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Towers Watson: Deutsche bAV-Pläne sollten stärker an Bedürfnissen der Mitglieder ausgerichtet werden

Der Trend hin zu beitragsorientierten Systemen ‚deutscher Art’ berücksichtigt nicht die Sorgen der Angestellten. Versorgungseinrichtungen sollten dabei mehr auf Risikodiversifikation achten, so die Meinung von Towers Watson.

Von rund 5.000 befragten deutschen Angestellten stimmten 50% zu, dass Schutz vor Inflation in den bAV-Plänen sehr wichtig sei und 60% stimmten zu, dass Sicherheit wichtiger ist als Rendite, erklärte Thomas Jasper, Leiter Retirement Solutions, bei einer Towers Watson Konferenz zum Thema Risikomanagement in Mainz.

Er zitierte die Zahlen als eine „Sneak Preview“ aus der „Retirement Attitude Survey“ seiner Firma, das im Frühjahr veröffentlicht werden wird.

Aber Jaspers erläuterte, dass der Trend von leistungsorientierten (DB) Plänen hin zu  beitragsorientierten (DC) Plänen ‚deutscher Art’, also keine reinen DC-Pläne sondern noch immer eine Art Mischform, „die Sorgen der Arbeitnehmer, wie wir sie in der Umfrage gesehen haben, nicht berücksichtigt“. Vielmehr finde hier noch immer eine simple Verlagerung von Risiken vom Arbeitgeber zum Arbeitnehmer statt.

Es sei wichtig, zu überlegen, wie in einem DC-System das Risiko effizient aufgeteilt werden kann, zum Beispiel durch die Nutzung von Kapitalmarktinstrumenten oder Auslagerungen bestimmter Elemente z.B. durch eine Rückdeckung.

Jaspers nannte das Beispiel eines großen deutschen Unternehmens, das vor der Krise 2008 schon relativ weit in der Planbarkeit von realen, inflationsangepassten zukünftigen Rentenauszahlungen gekommen sei. Zu diesem Zweck hätten Kapitalmarktinstrumente eingesetzt werden sollen, wozu es dann wegen der Krise nicht kam.

Der bAV-Experte ist überzeugt, dass solche Pläne „heute wieder umgesetzt werden können“, weil die „Kapitalmärkte wieder aufnahmefähig sind, auch wenn die Struktur manchmal nicht so aussieht“.

Bei der Konferenz erläuterte Nigel Cresswell, Leiter Investment Consulting bei Towers Watson Deutschland, dass weltweit rund 40% der Pensionsfonds die Ressourcen haben, um der Komplexität ihrer Investitionen gerecht zu werden, während rund 50% der Pensionsfonds eine „tickende Bombe“ seien, in denen die Komplexität die Ressourcen übersteigt.

Mit Blick auf deutsche bAV-Pläne sagte Cresswell gegenüber IPE, dass die meisten noch in die Kategorie „wenig Ressourcen und wenig Komplexität“ fallen, was „in Ordnung ist, aber nicht sehr aufregend“.

Er betonte, dass alle Investoren Diversifikation neu überdenken sollten und zwar basierend auf den zugrunde liegenden Risiken anstatt anhand der Assetklassen, um eine „Schein-Diversifikation“ zu vermeiden.

Ferner sollten Versorgungseinrichtungen Risiken absichern, die nicht belohnt werden, wie zum Beispiel Langlebigkeit, Zinsen und Inflation. Am besten sei dies durch den Einsatz von Swaps möglich, sofern innerhalb des jeweiligen regulatorischen Umfeldes darstellbar.

Laut Cresswell ist „gute Governance der Schlüssel“ und kann ein Plus von ein oder zwei Prozentpunkten bei der Rendite bringen.

Für Holger Schalk, Senior Consultant bei Towers Watson Deutschland, hat die Debatte rund um Solvency II einen positiven Nebeneffekt auf den Umgang mit Risiko bei institutionellen Investoren.

Er erläuterte, dass viele Investoren jetzt einen genaueren Blick auf ihr Risikomanagement werfen und dass manchmal zum ersten Mal Aktuare, die Finanzabteilung sowie das Management zusammen an einem Tisch sitzen.

Schalk sagte gegenüber IPE, dass einige deutsche Pensionskassen bereits die Möglichkeit geprüft haben, dass es im Herbst eine „Quantitative Impact Study“ (QIS) auch für Pensionskassen geben könnte, wie es von der EIOPA vorgeschlagen wurde.

Aber persönlich glaubt der Berater nicht, dass das so schnell passieren wird. Zuerst würden die Ergebnisse der QIS 6 für Versicherer abgewartet werden, die im März in Deutschland über die Bühne gehen soll und die Methodik für die Pensionskassen-„Stresstests“ sei auch noch nicht festgelegt.