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„Wir sehen eine zunehmende Professionalisierung mit immer erfahreneren Entscheidern auf Anlegerseite“

Rainer Schröder, Head of Distribution Germany & Austria bei Threadneedle Investments, im Gespräch mit Frank Schnattinger, Chefredakteur bei Institutional Investment, zum Thema Ausblick 2007.

Institutional Investment: Herr Schröder, wie ist Ihr Fazit des Anlagejahres 2006?
Schröder: Ein weiteres gutes Jahr für risikobereite Kapitalanleger. Das Jahr endet mit mehr als angemessenen Risikoprämien für Anleger, die in europäische oder globale Aktien investiert waren, in hochverzinslichen Anleihen, in Schwellenländern oder in den Aktienmärkten der entwickelten Wirtschaften in Asien. Und allen Unkenrufen zum Trotz werden auch viele Hedgefonds das Jahr wieder mit ansehnlichen Renditen bei geringer Volatilität abschließen.

Institutional Investment: Die relevanten Kapitalmarktzinsen präsentierten sich trotz Zinserhöhungen der Fed und der EZB weiterhin im Tiefflug. Was konnte man im Bereich Fixed Income aus Ihrer Sicht richtig machen?
Schröder: Die Rahmenbedingungen für festverzinsliche Wertpapiere waren in 2006 der Tat nicht günstig. Demnach liess auch die Performance dieser Assetklasse zu wünschen übrig. Bemerkeswert war jedoch die Entwicklung von europäischen Hochzinsanleihen, die von den soliden wirtschaftlichen Rahmendaten und niedrigen Ausfallraten profitierten. Unser European High Yield Bond Fund konnte zum Beispiel in diesem Jahr bisher eine Performance von 7% (Stand: 31 Oktober 2006) erzielen und auch mit einem durchschnittlichen Fonds konnte man mehr als 5% verdienen.

Institutional Investment: Threadneedle ist ein Haus mit starker Expertise im Equity-Bereich. Sie dürften hier mit den Märkten auf der Aktienseite sehr zufrieden sein...
Schröder: Ja, das sind wir. Unsere europäischen und internationalen Aktienfonds haben ein starkes Jahr hinter sich. Durch aktives Stockpicking konnten wir für unsere Kunden auch zusätzliches Alpha generieren. Hierfür ist der vor einem Jahr aufgelegte Pan European Smaller Companies Fund ein hervorragendes Beispiel. Seit Auflegung erzielte der Fonds einen Wertzuwachs von überragenden 46,3% und belegt damit in seiner Vergleichsgruppe unter 74 Fonds den ersten Platz.

Institutional Investment: Alternative Investmentthemen 2006. Sind wir in Deutschland ein Stück weitergekommen? Rohstoffinvestments wurden ja, gerade im ersten Halbjahr, zumindest heiß diskutiert...
Schröder: Allein wegen der anhaltend geringen Wertzuwächse bei Staatsanleihen nimmt das Interesse an praktisch allen Alternativen Investments zu. Die „etablierteren Alternativen“ wie Emerging Markets oder Rohstoffe haben sich einer breiteren Beliebtheit erfreut und verlieren dadurch wohl allmählich ihren Status als Alternative Investments, die weniger etablierten wie Private Equity oder Hedgefonds finden auf niedriger Basis zunehmendes Interesse. Obwohl ein Marktumfeld stark steigender Aktienmärkte den Vorteil einer absolut positiven Performance vieler Alternativer Investments relativiert, haben wir ein deutlich zunehmendes Interesse und zunehmende Investitionen vor allem in Hedgefonds wahrgenommen.

Institutional Investment: Stichwort Hegdefonds! Nun wurde 2006 die BaFin bezüglich Regulierungswut etwas ruhiger. Dennoch dürfte die Branche nicht unbedingt jubilieren. War es ein verlorenes Jahr für Hedgefonds in Deutschland?
Schröder: Wut ist eine emotionale, impulsive und aggressive Reaktion in zwischenmenschlichen Beziehungen, darum will ich mich Ihrer Bewertung in Bezug auf die Bafin nicht anschließen. Richtig ist aber, dass der Spielraum, den der Regulierer hier institutionellen und privaten Anlegern lässt, eng begrenzt ist, und daher das zurückliegenden Jahr nicht den Fortschritt gebracht hat, den ich im Interesse der weiteren Diversifikation privater und institutioneller Portfolios für sinnvoll gehalten hätte. Wir sehen aber in der letzten Zeit, dass die große Zurückhaltung, die es im Markt gegeben hat, allmählich nachlässt. Wir managen inzwischen für deutsche und internationale Anleger neben sechs Single-Hedgefonds auch einen in Deutschland zum öffentlichen Vertrieb zugelassenen Dachhedgefonds, der zu den besten auf dem deutschen Markt gehört. Das zeigt, dass das Anlegerinteresse ausreicht, um neue attraktive Produkte am Markt zu etablieren und das Jahr kein „verlorenes“ war.

Institutional Investment: Wir haben letztes Jahr an dieser Stelle über den Trend zum Publikumsfonds im institutionellen Geschäft gesprochen. Nun stehen die Zertifikateanbieter Gewehr bei Fuß. Wie sehen Sie die Entwicklung diesbezüglich?
Schröder: Der Zertifikateboom löst vor allem bei den Anbietern einen regelrechten Freudentaumel aus, weil Anlegern hier häufig mangels Transparenz gar nicht klar ist, wie teuer viele Produkte tatsächlich sind. Das ermöglicht den Anbietern die Erzielung sehr guter Margen, und Kunden beschweren sich nicht einmal darüber. Zum Glück haben wir ja auch in diesem Bereich funktionierende Märkte, so dass die Kombination aus zunehmendem Wettbewerb der Anbieter untereinander und zunehmender Erfahrung der Anleger dazu führen werden, dass wirtschaftlich weniger sinvolle Konstruktionen wieder vom Markt verschwinden. Dem Zertifikateboom könnte daher durchaus eine Rezession folgen.

Institutional Investment: Ganz allgemein gesprochen: wie hat sich der deutsche institutionelle Markt aus ihrer Sicht gegenüber den europäischen Nachbarn entwickelt?
Schröder: Der deutsche Markt hat insgesamt einige Entwicklungen nachgeholt, die Nachbarländer schon vor Jahren hinter sich gebracht haben: Dazu gehört zum einen die zunehmende Professionalisierung mit immer erfahreneren Entscheidern auf Anlegerseite bzw. der zunehmenden Einschaltung von Consultants zwischen Anleger und Asset Manager sowie zum anderen eine zunehmende Internationalisierung mit immer mehr nicht-deutschen Wettbewerbern im Markt. Beide Trends begrüße ich ausdrücklich, weil sie die Zufriedenheit der Anleger erhöhen werden und damit das Wachstumspotential für die wettbewerbsfähigen Asset Manager vergrößern.

Institutional Investment: Lassen Sie uns abschließend einen Blick in die Kristallkugel werfen. Welche Trends haben Sie für Ihr eigenes Produktportfolio im kommenden am Markt identifiziert?
Schröder: Wir gehen davon aus, dass auch im kommenden Jahr die weltweiten Aktienmärkte trotz der starken Wertentwicklung seit dem Tiefpunkt des Bärenmarktes im Jahr 2003 weiter ansteigen. Verglichen mit historischen Bewertungen bieten Aktien derzeit eine immer noch attraktive Bewertung. Dies gilt auch im Vergleich zu anderen Anlageklassen wie Immobilien, Anleihen und Rohstoffen, die in den letzten Jahren einer Neubewertung unterzogen wurden. Wir setzen daher weiterhin auf diese langfristig attraktiven Assetklassen und werden unser Produktportfolio an der einen oder anderen Stelle ergänzen, aber im Kern nicht wesentlich verändern.

Institutional Investment: Besten Dank für diese Einblicke, Herr Schröder.