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Studie: Populismus wird von Pensionskassen als Bedrohung angesehen

Eine aktuelle Studie von Amundi und CREATE-Research zeigt, dass Pensionskassen am Anfang der größten Portfolioanpassung seit zehn Jahren stehen.

Europäische Pensionsfonds halten langfristige Anlagestrategien für den Schlüssel zum Erfolg im derzeitigen Nachkrisenumfeld. Zu diesem Ergebnis kommt eine neue Studie von CREATE-Research und Amundi. Angesichts der steigenden Inflation, der expansiveren Geldpolitik und der Erfolge populistischer Bewegungen ziehen sich Altersvorsorgeeinrichtungen aus kurzfristigen risikoarmen Strategien für volatile Märkte zurück.

Stattdessen setzen sie auf langfristige Renditen und Wertzuwachs. Das führt zu einer grundlegenden Überprüfung der Asset-Allokation und lässt insbesondere auch Environment Social Governance Strategien (ESG-Strategien), die bislang ein Nischendasein fristeten, zum Mainstream werden.

In der Studie wurden 161 Altersvorsorgesysteme mit 1,71 Billionen Euro Gesamtvermögen befragt. Diese wurden durch vertiefende Interviews mit 30 leitenden Managern ergänzt.

Die Umfrageteilnehmer identifizierten vier wesentliche Entwicklungen der Weltwirtschaft:
*von der Globalisierung zum Populismus
*von der Geldpolitik zur Fiskalpolitik
*von der Deflation zur Inflation
*von der Überregulierung zur Deregulierung

Seit der internationalen Finanzkrise 2008 hat sich die Welt verändert. In Amerika, Europa und Japan kehrt die Inflation zurück, und die Notenbanken suchen den Ausstieg aus der unorthodoxen Geldpolitik. Für neue politische Risiken sorgt ein zunehmender Populismus, der zur Wahl von Donald Trump und dem Brexit geführt hat. Nur 3% der Pensionskassen halten es für positiv, dass Populismus den bisherigen Trend zur Globalisierung verdrängt. Die größten Sorgen machen die möglichen Folgen der Trump’schen Protektionismuspläne: Wenn sie konsequent umgesetzt werden, könnte dies angesichts der komplexen Verflechtungen von Finanzmärkten und Lieferketten negative Dominoeffekte zur Folge haben. Sicher ist lediglich, dass der Marktzyklus in seine Reifephase eintritt – zunächst in den USA, später auch in Europa.

Vor diesem Hintergrund halten immer mehr Pensionskassen langfristiges Investieren nicht mehr nur für eine Möglichkeit unter vielen, sondern für eine Notwendigkeit. 44% der Befragten glauben, dass langfristiges Investieren wichtiger wird, während nur 8% einen Bedeutungsrückgang erwarten. Die Haltedauer der Anlagen unterscheidet sich je nach den Anforderungen der Pläne. Die meisten Pensionskassen sind sich aber einig, dass man jetzt langfristiger investieren muss, um Mehrwert zu schaffen. Die kurzfristige Volatilität und mögliche Überreaktionen auf die Nachrichten vom Tage gelten als weniger wichtig. Eine Mehrheit (60%) glaubt, dass ein geringerer Portfolioumschlag bei Aktien für bessere Ergebnisse sorgt. 50% vertreten diese Ansicht auch bei Anleihen und 46% bei alternativen Investments.

Da sich die Zinsen noch immer auf Allzeittiefs befinden, prüfen Investoren ihre Asset-Allokation und schichten aus Anleihen um. Anleihen gelten angesichts ihrer begrenzten Renditen derzeit als zu teuer. Die meisten Pensionskassen (62%) glauben, dass sie ihre Ziele in den nächsten drei Jahren am besten mit internationalen Aktien erreichen können, insbesondere mit dividendenstarken Qualitätstiteln von Unternehmen mit hoher Preismacht und starken Marken, die in gewisser Hinsicht Anleihen ähneln – Stichwort „Bondification“. Alternative Credits und Immobilienanleihen werden ebenfalls beliebter, wegen ihrer im Vergleich zu klassischen Anleihen attraktiven Renditen.

Auffallend ist, dass 61% der Pensionskassen für die nächsten drei Jahre einen steigenden Anteil von ESG-Anlagen erwarten, also von Investments, die nach Umwelt-, Sozial- und Governance-Kriterien gemanagt werden. ESG ist heute faktisch eine Mainstream-Strategie. Mehr und mehr wird Konsens, dass nachhaltige Langfristrenditen auch eine nachhaltige Wirtschaft und Gesellschaft erfordern. ESG ist aber auch aus ethischen Gründen geboten. 27% halten ESG gut für Investoren („works for investors“). 29% meinten, dass Investoren gesellschaftliche Verantwortung haben („a role to play“) und 50% zitierten die Ausübung sozialer Verantwortung als Motivation für ESG-Anlagen („exercising social responsibility“).

„Der wachsende Populismus wirft einen Schatten auf die Weltwirtschaft – und das zu einer Zeit, in der die Notenbanken ihre extrem expansive Geldpolitik zurückfahren“, sagt Studienleiter Professor Amin Rajan von CREATE-Research. „Diese Kombination dürfte zu großen Veränderungen der Weltwirtschaft führen. Die Pensionsfonds ändern ihre Strategien, um sich vor den negativen Folgen zu schützen und Wertzuwachs zu erzielen. In den meisten Fällen hat dies zu langfristigen Investmentansätzen geführt, die naturgemäß Aktien bevorzugen. Es wird aber auch immer klarer, dass nicht unbedingt die Asset Manager mit den besten Strategien mit dem Nachkrisenumfeld am besten zurechtkommen, sondern die mit den wenigsten Fehlern.“

„In dieser umfassenden Untersuchung des Denkens und Verhaltens europäischer Pensionskassen wird deutlich, dass sich beides an die neue Normalität anpasst“, ergänzt Pascal Blanqué, Group Chief Investment Officer von Amundi. „Für viele bedeutet dies, dass man sich wieder auf Grundlegendes besinnt und zu der Form des langfristigen Investierens zurückkehrt, die vor der Finanzkrise üblich war. Doch die Geschichte wiederholt sich nur selten. Erstmals bildet sich ein Konsens über die Bedeutung von ESG. Immer mehr Pensionsfonds berücksichtigen in ihren Langfristausblicken Themen wie Klimawandel und Governance.“