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„Total-Return-Konzepte werden durch Basel III bei Sparkassen künftig eine wichtigere Rolle spielen“

In wenigen Wochen beginnen die Beratungen zu Basel III im EU-Parlament und machen damit einen weiteren wesentlichen Schritt zum Inkrafttreten im Jahr 2013. IPE Institutional Investment-Chefredakteur Frank Schnattinger sprach mit Matthias Schillai, Leiter Strategieanalyse & RFPs bei der DekaBank, über die Auswirkungen auf Sparkassen und deren Depot A-Geschäft sowie die Folgen für die DekaBank als Partner der Sparkassen.

Matthias Schillai

IPE Institutional Investment: Herr Schillai, das Reformpaket von Basel III wird die kommenden Jahre Banken und Sparkasse stark beschäftigen und insbesondere auch das Treasury bzw. das Depot A-Geschäft beeinflussen. Wie ordnen Sie die Vorlage aktuell ein?
Schillai: Die finale Verabschiedung ist für das erste Halbjahr 2012 im EU-Parlament zu erwarten. Man muss zunächst aus Sparkassensicht einmal konstatieren, dass der traurige „Pflock“ Basel III damit fest eingeschlagen wird. Damit werden dann Sparkassen und auch der genossenschaftliche Sektor Regeln und Kennzahlen einhalten müssen, die eigentlich für internationale Großbanken gemacht wurden. Ob es Sinn macht, eine Deutsche Bank ohne Unterschied mit einer kleinen Sparkasse auf dem Land hier in eine gleiche Schublade zu stecken, überlasse ich gerne dem Urteil des Beobachters…

IPE Institutional Investment: Gemessen an den Anforderungen von Basel III wie Liquidity Coverage Ratio und Net Stable Funding Ratio, wie sehen Sie Banken bzw. speziell die Sparkassen demgegenüber heute aufgestellt?
Schillai: Gerade hinsichtlich der LCR, die ja bereits ab 2013 als Beobachtungskennzahl berechnet wird, sehe ich die Sparkassen sehr gut aufgestellt. Sie verfügen über ein gutes und stabiles Endkundengeschäft, das ist die gute Nachricht. Diese Liquidität aus den Sichteinlagen fliest bei der Berechnung der LCR (Nettoabflüsse über eine Stressperiode von 30 Tagen; Anm. d. Redaktion) nur zu 5% ein. Entsprechend gut steht die Mehrzahl der Sparkassen bei dieser regulatorischen Liquiditätskennziffer da.

IPE Institutional Investment: Neben dem Nenner gibt es den Zähler, der den Bestand an hochwertigen liquiden Aktivas darstellt…
Schillai: Richtig, hier gibt es durchaus den einen oder anderen Handlungsbedarf. Da wird sicher Bewegung in das Depot A-Geschäft kommen. Sehen Sie sich beispielsweise den Anteil der Pfandbriefe in den Depots an. Hier ist vielfach mehr allokiert als künftig regulatorisch anrechenbar sein wird. Abgesehen davon dürften deutsche Pfandbriefe ein zunehmend knapperes Gut werden. Zum einen werden Versicherungen – getrieben durch Solvency II – hier als Nachfrager verstärkt auftreten. Zum anderen sehen wir, dass aktuell nur rund die Hälfte der auslaufenden Fälligkeiten wieder neu aufgelegt werden.

IPE Institutional Investment: Ein anderer großer Block im Depot A sind oft Bankschuldverschreibungen.
Schillai: Hier haben Sie das Problem, dass diese nicht auf die Liquidität angerechnet werden, es muss also eine kritische Überprüfung vorgenommen werden. Per Saldo ergibt dies ganz sicher geringeres Interesse.

IPE Institutional Investment: Ansonsten bleiben im Fixed Income-Bereich hauptsächlich Corporate Bonds und Staatsanleihen…
Schillai: Bei Corporate Bonds bleiben auf europäischer Ebene weniger als ein Dutzend Werte, welche die Mindestrating-Einstufung von AA- erfüllen um angerechnet werden zu können. Die werden sicher im Depot bleiben bzw. ausgebaut werden, ansonsten sehe ich wenig Enthusiasmus für Unternehmensanleihen.

IPE Institutional Investment: Es bleibt die Jagd nach Staatsanleihen mit hoher Bonität, die wir ohnehin schon an den Märkten erleben.
Schillai: Die Nachfrage aus dem Sparkassensektor wird durch Basel III sicher steigen. Gerade der qualitative Katalog wird dafür sorgen, dass Peripherieländer als Beimischung keine Chance mehr in den Depots haben. Hart formuliert bleiben dann neben Deutschland nur wenige Länder übrig...

IPE Institutional Investment: Manch ein Marktbeobachter verweist ja darauf, dass sich die Staaten mit dieser Risikogewichtung ihre eigene Nachfrage für Staatsanleihen schaffen…
Schillai: Völlig von der Hand zu weisen ist dies bei näherer Betrachtung sicher nicht!

IPE Institutional Investment: Lassen Sie uns die Depotebene verlassen - über wie viele Sparkassen sprechen wir, die in der heutigen Form größere Probleme mit Basel III bekommen würden?
Schillai: Nach meinem Kenntnisstand dürften das maximal rund 50 Häuser betreffen, die in den Bereichen Eigenkapital und/oder Liquidität die noch zur Verfügung stehende Zeit aktiv nutzen müssen. Dies heißt im Umkehrschluss, dass der Sparkassensektor mit 429 Instituten in Deutschland damit gut aufgestellt ist.

IPE Institutional Investment: Was heißen die Veränderungen für die Fondsanbieter bzw. konkret für Sie als DekaBank?
Schillai: Wir als DekaBank sind zunächst einmal froh, dass Fonds gemäß Durchschau-Prinzip in die Anrechnung kommen. Zwar gibt es einzelne Reglementierungen wie eine maximale Größe von 250 Mio. Euro und den größeren Wermutstropfen, dass sie in der Gewichtung der liquiden Assets gegenüber der Direktanlage um jeweils 5% niedrigere Faktoren benachteiligt sind. Insgesamt aber muss man damit zufrieden sein.

IPE Institutional Investment: Welche Fondslösungen sehen Sie insbesondere profitieren, wie positioniert sich Ihr Haus?
Schillai: Gefragt sind sicher Konzepte wie unser Deka Renten Konservativ, der Durationsmanagement im Anleihebereich betreibt und mit kleineren Umstellungen auch als LCR-kompatibles Produkt geeignet ist. Bedenken Sie hier, dass Buy-and-Hold als übergreifendes Thema nach mittlerweile fast drei Jahrzehnten Zinssenkungen am Ende sein dürfte.

IPE Institutional Investment: …und grundsätzlich?
Schillai: Aktiv gemanagte LCR-Fonds auf der einen und passive Produkte wie ETFs auf der anderen Seite. In diese Richtungen dürfte der Trend auch in unserem Haus laufen. Das Thema Total Return wird gerade im aktiven Segment ein zunehmend wichtigere Rolle spielen. Die Sparkassen müssen hier die Rendite erzielen, die wohl absehbar im Staatsanleihebereich nicht kommen wird.

IPE Institutional Investment: Eine breite Aufstellung als Instrument gegenüber die immer schneller kommenden Schockwellen der Märkte?
Schillai: Gerade im Rentensegment ist eine breite Allokation mit Sicherheit die beste Absicherung gegenüber dem Risiko der Märkte. Hier kann ich mir auch einen stärkeren Fokus auf das Aggregate-Segment vorstellen. Was gestern noch ein sicherer Hafen war muss es schließlich morgen nicht mehr unbedingt sein.

IPE Institutional Investment: Vielen Dank für diese Erläuterungen und Einblicke!