Foundation | Welcome

Menu


Spezialfondsanalyse: Aktien, Unternehmensanleihen und Diversifikation – wie Institutionelle durch das Zinstal steuern

Staatsanleihen kaufen und abwarten? Das war gestern. Unter Mario Draghis Ägide bei der Europäischen Zentralbank müssen institutionelle Investoren kreativ werden, um ihre Anlageziele zu erreichen. Die gute Nachricht: Viele schaffen es!

Markus Neubauer

Die schlechte Nachricht aber: Der Erfolg fällt nicht vom Himmel. Kaum eine Größe verdeutlicht das so eindringlich wie die Zahl 30,8. So hoch ist mit Stand Ende August der Anteil von Aktien in Prozent in institutionellen Portfolien auf der Universal-Investment-Plattform. Zum Vergleich: Noch vor wenigen Jahren pendelte dieser Wert zwischen 22% und 23%, bevor er 2013 rasant zu klettern begann.


Abb.1: Aktienanteil

Ende 2015 stieg der Aktienanteil in den Portfolien ein erstes Mal auf über 30%, schwächelte dann im Laufe des Jahres 2016 und ist nun wieder bei seinem Höchststand angelangt. Offensichtlich sehen institutionelle Investoren keine Alternative zu einer hohen Aktienquote, solange die EZB die Zinsen auf Null drückt. Und dass, obwohl das Jahr 2016 bislang ja ausreichend Anlass dazu gab, Aktien vorsichtig zu betrachten, etwa die Chinakrise am Jahresanfang oder das Brexit-Votum, um nur zwei Ereignisse zu nennen.

Was Aktien dazugewinnen, verlieren auf der anderen Seite die Renten. Ihr Anteil an institutionellen Portfolien liegt Ende August bei nur noch 47,4%. Dabei lag dieser Anteil noch vor wenigen Jahren in der Spitze bei 57%. Auch hier zeigte sich im Verlauf des Jahres 2016 eine Seitwärtsbewegung, doch inzwischen ist der Trend wieder eindeutig.


Abb. 2: Rentenanteil

Volatilität planen
Eine höhere Aktienquote bedeutet höhere Anfälligkeit für das kurzfristige Auf und Ab am Aktienmarkt. Mit den Renten hat der Stabilitätsanker früherer Zeiten einen Teil seiner ausgleichenden Wirkung eingebüßt. Volatilität, wie wir sie in letzter Zeit verstärkt erleben, können langfristige Investoren zwar einigermaßen gelassen hinnehmen. Doch viele Investoren haben sehr klare Vorgaben zu erfüllen, welche Schwankungen sie in ihrem Portfolio vertreten können.

Die Umschichtung von Aktien in Renten muss also an anderer Stelle durch ergänzende Maßnahmen kompensiert werden. Eine dieser Maßnahmen ist eine altbekannte Investmentregel: Diversifikation. Die Aktienallokation über Zeit zeigt eine auffällige Zunahme der Kategorie „Sonstige“. In knapp fünf Jahren ist der Bereich der „sonstigen“ Aktieninvestments von 10 auf 25% stetig angewachsen. Anleger suchen (und finden) also Aktien, die sich nicht in die traditionellen Branchen einordnen lassen. Dazu gehören auch Immobilienaktien, deren Anteil Ende August bei 0,8% lag. Das mag auf den ersten Blick wenig beeindrucken, doch sollte man sich vor Augen halten, dass ihr Anteil bis etwa Ende 2014 kaum messbar war.

Der Aufschwung der „sonstigen“ Aktien geht zu Lasten fast aller etablierten Branchen. Dabei ist zu beachten, dass Aktieninvestments prozentual und absolut gewachsen sind, so dass auch in Branchen, die prozentual verloren haben, ein absoluter Zuwachs zu verzeichnen ist. Die Asset Manager der Investoren haben also nicht einzelne Branchen abgestoßen, sondern bei der Ausweitung ihres Aktienengagements andere Branchen berücksichtigt als die, die sich schon im Portfolio hatten. So entspricht etwa der Anteil der Energiebranche von 8% Anfang 2012 einem Anlagevolumen von etwa 2 Mrd. Euro. Im August 2016 steht die Branche nur noch für gut 3% der Aktieninvestments, was allerdings Investments von 2,1 Mrd. Euro entspricht.


Abb. 3: Aktien nach Sektoren

Interessant sind auch die Financials, die sich über Jahre hinweg einen immer größeren Anteil an den Aktieninvestments sichern konnten, in diesem Jahr aber fast wieder auf ihren Ausgangswert zurückgefallen sind. Die aktuellen Unsicherheiten in der Finanzbranche scheinen auch vielen Asset Managern wie Anlegern nicht ganz geheuer zu sein.

Eine weitere Strategie, um an Wachstum und Rendite von Unternehmen partizipieren zu können und trotzdem die Vorgaben einzuhalten, sind Unternehmensanleihen. Im gesamten Anleihenuniversum konnten nur sie über die letzten fünf Jahre kontinuierlich ihren Anteil ausbauen, von 19% auf 34%.


Abb. 4: Renten nach Sektoren

Neben diesen Strategien, die sich auf die Auswahl der richtigen Assetklassen konzentrieren, sehen wir bei unseren Kunden die Tendenz, die Portfolios mit Hilfe wertsicherernder Strategien abzusichern. Dazu gehört insbesondere das modulare Overlay Management, das ein Portfolio in Risikoklassen aufsplittet, die dann getrennt gesteuert werden. Die Kategorisierung ist über die Jahre kontinuierlich um neue Daten ergänzt und verbessert worden und bildet damit das tatsächliche Risikoprofil eines Assets immer besser ab.

Im Rahmen dieses Ansatzes wird jedes Risikobudget getrennt gesteuert. Frei werdende Risikobudgets werden auf andere Risikoklassen übertragen und so genutzt, um einerseits eine Vollsicherung zu vermeiden und andererseits weitere Renditechancen wahrzunehmen. Und das mit Erfolg, wie etwa die Entwicklung des laufenden Jahres zeigt: Der DAX verlor im ersten Halbjahr immerhin 5%. Doch in derselben Zeit konnten die Investoren auf der Universal-Investment-Plattform eine Wertentwicklung von durchschnittlich 1,3% verzeichnen. Die reinen Aktieninvestments schlugen sich nicht ganz so gut, verloren mit rund 1,5% aber deutlich weniger an Wert als der Index.

Langfristige Rendite über 4%
Ein gutes Halbjahresergebnis mag erfreulich sein, aber wichtiger ist die langfristige Rendite. Der Blick zurück vom Stichtag 31. August 2016 aus zeigt, dass Investoren durchschnittlich attraktive langfristige Renditen erreichen. Ab einem Rückblick auf drei Jahre liegen die Renditen durchweg bei über 4%, für die Zeiträume von drei und fünf Jahren sogar deutlich über 5%.


Abb. 5: Spezialfonds-Performance über 10 Jahre

Eine vergleichende Betrachtung der Rückblicke von verschiedenen Stichtagen aus zeigt, dass es sich hier nicht um ein isoliertes Phänomen handelt. Nehmen wir die August-Stichtage der letzten Jahre, so sehen wir bei kurzfristigem Anlagehorizont sehr uneinheitliche Zahlen. Die Werte schwanken zwischen 1,8% und 9,7%, nähern sich aber bei einem längeren Zeithorizont immer weiter an. Für die Zehn-Jahres-Betrachtung beträgt die Spanne nur noch gut einen Prozentpunkt, nämlich zwischen 4,3% und 5,4%.


Abb. 6: Performancedaten


---
*) Markus Neubauer ist Geschäftsführer der Universal-Investment-Gesellschaft mbH.

Methodik: Die Auswertung erfasst alle Anlagen in Spezialfonds bei Universal-Investment für den Zeitraum von Januar 2012 bis zum 31. August 2016 und wird monatlich aktualisiert. Das Gesamtvolumen der analysierten Assets under Administration beträgt derzeit rund 205 Mrd. Euro. Dieses Volumen entspricht in etwa 14,1% des gesamten vom BVI erfassten Spezialfondsvermögens in Höhe von 1.455 Mrd. Euro per Ende Juli 2016.