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Spezialfondsanalyse: Wer nicht wagt …

Ende 2016 zeigt die Universal-Investment-Anlagestatistik neue Rekordwerte. Trends, die wir die letzten fünf Jahre über beobachten konnten, nahmen zum Jahresende noch einmal stärker Fahrt auf: Aktien statt Anleihen, Unternehmen statt Staaten. Um ihre Anlageziele zu erreichen, gehen institutionelle Investoren zunehmend (kontrolliert) in vermeintlich riskantere Anlagen.

Markus Neubauer

Seit Beginn der Statistik 2012 hatte sich eine recht konstante Entwicklung der institutionellen Spezialfonds-Portfolien weg von Renten und hin zu Aktien beobachten lassen, mit kleineren Ausschlägen von Zeit zu Zeit. Das lässt sich gut an der Aktienquote beobachten.

Aktien auf Allzeithoch, Renten im Keller
Im Laufe der fünf Jahre der Auswertung konnte der Aktienanteil in den Portfolien fast konstant zulegen. Vom tiefsten Stand 2012 bei rund 22% erreichte der Anteil 30% im Jahr 2015. Darauf folgte eine Stagnation, und für etwa ein Jahr sah es so aus, als sei eine Obergrenze erreicht, die institutionelle Investoren bei ihren Aktienengagements nicht überschreiten würden. Doch im vierten Quartal 2016 nahm die Aufwärtsbewegung wieder Fahrt auf. Stand Ende 2016 erreichte der Aktienanteil mit 32% einen neuen Höchstwert. Gegenüber dem Tiefststand 2012 ist das eine Steigerung um fast die Hälfte – sicherlich auch bedingt durch steigende Märkte.




Es wird interessant werden, die weitere Entwicklung zu beobachten. Stoßen Investoren irgendwann an eine gegebenenfalls regulatorisch bedingte Obergrenze, oder kann der Anteil – im Rahmen der jeweiligen Regulierungsgrenzen – weiter ausgebaut werden, wenn die Umstände es verlangen?

Renten jedenfalls sind weiterhin keine generelle Alternative. Die Auswertung zum Jahresende zeigt einen weiteren deutlichen Absturz. Vom Höchststand bei 57% 2012 ist ihr Anteil inzwischen auf 45% abgesackt. Über den Beobachtungszeitraum hinweg war die Tendenz zeitweise uneinheitlich. Doch seit 2014 kennt die Kurve im Prinzip nur eine Richtung: abwärts. In den letzten Monaten hat sich diese Tendenz noch einmal deutlich beschleunigt. Wenn der Trend sich so fortsetzt, dann nähern sich Aktien und Renten langsam aber sicher einer Pari-Position an.




Rentensegmente: Ausweg Corporates
Bewegung gibt es auch innerhalb des schrumpfenden Rentenanteils. Hier sind Staatsanleihen die Leidtragenden. Ihr Anteil fiel kontinuierlich von 33% am gesamten Rentenanteil Anfang 2012 auf 25% Ende 2016. Nutznießer waren zum einen Unternehmensanleihen, die von 19% auf 34% zulegen konnten, zum anderen aber auch Schuldscheindarlehen/Loans, also Private Debt, die absolut gesehen einen untergeordneten Anteil an den Portfolien haben, relativ gesehen dafür aber ungemein zulegen konnten: Sie explodierten geradezu von unter einem auf über sechs Prozent, Tendenz weiter steigend.

Einen deutlichen Rückgang hingegen mussten Pfandbriefe hinnehmen. Ihr Anteil ging von 16% 2012 auf gerade mal sechs Prozent 2016 zurück – ein Absturz um beinahe zwei Drittel, was aber auch mit dem deutlich gesunkenen Emissionsvolumen zusammenhängt.




Der Abschied von den Staatsanleihen trifft allerdings nicht alle Staaten in gleichem Maße. Spitzenreiter sind hier Bundesanleihen, deren Anteil von fast acht Prozent auf nur noch drei Prozent gefallen ist. Auch französische Staatsanleihen mussten Federn lassen und fielen von drei auf ein Prozent. Zulegen konnten dagegen etwa die Gruppe der Schwellenländer (von 1,1 auf 1,7%) sowie die USA (von 0,5 auf 1,5%). Das ist umso interessanter, als das sich das dieser Analyse zugrunde liegende verwaltete Vermögen auf der Plattform von Universal-Investment im selben Zeitraum ebenfalls mehr als verdoppelt hat.




Die in den letzten Jahren sehr gleichmäßig sinkende Kurve für deutsche Staatsanleihen verdeutlicht vielleicht besser als jede andere Grafik das Dilemma der Investoren: Negativzinsen erfreuen vielleicht den Finanzminister, aber sie zwingen Anleger dazu, nach Alternativen zu suchen, um ihre Ziele zu erreichen. Fündig werden sie in anderen Weltregionen, bei Unternehmensanleihen und insbesondere bei Aktien. Der übergreifende Anlagetrend dieser Jahre ist damit der Trend weg von den Staaten und hin zu den Unternehmen – sei es über Aktien, Unternehmensanleihen, Private Equity oder Private Debt.

Absicherung über Real Assets und Wertsicherungsstrategien
Wenn sich institutionelle Investoren in der Vergangenheit von allzu viel Corporate Exposure ferngehalten haben, dann hat das einen guten Grund. Unternehmen bieten weniger Sicherheit als Staaten, und Aktien bringen Volatilität ins Portfolio. Beides ist mit Anlageregeln und -philosophie institutioneller Investoren und mit Blick auf den Jahresabschluss nur schwer zu vereinbaren. Sind sie doch auf eine möglichst kontinuierliche Entwicklung ihrer Anlage bei hoher Sicherheit bedacht.

Wenn Anleger heute also offensichtlich größere Risiken auf sich nehmen, dann können sie das nur, wenn sie parallel Sicherungen einziehen, die dieses Risiko akzeptabel machen. Unter anderem kommt hier eine verstärkte Differenzierung zum Tragen – zu sehen etwa an der Entwicklung von Real Assets. So stehen Immobilien heute bereits für rund sieben Milliarden Euro in den Portfolien auf der Plattform von Universal-Investment. Das entspricht etwas mehr als drei Prozent. Dazu kommen Beteiligungs- und Infrastrukturprojekte für 16 Mrd. Euro (7,7%). In der Summe kommen Anlagen in die Realwirtschaft damit also auf mehr als zehn Prozent der Gesamtanlagen. Anfang 2012 lag dieser Anteil noch bei weniger als einem Prozent.




Regionaler Schwerpunkt dieser Anlagen ist mit großem Vorsprung Deutschland, das über die letzten Jahre hinweg konstant knapp 50% ausmachte. Die Anteile der übrigen Weltregionen hingegen verschoben sich über die letzten Jahre weg von Asien nach Europa: Der Anteil von Investments in Asien sank von 15 auf sechs Prozent, während Europa (außer Deutschland) von 15 auf 24% zulegen konnte.

In der Branchenanalyse fallen insbesondere die Segmente Fachmarktzentren und Wohnimmobilien ins Auge. Beide Anteile wuchsen über die letzten Jahre hinweg deutlich, Fachmarktzentren von 18 auf 24%, Wohnimmobilien sogar von 6 auf 18%. Dagegen fielen insbesondere Büroflächen zurück.




Zusätzlich zur Diversifikation in Real Assets nutzen immer mehr Anleger Wertsicherungsstrategien wie etwa das modulare Overlay Management, bei dem die Risikobudgets für jede Asset-Klasse einzeln festgelegt und individuell gesteuert werden. Freiwerdende Budgets in Klassen, die aktuell gut laufen, können auf andere Klassen übertragen werden, um eine Vollsicherung zu vermeiden und auch unter Stress noch positive Ergebnisse zu erzielen.

Performance: Spezialfonds erwirtschaften überzeugendes Ergebnis
Die Ergebnisse dieser Strategien lassen sich an der Performance-Statistik ablesen. Mit einer Performance von 4,7% 2016 liegen die Investitionen in Spezialfonds deutlich über der magischen Schwelle von vier Prozent. Ein Blick auf die längerfristige Performance zeigt, dass diese Wertentwicklung kein Ausrutscher war. Auf einen Zeitraum von zehn Jahren betrachtet liegt die Entwicklung mit einem Wert von rund 3,9% zwar leicht unter vier Prozent, doch zeigen sich hier noch die Auswirkungen der Finanzkrise von 2008 in den Portfolien. Die Betrachtung kürzerer Zeiträume klammert diesen Sondereffekt aus und verschiebt die Performance-Kennziffer deutlich nach oben. So liegt die durchschnittliche Jahresperformance auf einen Zeitraum von fünf Jahren aktuell bei leicht über sechs Prozent.

Im Vergleich zur Finanzkrise 2008 zeigt sich auch die Wirkung der wertsichernden Strategien in den Portfolien. Den abrupten Absturz der Aktienmärkte Anfang 2016 steckten die

institutionellen Investoren auf der Universal-Investment-Plattform deutlich besser weg als der Gesamtmarkt. Sie waren bereits nach wenigen Monaten wieder im Plus und konnten trotz des unvorteilhaften Einstiegs das Jahr mit einer erfreulichen Performance abschließen.




Eine Gliederung der Performance nach Assetklassen zeigt, woher die Wertentwicklung in erster Linie stammt. Danach stehen zwei Fondsarten für den Großteil der erzielten Zuwächse. An der Spitze liegen Private-Equity-Fonds mit einer Steigerung zwischen sieben und zwölf Prozent (je nach betrachtetem Anlagezeitraum) und Aktienfonds mit einer Entwicklung zwischen 6 und 9,5%.

Damit haben es die institutionellen Investoren auf der Universal-Investment-Plattform in den vergangenen fünf Jahren verstanden, dem Zinstal zu entfliehen und mit einer breiten Auswahl besser rentierlicher Anlagen ihre Performance-Ziele auch unter widrigen Bedingungen zu erreichen.




Wird sich der Trend fortsetzen? Einer klaren Vorhersage stehen einerseits eine Reihe von schwer einzuschätzenden Faktoren entgegen, etwa die gerade eingeleitete Zinswende in den USA, sich langsam erholende Inflationsraten oder der wachsende Druck auf die EZB, ihr Anleihekaufprogramm zu einem Ende zu bringen. Andererseits dürften sich Anleger bei Anleihen noch eine Weile zurückhalten und abwarten, bis die Renditen merklich gestiegen sind und ein Einstieg wieder lohnender erscheint.

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*) Markus Neubauer ist Geschäftsführer der Universal-Investment-Gesellschaft mbH.


Methodik: Die Auswertung erfasst alle Anlagen in Spezialfonds bei Universal-Investment für den Zeitraum von Januar 2012 bis zum 31. Dezember 2016 und wird monatlich aktualisiert. Das Gesamtvolumen der analysierten Assets under Administration beträgt per Ende Dezember 2016 rund 216 Milliarden Euro. Dieses Volumen entspricht knapp 15 Prozent des gesamten vom BVI erfassten Spezialfondsvermögens in Höhe von 1.463 Milliarden Euro per Ende November 2016.