Institutional Investment: Was sind für Sie die ausschlaggebenden Gründe der Erfolgsgeschichte ETFs in den vergangenen Jahren?
Kirchhoff: Einer der Hauptgründe liegt wohl im passiven Management, also der klaren Indexabbildung im Fonds. Immer mehr Investoren sind unzufrieden mit der Performance aktiv gemanagter Produkte und auch die Statistik zeigt sehr deutlich, dass es nur sehr wenige der Portfoliomanager schaffen ihren Vergleichsindex nach Kosten langfristig zu schlagen. Da bietet sich eine Investition in den Index als gute Alternative. In den USA sind weit aus höhere Anteile eines Gesamtvermögens als Core-Investment in passiven Anlagekonzepten erfolgreich gebunden. Zudem sind die ETFs durch den Handel an der Börse deutlich flexibler einsetzbar als herkömmliche Fonds - sowohl ein untertägiger Handel als auch das Limitieren von Orders sind möglich. Und natürlich spielt auch der Preis eine wichtige Rolle. Mit einer jährlichen Management Fee zwischen 0,09 und 0,50 Prozent sind die ETFs deutlich günstiger als herkömmliche Fonds, ein Ausgabeaufschlag entfällt beim Börsenhandel gänzlich. Auch sind die Transaktionskosten im ETF deutlich preiswerter, denn sie fallen nur für die quartalsweisen Indexanpassungen an. Unsere Kunden haben im vergangen Jahr nicht mehr als 1 bp über alle unsere ETFs gerechnet dafür bezahlt. Ebenso werden die ETF-Investoren nicht mit weiteren Transaktionskosten bei Zu- und Rückflüssen belastet, so wie es heute bei den sogenannten „Publikumsfonds für Instituionelle“ der Fall ist. Den Erfolg macht gerade die Kombination all dieser Vorteile aus.
Institutional Investment: Blick man auf die Anbieterseite so findet man vor allem die großen Drei – INDEXCHANGE, Barclays/iShares und Lyxor. Wie wird sich der Markt hier weiterentwickeln, rechnen Sie mit einer weiteren Konsolidierung?
Kirchhoff: Der Markt für Exchange Traded Funds wird aus unserer Sicht weiterhin sehr stark wachsen. Von diesem Wachstum werden allerdings hauptsächlich die großen und etablierten Player profitieren. Im ETF-Business kommt es vor allem darauf an, dass Skaleneffekte erzielt werden um profitabel und kosteneffizient zu Gunsten der Kunden zu arbeiten. Daher wird es für viele kleine ETF-Anbieter schwierig werden, den Geschäftsbetrieb profitabel zu gestalten. Eine Konsolidierung des Marktes ist in den kommenden Jahren durchaus möglich.
Institutional Investment: Bislang haben Anleger ihre Gelder vor allem in Standardprodukte wie ETFs auf den EuroStoxx 50 oder Dax allokiert. Wie sehen Sie die Chancen von Innovationen wie ETFs auf Rohstoffe oder Immobilien?
Kirchhoff: Sicherlich werden die großen Indizes auch weiterhin die größten Investitionen anziehen. Aber gerade im Hinblick auf die wichtigen Diversifikationseffekte stellen Rohstoffe und Immobilienaktien eine gute Möglichkeit dar. Und diese ETFs können wie im Bereich der Aktien und Renten auch in anderen Asset Klassen Vorteile gegenüber herkömmlichen Anlageformen bieten. Aufgrund der schon bestehenden hohen Nachfrage von Kundenseite sehe ich eine gute Chance mit innovativen ETFs auf Rohstoffe und Immobilienaktien große Volumina zu verwalten.
Institutional Investment: Sie selbst sind vor kurzem mit einer weiteren Innovation an den Markt gegangen, den so genannten Sector Swap-ETFs. Was steht konkret dahinter?
Kirchhoff: Kurz und knapp – noch geringere Kosten, keine englische Stamp Duty, eine noch genauere Indexabbildung und bei einigen Investorengruppen sogar steuerliche Vorteile.
Diese neuartigen ETFs können ihren jeweiligen Vergleichsindex durch Vermeidung von ausländischen Steuerbelastungen noch exakter widerspiegeln. Wir nutzen die Möglichkeiten der europäischen Richtlinie UCITS III für Innovationen zum Vorteil unserer Anleger. Statt die im Index enthaltenen Wertpapiere zu erwerben, bildet INDEXCHANGE den jeweiligen Index über derivative Finanzinstrumente, in diesem Fall über einen Equity-Sector-Swap, ab.
Wird ein Index über den Erwerb von Wertpapieren abgebildet, fallen in einigen europäischen Ländern erhebliche Handelssteuern (z.B. britische Stamp Duty mit 0,50% pro Wertpapiergeschäft) bzw. Handelsspesen an, die im Index keine Berücksichtigung finden und damit für den Anleger besonders performanceschädlich sind. Beim Einsatz von Equity-Swaps werden diese indexfremden Kosten vermieden, so dass die Anleger die Kosten nicht mehr tragen müssen. Werden die neuen ETFs von in Deutschland steuerpflichtigen Investoren im Privatvermögen gehalten, so sind die Erträge und Kursgewinne bei einer Haltefrist von über 12 Monaten nach dem Investmentsteuergesetz steuerfrei gestellt.
Institutional Investment: Wie sehen die Kosten – an einen Beispiel verdeutlicht – konkret aus?
Kirchhoff: Auf der einen Seite beträgt die Management Fee 0,3% im Jahr gegenüber bei aktiv gemanagten Branchenfonds von derzeit durchschnittlich 1,5%. Den Kostenvorteil aus der Vermeidung von Handelssteuern und -gebühren sieht man im Spread, also den Kaufkosten. Gerade für besonders handelsorientierte Anleger kommt dieser Vorteil zum Tragen, denn bei Branchen wie "Basic Resources" mit einer hohen Gewichtung britischer Aktien können hier bis zu 0,4% pro Trade gespart werden.
Institutional Investment: Welche Trends werden den ETF-Markt künftig bestimmen? Wird der Kostenaspekt weiter die zentrale Rolle spielen, oder wird es eher darum gehen weitere Produktideen zu besetzen?
Kirchhoff: Gerade Innovationen werden den ETF-Markt in Zukunft prägen. Für uns heißt Innovation allerdings nicht nur die Abbildung weiterer Asset Klassen oder die Abbildung noch nicht besetzter Indizes, sondern vor allem eine Produktgestaltung, die dem Investor zusätzliche Vorteile gegenüber bereits bestehenden Anlagemöglichkeiten gibt. Und diese innovativen ETFs werden zusammen mit einem attraktiven Pricing künftig den Markt mitbestimmen. Wir werden unser ETF-Angebot in den nächsten Wochen mit ETFs auf die Indizes "NASDAQ-100", "Dow Jones China Offshore 50" und "Dow Jones Euro STOXX Sustainability 40" weiter ausbauen. Zusätzlich arrondieren wir mit dem "Dow Jones Asia/Pacific Select Dividend 30" unser weltweites Angebot für Dividendenstrategiefonds. Allein der "Euro Stoxx Selelect Dividend 30" hat in diesem Jahr schon mit 15% eine um etwa 7% höhere Performance gegenüber dem "Euro Stoxx 50" erreicht. Aus meiner Sicht sind die Dividendenstrategie-ETFs im Sinne einer langfristigen Valuestrategie ein Muss für jedes Portfolio. Wir wollen unseren Kunden die Möglichkeit bieten, für alle Segmente der Asset Allocation kostengünstige ETFs einzusetzen.
Institutional Investment: Herr Kirchhoff, vielen Dank für diese Informationen.