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„Unsere Beteiligungsstruktur und Größe erlaubt eine nachhaltige, effiziente und direkte Betreuung des anvertrauten Vermögens“

Die französische Asset Management-Boutique zählt zu den Newcomern am deutschen institutionellen Markt. Die agierenden Personen haben allerdings größtenteils einen langjährigen Background im Markt. IPE Institutional Investment-Chefredakteur Frank Schnattinger sprach mit Andreas Krebs, Managing Director und Partner bei Mandarine Gestion über die Investmentphilosophie und Ansatzpunkte seines Hauses.

IPE Institutional Investment: Herr Krebs, Mandarine Gestion ist relativ neu am deutschen Markt aktiv. Können Sie uns kurz die Wurzeln der Gesellschaft beschreiben?
Krebs: Mandarine Gestion als Asset Management Boutique ist gemessen an der Firmengründung Anfang 2008 in der Tat relativ neu am deutschen Markt. Nimmt man allerdings die handelnden Personen, so ergibt sich eine ungleich längere und zugleich sehr tiefe Verbundenheit mit den institutionellen Investoren in Deutschland. Nehmen wir zum Beispiel unseren Gründer Marc Renaud, bekannt für seine Aktien Europa Value Strategie, der ebenso wie ich, annähernd ein Jahrzehnt im Asset Management des Commerzbank Konzerns, hier im Besonderen bei der Pariser Tochtergesellschaft CCR, tätig war. Oder aber unsere Kollegin Fabienne Girard-Tokay, die unser Wandelanleihen Produkt verantwortet. Fabienne Tokay war über lange Jahre bei WestLB Mellon Asset Management und verwaltete dort nicht nur bis zu 21 Spezialfonds deutscher Institutioneller sondern auch das Wandelanleihen Segment Europa im Compass Fonds, insgesamt fast 2 Milliarden Euro. Mandarine Gestion ist eine eigentümergeführte Asset Management Boutique, die sich genau aus diesem Grund an die beiden Kernmärkte Kontinentaleuropas, Frankreich und Deutschland, wendet. 55% der Firmenanteile liegen bei Management und Mitarbeitern, 45% bei drei institutionellen Investoren.

IPE Institutional Investment: Können Sie kurz die Investmentphilosophie Ihres Hauses beschreiben?
Krebs: Zunächst einmal ist uns besonders wichtig, Mandarines Wertekanon zu beschreiben. Die derzeitige Krise hat für uns gezeigt, dass jede Investmentphilosophie zum Scheitern verurteilt ist, wenn Sie nicht vorher auf bestimmten Werten entwickelt wurde. Mandarine Gestion ist ein Vermögensverwalter, dessen Management und Mitarbeiter in ihrer Unternehmens- und Investmentphilosophie bestimmte Werte teilen: Unser Ziel ist die Verbindung von nachhaltigem Unternehmertum und der Wertentwicklung unserer Anlageprodukte. Darauf aufbauend haben wir uns bewusst für eine breite Diversifizierung der Investmentstile entschieden, umgesetzt von renommierten und anerkannten Investmentspezialisten. Es ist unser Ziel, verantwortungsvolle Finanzdienstleistungen zu erbringen, die mit den Fundamentaldaten der realen Wirtschaft im Einklang stehen: Finanzdienstleistungen sind mit dem Wirtschaftsleben untrennbar verbunden. Die Wirtschaft bildet die Grundlage für den Finanzbereich. Bei den von unseren Portfoliomanagern getragenen Anlageprozessen steht daher der wirtschaftliche Wert der ausgewählten Unternehmen im Vordergrund. Ebenso erlaubt Mandarines Beteiligungsstruktur und Größe eine nachhaltige, effiziente und direkte Betreuung des anvertrauten Vermögens und seiner Investoren.

IPE Institutional Investment: In welchen Bereichen sehen Sie dann die Stärken von Mandarine?
Krebs: Eine Asset Management Boutique ist immer nur dann erste Wahl, wenn die handelnden Personen, sei es auf der Anlage- oder aber auf der Betreuungsseite, über eine langjährige und nachhaltig erfolgreiche Historie verfügen. Mandarine ist in Deutschland mit zwei Anlagestrategien aktiv. Zum einen Marc Renauds seit nunmehr 20 Jahren angewandte Valuestrategie, zum anderen unser Wandelanleihenprodukt mit Fabienne Tokay an der Spitze. Beide Portfoliomanager stehen mit ihrem jeweiligen Track Record für nachhaltige Alpha Generierung. Beide stehen persönlich aber ebenso auch für Vertrauen und Verlässlichkeit; auch dies Eigenschaften, die in den letzten Jahren auch im Asset Management leider abhanden gekommen schienen.

IPE Institutional Investment: Was sind Ihrer Meinung nach die vielversprechendsten Assetklassen bzw. Strategien für Investoren?
Krebs: Wir beobachten derzeit eine Opportunitäten Diskussion in der Gemeinschaft der institutionellen Investoren. Darin unterscheiden sich Frankreich und Deutschland in keinster Weise. Fast ausnahmslos haben zur Jahreswende und zu Jahresbeginn alle Assetklassen äußerst interessante (Unter-)Bewertungen oder aber Unternehmensanleihen interessante Kupons ausgewiesen. Aber auch hier gilt für jeden Anleger: Die Gelegenheit zu nutzen macht nur Sinn, wenn die jeweilige Assetklasse in meinen individuellen Asset Liability Match passt. Insgesamt sehen wir aber ähnlich wie im Jahr 2003 das Wandelanleihensegment als attraktiv an. Im Unterschied zu Unternehmensanleihen, die im ersten Quartal auf rege Nachfrage getroffen sind, ist das Wandelanleihensegment derzeit von einer zweifachen, temporären „Illiquidität“ charakterisiert. Beide Assetklassen erfahren im Moment eine schwierige Markt-/Preisbildung aufgrund des Anlegerverhaltens und der eingeschränkten „Händlerfunktion“ seitens der Investment Banken. Allerdings hat sich im Unterschied zu Unternehmensanleihen das Anlageuniversum für Wandelanleihen, insbesondere in Europa, signifikant reduziert. Seit annähernd einem Jahr liegt der Primärmarkt am Boden, Neuemissionen waren nicht zu verzeichnen. Wir sehen hier die um ein vielfaches überzeichnete Emission von ArcelorMittal in der zweiten Märzhälfte als Startschuss für eine Wende an. Diese Entwicklung wiederum weist deutliche Parallelen zum Krisenjahr 2003 auf. Auch hier verzeichnet das Folgejahr 2004 ein Rekordemissionsvolumen, welches etwas über 50 Mrd. gelegen hat. Die Refinanzierungsbedürfnisse seitens der Unternehmen gepaart mit der Zurückhaltung der Banken in der Kreditvergabe lassen erwarten, dass 2009 bezüglich Wandelanleihen zu einem déjà-vu für die Wandelanleiheninvestoren wird. Diese Entwicklung wird die Marktliquidität und ebenso die Aktiensensitivität von Wandelanleihen wiederherstellen. Die Frage nach der Markttiefe und Marktbreite im Wandelanleihensegment führt Investoren zwangsläufig in die Abwägung zwischen einem europäischen und einem internationalen Investment Universum. Der europäische Wandelanleihenmarkt ist im Hinblick auf die Ausstattung der einzelnen Anleihen wie aber auch die rechtlichen Parameter innerhalb des Emissionsprospekt homogen. Anleihe und Wandlungsoption sind in Europa hinsichtlich der Investorenrechte standardisiert. In den USA dagegen konzentriert sich der Markt im Non- Investment Grade Segment, wobei sich die als Wandelanleihen bezeichneten Emissionen sehr unterscheiden und nicht den gleichen Investorenschutz bieten wie in Europa (z.B. Prefered, CoCos, Mandatories, etc.). Gleiches trifft auf alle asiatischen Märkte mit Ausnahme Japans zu, dessen Struktur der in Europa vergleichbar ist. Wir warnen hier deutlich vor einer Entwicklung, die wir leider bei US-amerikanischen ABS gesehen haben.

IPE Institutional Investment: Gibt es schon eine echte „lesson learnt“ der Finanzkrise, die sich im Gespräch mit Investoren bzw. allgemein in der Industrie herauskristallisiert?
Krebs: Ja, ich glaube, dass die handelnden Personen wieder in den Vordergrund treten. Auch unsere Industrie hat sich vom Investment Banking angesteckt eine gewisse Transaktionsorientierung angeeignet. Die Beziehung zwischen Betreuer und Portfoliomanager auf der einen und Leiter/ Vorstand Kapitalanlagen auf der anderen Seite wird wieder eine viel größere Bedeutung spielen. Auch werden wir sehen, dass Entscheidungen weit weniger erratisch, vielleicht „entschleunigter“ getroffen werden. Und, natürlich werden wir uns alle nach dem Wert in langen Stunden erdachter Risikomodelle und Korrelationen fragen. Dies ist aber ein Prozess, der erst langsam an Fahrt gewinnt.

IPE Institutional Investment: Besten Dank für diese Informationen.


Morgen finden Sie an dieser Stelle einen ausführlichen Teil des Interviews zum Convertibles-Sektor.