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Spezialfondsanalyse – Geduld ist gefragt

Institutionelle Investoren gehen mit gemischten Gefühlen in diesen Herbst, denn die Märkte sind unruhig. Sorgen um die globale Sicherheit und eine anhaltende Inflation gepaart mit der Aussicht auf eine schwächere werdende Wirtschaft lassen keinen Optimismus aufkommen. In solchen Zeiten bleiben auch die Verantwortlichen von Spezialfonds in Deckung, beobachten das Geschehen und suchen nach Möglichkeiten, in diesem Umfeld eine Rendite für ihre Anleger zu erzielen.

Markus Neubauer

Diese Stimmung bestätigt unsere aktuelle Spezialfondsanalyse. Das dort verwaltete Vermögen stieg vom zweiten zum dritten Quartal um ein Prozent leicht an auf 504 Mrd. Euro Euro. Längerfristig gesehen, spiegelt die starke Zunahme der Spezialfondsvolumina von Pensionskassen und Versorgungseinrichtungen, Unternehmen und Versicherungen den Trend hin zu indirekten Anlagen wider. Gerade im vergangenen Jahr wirkten sich außerdem noch etliche neue Mandate und Mittelzuflüsse positiv auf die Höhe des verwalteten Vermögens aus.

Aktien- und Rentenanteile nehmen weiter ab
Die Märkte stecken zwischen steigenden Zinsen und den Aussichten auf eine sich abschwächende Wirtschaftslage fest. Darunter leiden die beiden Hauptanlageklassen Aktien und Anleihen. Die Zurückhaltung der Investoren macht sich hier deutlich bemerkbar, zumal es ungewiss ist, wie es weitergeht: Wie lange und bis zu welchem Punkt werden die Zentralbanken die Zinsen noch erhöhen? Welche Unternehmen sind stark genug, um ihre Umsätze und Gewinne auf einem guten Niveau zu halten?

So waren die Anlagen per 30. September 2022 aufgestellt
• 22,5% Aktienquote – die sinkenden Kurse sorgen für eine um fast vier Prozent niedrigere Quote als vor einem Jahr. Damit ist der Aktienanteil bei Spezialfonds so niedrig wie zuletzt im ersten Corona-Sommer 2020, als sich die Märkte langsam vom Crash im März erholten. Dennoch sind keine größeren aktiven Kapitalabflüsse zu erkennen. Viele Fondslenker bleiben bei ihrer Aktien-Allokation – insbesondere diejenigen, die auch in Alternatives investiert sind.
• 36,5% Rentenquote – hier sind vor allem die starken Kursverluste für den erneuten Rückgang von ebenfalls etwa vier Prozent innerhalb eines Jahres verantwortlich. Abwarten und bei Neuanlagen das verbesserte Zinsniveau nutzen sind offenbar für viele das Gebot der Stunde. Dabei sind mit 28% rund ein Prozent weniger in Staatspapieren angelegt als im vergangenen Quartal. Der Anteil an Unternehmens-Bonds blieb unverändert bei 27%.

Aktuell scheinen die Anleger hinsichtlich ihres Anleihe-Exposures noch abzuwarten. Viele hatten die festverzinslichen Positionen in der Phase negativer Zinsen deutlich reduziert oder zumindest relativ in der Asset-Allokation abschmelzen lassen. Zukünftig könnte der Anleiheanteil in den Portfolios wieder ansteigen, vor allem da nun mit relativ geringem Risiko eine zumindest nominal auskömmliche Rendite erzielbar ist – zum ersten Mal seit über zehn Jahren.

Abb. 1: Inventarentwicklung Renten und Aktien


US-Treasuries und Bundesanleihen stärker gefragt

In einem sehr volatilen Umfeld greifen die Profis öfter bei Staatsanleihen zu – hier waren besonders Titel aus den USA und Deutschland gefragt. Gerade Anleihen mit einem Best-Rating von AAA bis AA gelten vielen Investoren als sicherer Hafen, deren laufende Rendite aufgrund der eingepreisten Zinsschritte der EZB inzwischen bei 2% bis 3,5% liegt. Der Anteil der Bundesanleihen an diesem Segment kletterte auf 33%: Das ist der höchste Punkt seit dem Jahr 2014. Bei den US-Treasuries ist die Kurve flacher. Dennoch markieren die 12,7% zum 30. September einen Höchststand der letzten sechs Jahre.

Leicht rückläufig war hingegen der Anteil an Schwellenländer-Anleihen: Er fiel auf 12,8%. Dort sind – so die gängigen Marktmeinungen – die konjunkturellen Rahmenbedingungen für alle Länder, die keine Rohstoffe exportieren, sehr schwierig geworden, und es seien durchaus einige Defaults zu erwarten. Auch französische und italienische Papiere gaben nach. UK-Gilts spielen mit wenig Bewegung weiterhin nur eine untergeordnete Rolle in Spezialfonds, ebenso wie Titel aus Griechenland oder Portugal.

Abb. 2: US-Treasuries und Bundesanleihen stärker gefragt


Langfristige Säule in den Portfolios: Immobilien
Es gibt aktuell nur wenig Bewegung auf den Immobilienmärkten. Zu groß sind die Unsicherheiten durch Lieferkettenengpässe bei Baumaterial, Personalausfällen und der Preisentwicklung. Die steigenden Darlehenszinsen beschäftigen nicht nur private Haushalte, sondern auch die Spezialfonds-Lenker. Allerdings sind die Immobilien auf der Plattform von Universal Investment tendenziell mit längeren Laufzeiten finanziert, sodass der Effekt erst nach und nach spürbar werden wird. Die gestiegenen Inflationsraten hingegen wirken sich bereits positiv aus: Weil viele Mieten an die Inflation gebunden sind, können Vermieter nun bereits steigende Einnahmen verzeichnen.

Zum Ende des dritten Quartals waren rund 6,6% des Gesamtvermögens in Immobilien angelegt. Das ist eine Zunahme von 0,6% im Vergleich zum Jahr 2021.

Dabei wird eine immer stärkere Diversifizierung der Anlagen deutlich, nach Regionen ebenso wie nach Nutzungsarten. Mit rund 42% ist Deutschland als Standort immer noch stark, aber Immobilien in Nordamerika und dem restlichen Europa sind mit 25% bzw. 24% ebenfalls beliebt. Im Vergleich zum vergangenen Quartal hat es hier keine nennenswerte Veränderung gegeben. Der Anteil von Asien/Australien bleibt absolut stabil, geht aber relativ zurück auf 7,8%.

Ein Blick auf die Nutzungsarten zeigt Büroimmobilien mit 39% deutlich auf Platz eins. Gegenüber den Zahlen per Ende Juli ist das nochmal ein Plus von mehr als einem Prozent. Objekte im Handel blieben im gleichen Zeitraum stabil mit 30%, Wohnen verloren etwa ein Prozent. Aber auch zuvor als Nischen betrachtete Segmente wie Logistikimmobilien, Sozial- und Pflegeimmobilien, Mikrowohnen oder Rechenzentren werden immer beliebter. Zukünftig werden Investoren sich auch stärker Objekte in Life-Science und Mobilfunkmasten ansehen.

Mehr Vielfalt durch Alternative Investments
Alternative Investments sind schon seit einigen Jahren nicht mehr aus dem professionellen Assetmanagement wegzudenken. Auch die Verantwortlichen bei Spezialfonds nutzen die Möglichkeiten, die private Märkte bieten, um ihre Portfolios breiter aufzustellen. Zum Ende des ersten Halbjahres 2022 machte diese buntgemischte Anlageklasse rund 17% des Gesamtvermögens aus. Das ist eine Steigerung von 7,5% im Vergleich zu 2021. Beteiligungen oder Infrastrukturprojekte ermöglichen langfristige Erträge, und diese Märkte korrelieren häufig nicht mit den Bewegungen im klassischen Zins- oder Aktienumfeld. Am besten entwickelten sich dabei Equity-Strukturen, wie Private Equity oder Private Equity Real Estate, die für mehr als 60% der Alternative Investments stehen.

Private Kreditfonds hingegen gelten gerade in Zeiten des Abschwungs als ein defensives Element. Private Debt in Unternehmensfinanzierungen, Beteiligungen bei Erneuerbaren Energien oder Kommunaldarlehen kommen auf insgesamt 15% der Assetklasse. Neben Eigen- und Fremdkapitalstrukturen zählen Hedgefonds (12%) sowie Verbriefungen (9%) zu den Alternative Investments.

Wertenwicklung: Kein goldener Herbst 2022
Auch im dritten Quartal dieses Jahres bleibt Zurückhaltung und Abwarten charakteristisch für das Vorgehen professioneller Fondsmanager. Die kurzfristige Performance sank noch weiter ins Minus, und auch die mittel- wie langfristigen Werte haben sich verschlechtert. In diesem fordernden Umfeld haben sich wieder einmal Anlagen in Immobilien und Alternative Investments als Stützen der Portfolios erwiesen: Private Equity punktete im einjährigen Bereich mit 18,6% und auf Sicht von zehn Jahren mit 15% Wertentwicklung.

Es bleibt abzuwarten, ab wann sich steigende Zinsen und eine (hoffentlich) moderatere Inflation positiv auf Spezialfonds auswirken werden.

Abb. 3: Performance von Spezialfonds


Methodik und Relevanz: Die Auswertung erfasst alle Anlagen in Spezialfonds bei Universal-Investment für den Zeitraum von Dezember 2011 bis zum 30. September 2022 und wird regelmäßig aktualisiert. Das Gesamtvolumen der analysierten Assets under Administration beträgt derzeit rund 504 Mrd. Euro, das sind rund ein Viertel des beim BVI zum 30. September 2022 aufgeführten Spezialfondsvermögens von um die 1.971 Mrd. Euro.

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*) Markus Neubauer, Geschäftsführer, Universal Investment