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Umfrage: Risikoaversion im Corporate Treasury geht zurück

Die 12. Global Cash Management Survey von J.P. Morgan Asset Management zeigt dennoch: Liquidität und finanzielle Stabilität bleiben weiterhin im Fokus.

Sven Lorenz

Der Alltag der Corporate Treasurer hat sich nach der Krise wieder normalisiert: Nachdem sie noch im Vorjahr dem Thema Sicherheit eine höhere Bedeutung als der Rendite zugemessen haben, geht die extreme Risikoaversion langsam zurück. Allerdings sind nach wie vor viele vorsichtig eingestellt: Liquidität sowie die finanzielle Bonität der Geschäftspartner haben weiterhin eine hohe Bedeutung.

Dies ist das zentrale Ergebnis der aktuellen Global Cash Management-Studie von J.P. Morgan Asset Management, die auf jährlicher Basis Entwicklungen und Trends im Liquiditätsmanagement von Unternehmen untersucht. Die Studie wurde bereits zum zwölften Mal gemeinsam mit der Association of Corporate Treasurers (ACT) durchgeführt.

An der aktuellen Befragung, die von Juli bis Ende September 2010 stattfand, nahmen weltweit 427 Corporate Treasurer teil. Den größten Anteil haben Befragte aus den USA (52%) gefolgt von Teilnehmern aus der Region EMEA (31%) und Asien (11%). „Mit dieser Rekordbeteiligung von Unternehmensvertretern rund um den Globus kann die Studie erneut einen aktuellen Überblick über die wichtigsten Schwerpunkte und Anliegen im Corporate Treasury geben“, betont Robert Deutsch, Leiter des Bereichs Global Liquidity von J.P. Morgan Asset Management.

Nach dem Thema mit der größten Bedeutung befragt, haben sich die Treasurer nach 2009 in der aktuellen Befragung erneut für „Liquidität“ ausgesprochen. „Die Nachwirkung der Finanzkrise sind also immer noch zu spüren“, erläutert Sven Lorenz, der bei J.P. Morgan Asset Management in Frankfurt für institutionelle Geldmarktfonds verantwortlich ist.

Während 2009 noch 71% der Befragten diesem Thema die höchste Priorität zuordneten, ging der Anteil bei der aktuellen Befragung auf 68% leicht zurück. Zudem ergab sich eine Verschiebung bei den weiteren Themen: Während 2009 das Kontrahentenrisiko mit 68% ebenfalls als sehr wichtig wahrgenommen wurde, fiel dieses aktuell mit 64% auf den dritten Rang zurück. Aktuell hat sich die Sorge, Cash-Prognosen einzuhalten, mit 65% auf den zweiten Platz vorgeschoben. Währungsrisiken wurden vor und während der Krise dagegen als wichtiger wahrgenommen als aktuell (48%), während Zinsrisiken mit 43% wieder eine größere Bedeutung haben (2009: 33%).

Cash Management wieder stärker im Fokus
Im Zuge des Entschuldungsprozesses bei vielen Unternehmen kann ein Großteil der Corporate Treasurer nun wieder verstärkt liquide Mittel disponieren. Dies zeigt sich in einer entsprechenden Verschiebung ihrer Prioritäten: Das Cash Management hat mit 88% (Vorjahr: 62%) Cash Flow-Prognosen mit 63% (Vorjahr: 72%) als wichtigsten Arbeitsbereich abgelöst, gefolgt von Cash Investments mit 50% (Vorjahr: 31%). Statt der eher strategischeren Rolle während der Krise nehmen die Corporate Treasurer heute wieder eine operative Rolle ein. Nichtsdestotrotz haben Cash Flow-Prognosen weiterhin strategische Bedeutung für die Erfolgsmessung ihrer Arbeit. Bei der aktuellen Befragung wurde zum ersten Mal nach Parametern hierfür gefragt. Neben der Bewahrung des ihnen anvertrauten Kapitals (62%) sind präzise Prognosen mit 61% wichtigster Erfolgsfaktor noch vor dem Ertrag ihrer Anlagen (48%).

Bei der Allokation der Liquidität in den verschiedenen Regionen gibt es nach wie vor sehr unterschiedliche Herangehensweisen: Während in Nordamerika 41% der Corporate Treasurer präferiert Fondsvehikel nutzen (bei der Befragung 2009 waren es noch 45%), sind es in der EMEA Region 31% (2009: 18%) und im asiatisch-pazifischen Raum 26% (2009:25 %). Außerhalb der USA sind nach wie vor Bankeinlagen die meist genutzte Investmentform (58% in EMEA sowie Asien). Hierbei ist der Trend allerdings weiterhin rückläufig: 2009 waren es noch 66% in EMEA sowie 60% in Asien. „Es zeigt sich also, dass institutionelle Geldmarktfonds auch außerhalb der USA immer mehr an Bedeutung gewinnen. Angesichts der immer noch erhöhten Sensibilität hinsichtlich täglicher Liquidität und breit diversifiziertem Kontrahentenrisiko scheinen die Geldmarktfonds die Anforderungen der Corporate Treasurer besonders gut zu erfüllen“, betont Lorenz.

Risikobereitschaft
Trotz der weiterhin erhöhten Vorsicht zeigt sich eine Erholung bei der Risikobereitschaft der Corporate Treasurer. So steigen die Anforderungen an die Erträge, wenn auch weiterhin wenig Bereitschaft besteht, dafür ein höheres Risiko einzugehen. Weiterhin sind sicherheitsorientierte Anlagen mit hohen Ratings gefragt: Geldmarktfonds mit AAA-Rating sind entsprechend das Mindestkriterium für die Anlage in diese Vehikel. Ihr Anteil stieg sogar von 47 auf 59%. Während bei der Befragung 2008 die Rendite noch das wichtigste Kriterium zur Auswahl eines Geldmarktfonds war, rückten 2009 für 45% der Befragten die tägliche Liquidität und jederzeitige Verfügbarkeit der Gelder nach ganz oben auf die Prioritätenliste und die Rendite fiel auf den zweiten Platz zurück. Aktuell haben – analog zu den weiteren Studienergebnissen – die Bankbeziehung sowie die Reputation der Institution die Rendite noch weiter zurückgedrängt.

Die Suche nach Diversifikation der Unternehmen zeigt sich unter anderem auch darin, dass weniger befragte Unternehmen in ihren Anlagekriterien Geldmarktfonds ausschließen. Hier konnten Geldmarktfonds also Boden gut machen. Bei denjenigen, die in Geldmarktfonds investieren dürfen, sind die Anforderung an die Investments zudem leicht gesunken: Mit einem Rückgang von rund 5 Prozentpunkte erfordern immerhin rund 45% als Mindestbonität ein AAA-Rating. Für Bankeinlagen verlangen ebenfalls knapp 20% der Befragten ein AAA-Rating – in Anbetracht der immer geringeren Anzahl von Banken solcher Bonität erscheint dies bemerkenswert.

„Als Folge der Kreditkrise haben die Corporate Treasurer also ihre Prioritäten verschoben“, zieht Sven Lorenz das Fazit der Studie. „Kredit- und Liquiditätsrisiken werden bei aller aufkeimenden Entspannung immer noch mit höchster Vorsicht gesehen. Risikoaverse und einfach zu handhabende Geldmarktfonds gewinnen gerade in Deutschland an Bedeutung. Daneben überlegen erste Unternehmen, einen kleineren Teil ihrer Mittel, wie beispielsweise aus der strategischen Cash-Reserve, in längerfristige Anlagen zu investieren.“