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Stresstest hindert deutsche EbAV daran die Aktienquoten zu erhöhen

Pensionskassen geben zu, Aktienquoten zu fahren, die sie für „falsch“ halten und kritisieren, dass Regularien die bAV „abwürgen“.

Rainer Jakubowski

Laut der Anlageverordnung dürfte die größte deutsche Pensionskasse, die in Berlin ansässige BVV, bis zu 35% in Aktien investieren.

Allerdings darf Geschäftsführer Rainer Jakubowski auf Grund von anderen Regularien nicht einmal die 27% Aktienquote fahren, die er für sinnvoll hält, sagte er auf dem Podium bei der diesjährigen Handelsblatt-Jahrestagung in Berlin.

Laut deutschen Risikomanagement-Verordnungen müssen Pensionskassen ihre Finanzsituation in einem Stresstest beweisen, der das Risiko minimiert, das die Einrichtung in Aktien nehmen kann.

„Der Stresstest, der 2004 eingeführt wurde, zwingt uns zur einer relativ niedrigen Aktienquote, die ich fachlich für falsch halte“, so Jakubowski.

Er fügte hinzu, dass er „manche Dinge anders machen würde“, wenn er in der Asset Allokation mehr Freiräume hätte.

Hans Dieter Ohlrogge, Vorstandsvorsitzender beim IBM Pensionsfonds und der Pensionskasse, stimmte zu, dass der „Stresstest ein Problem ist, weil er in den meisten Fällen eine sinnvolle Real Asset-Quote verhindert“.

Bei IBM habe er „mehr Freiräume als andere“, sowohl im Pensionsfonds, weil dieser weniger reguliert ist, aber auch in der Pensionskasse, weil es eine Nachschusspflicht des Arbeitgebers gibt.

„Wir haben eine höhere Real Asset-Quote als die durchschnittliche Pensionskasse und wir können die Volatilität aushalten“, fügte er hinzu.

Ohlrogge hielt fest, dass Regularien auf mehr Freiheiten auf der Verpflichtungsseite abzielen sollten, z.B. eine temporäre Unterdeckung zu erlauben.

„Aber derzeit gehen die Regularien genau in die andere Richtung: Einrichtungen der bAV werden durch das Niedrigzinsumfeld in höhere Volatilität und risikoreichere Investitionen getrieben, aber die Institutionen werden nicht befähigt diese erhöhte Volatilität auszuhalten“, erläuterte der IBM Pensions-Chef.

Gemeinsam mit einem in vielen Fällen schrumpfenden Rechnungszins sinke auch die Risikotragfähigkeit, was die Institutionen wiederum in niedrig rentierliche Assetklassen treibe – ein „Teufelskreis“, wie Ohlrogge es ausdrückte.

„Im Endeffekt müssen die Beiträge steigen, was die Altersvorsorge unattraktiv macht und eigentlich sind wir derzeit in einem Umfeld wo wir die Altersvorsorge abwürgen“, so Ohlrogge weiter.

Jakubowski sagte, dass die dauernde Mark-to-Market-Bewertung Institutionen heutzutage zu viel „treibe“, auch hinein in „falsche“ Entscheidungen zur Asset Allokation.

„Wir brauchen die politische Einsicht, dass das künstlich geschaffene Niedrigzinsumfeld die Altersvorsorge erschwert und dass hier gegengesteuert werden muss“, erläuterte der BVV-Chef.

Er fügte hinzu, sollte das Niedrigzinsumfeld zu lange anhalten, werden deutsche EbAV Probleme haben, ihre Mindestrenditen zu erzielen, weil Institutionen für die meisten Investitionen in Assetklassen, die die erforderlichen 3-4% Rendite bringen, „von der BaFin bestraft werden“.