannten „Standard-Modells“, das schwer zu verstehen ist, die Verwendung von nicht absicherbaren Zinsstrukturen für den Rechnungszins, keine gute Zusammenfassung von Risken, sowie die Tatsache, dass sowohl Sterblichkeit als auch Langlebigkeit nur gegenüber relativen Schocks getestet werden.

„Aber wir sollten es nicht an irgendeiner perfekten Welt messen“, ist Dengsoe überzeugt und er fügt hinzu: „Im Großen und Ganzen wird Solvency II die Transparenz erhöhen, sowie Reporting, Risikomessung und die Angemessenheit von Europäischen Pensionen verbessern.“

Als Gegner der Aussage trat Christian Böhm, CEO der österreichischen Pensionskasse APK und Vize-Vorsitzender der Europäischen Pensionsfonds Organisation EFRP aufs Podium: „Ich sehe keine positiven Effekte auf das Risikomanagement, die Asset Allokation oder auf den Konsumentenschutz und die Kosten für die betriebliche Altersvorsorge werden erheblich ansteigen – tatsächlich sehe ich überhaupt keinen positiven Effekt durch die Anwendung von Solvency II auf Altersvorsorge-Vehikel“, so Böhm.

Zu seinen Hauptargumenten zählen die gestiegenen Reporting-Anforderungen, die auch „die Erstellung von tausenden von Seiten an Dokumentation“ beinhalten, „die dann an die Behörden geschickt werden, ohne dass man genau weiß, was diese mit ihnen machen.“ Diese Vorgehensweise bringe keinen Mehrwert für das Vorsorgewerk, so Böhm.

Er wiederholte auch das Argument, das von vielen Einrichtungen der betrieblichen Altersvorsorge wie auch der EFRP oder der aba immer wieder vorgebracht wurde, dass baV-Vehikel und Versicherer komplett unterschiedliche Einrichtungen sind.

Für die Zukunft der Pensionen unter einem Solvency II-Regime sieht Böhm schwarz: „Eine rein mechanische Anwendung von Solvency II bedroht die finanzielle Stabilität; sie würde systemische Risiken schaffen, sich zyklisch auswirken und die Kosten für Arbeitgeber erhöhen. Diese müssten dann ihre Beitragszahlungen verringern, was wiederum zu niedrigeren Pensionen führt.“

Seiner Argumentation folgte auch Hugo Lasat, CEO des belgischen Pensionsfonds Amonis: „Ich mache mir große Sorgen wegen Solvency II. Ich hoffe es wird in irgendeiner Form angemessene Anpassungen geben und nicht nur ein ‚copy und paste’ aus einer anderen Branche.“

Böhm befürchtet weiterhin, dass Solvency II die baV-Vehikel weg von marktgetriebenen Entscheidungen hin zu einer politischen Welt treiben wird, die von Aufsichts- und anderen Behörden getrieben ist. Ein Vertreter einen französischen Pensionsfonds aus dem Publikum stimmte zu, dass Solvceny II dazu führen würde, dass sein Fonds nicht mehr versucht die Verpflichtungen abzubilden, sondern nur mehr die Anforderungen des Regulators.