„Die Liquidität ist wieder da!“, freute sich Reto Tarreghetta, Geschäftsführer der Luzerner Pensionskasse (LUPK) mit 9,5 Mrd. Schweizer Franken an verwaltetem Vermögen. In einer Diskussionsrunde bei der Fachmesse 2. Säule, die jährlich vom Schweizer vps Verlag organisiert wird, diskutierte er mit anderen Branchenvertretern darüber, ob Pensionskassen für die „Anlagestrategie der Zukunft völlig neu denken“ müssen.
Sein Fazit: „Permanent weiterdenken hilft.“ Im Moment sei er aber vor allem froh, dass die Zinsen wieder gestiegen sind. Die Schweizer Nationalbank hat zuletzt den Leitzins um 0,5 Prozentpunkte auf 1,5% angehoben. Ein weiterer Zinsschritt könnte noch im Juni erfolgen.
„Man kann wieder mit Anleihen und Liquidität Geld verdienen und muss sich nicht mehr krampfhaft nach kleinsten risikoreichen Renditezusätzen umsehen,“ so Tarreghetta. Er hat in den letzten Monaten „Illiquidität als Problem“ gesehen.
Aber auch diese hat für einige Anleger neu an Attraktivität gewonnen. So berichtete Roman Denkinger, Leiter Investment Management bei der Pensionskasse der Swisscom Telekommunikationsfirma, der comPlan, dass die Kasse derzeit „noch am Aufbau eines Schweizer Immobilienportfolios“ sei. Von den insgesamt 10 Mrd. Schweizer Franken verwaltetem Vermögen sollen laut Anlagestrategie 16% indirekt in heimische Immobilien fließen.
Ansonsten seien, so Denkinger, die Anpassungen gegenüber dem letzten Jahr „relativ langweilig“ gewesen, nur festverzinsliche Anlagen habe man reduziert. Er könnte sich aber vorstellen, „wenn es sich auszahlt, mehr Illiquidität ins Portfolio zu holen“. Aus der Praxis merkte er an, dass die Kasse, wenn die eigene Anlagekommission, in der Pensionskassenberechtigte und Firmenvertreter Mitspracherecht haben, noch nicht von einer Anlagekategorie überzeugt ist, trotzdem die Vorarbeiten für eine mögliche Veranlagung leiste, die Quote aber „zunächst auf 0% setzt, damit man dann bereit ist, wenn die Überzeugung da ist“.
„Rentenboomer“ brauchen Liquidität
Gerade bei illiquiden Anlagen scheitert es momentan aber nicht unbedingt nur daran, dass nicht alle vom Thema begeistert sind. Philipp Weber, Head of Investment Consulting bei Mercer in der Schweiz, berichtete am Panel: „Viele Manager haben Mühe im illiquiden Bereich Funds zu finden, aber wir sehen große Opportunitäten.“
Manuel Kalbreier, Managing Director bei Neuberger Berman, bestätigte, dass im Moment für Illiquidität in gewissen Segmenten „für gleiches Risiko viel mehr Prämie“ gezahlt werde, was auch „für Pensionskassen von Interesse“ sei. Er sieht mehr Liquidität in illiquiden Anlagen, weil sich bereits ein Sekundarmarkt gebildet habe, wo z.B. Schweizer Pensionskassen, die früh an einem Investmentthema dran waren, bereits wieder verkaufen.
Liquidität werde gerade über die nächsten Jahre für Schweizer Pensionskassen eine große Rolle spielen, weil mit dem Übergang der „Baby Boomer“ zu „Rentenboomern“ große Auszahlungsverpflichtungen auf die Vorsorgeeinrichtungen zukommen. Vor allem in jenen Kassen, wo sich eine Mehrzahl der Berechtigten für eine Einmalzahlung statt einem Rentenbezug entscheide.
Denkiger von comPlan bestätigte, dass in seiner Pensionskasse „deutlich höhere Kapitalbezüge“ zu verzeichnen seien. Aber er betonte, dass „genug Liquidität vorhanden“ sei, um das auszuzahlen.
Eine stärkere Nachfrage nach Kapitalauszahlungen kann in manchen Fällen damit zusammenhängen, dass die Pensionskassenrenten in der Schweiz nicht automatisch inflationsangepasst sind. Auch wenn das Land, im Vergleich zu anderen in Europa, eine niedrige Inflationsrate hat (für 2023 werden rund 2,5% erwartet), ist der Teuerungsverlust doch für viele spürbar.