Seit Jahresbeginn 2020 haben die Pensionsvermögen der DAX- und MDAX-Unternehmen nachgegeben – „jedoch deutlich weniger als mit Hinblick auf die Auswirkungen der Corona-Krise zu erwarten gewesen wäre“, sagt. Dr. Heinke Conrads, Leiterin Retirement Deutschland und Österreich bei Willis Towers Watson.
So reagierte der Kapitalmarkt zum Ende des ersten Quartals zwar noch mit großer Unsicherheit auf die weltweiten Entwicklungen, was sich auch in den Pensionsvermögen widerspiegelte. Bereits im Laufe des zweiten Quartals konnten sich die Vermögen aber wieder merklich erholen.
„Allerdings beherrschen weiterhin eine hohe Volatilität und damit anhaltende Unsicherheiten den Markt“, berichtet Hanne Borst, Leiterin Actuarial Consulting bei Willis Towers Watson Deutschland. Gleichzeitig sanken auch die Pensionsverpflichtungen der Unternehmen bis zum Ende des ersten Quartals. Im zweiten Quartal legten sie jedoch wegen des Sinkens des internationalen Rechnungszinses wieder zu. Der Ausfinanzierungsgrad reduziert sich gemäß der Modellrechnung insgesamt um zwei bis drei Prozentpunkte.
Im Zuge der Coronakrise entwickelten sich insbesondere die Aktienmärkte negativ. Aber auch die Anleihenrenditen sanken aufgrund der gestiegenen Nachfrage nach vermeintlich sicheren Anlagen wie deutschen bzw. US-Staatsanleihen oder hochwertigen Anleihen der Eurozone. Die wirtschaftlichen Aussichten für die Eurozone trübten sich merklich, was sich in einem deutlichen Rückgang der Inflation widerspiegelt. Die EZB beschloss daraufhin, das Anleihenkaufprogramm auszuweiten. In den USA senkte die Federal Reserve die Leitzinsen Anfang März um 50 Basispunkte und Mitte März um weitere 100 Basispunkte auf nur noch 0,0 bis 0,25 Prozent. Dieses Zielniveau soll bis Ende 2022 beibehalten werden. Darüber hinaus wurde das bereits laufende Anleihenkaufprogramm weiter aufgestockt. Die EU-Kommission plant ebenfalls ein Corona-Wiederaufbauprogramm im Wert von 750 Mrd. Euro. Bereits im zweiten Quartal erholten sich die Kapitalmärkte und damit die Pensionsvermögen merklich, haben aber das Vorkrisenniveau noch nicht wieder erreicht. Ihre weitere Entwicklung werde stark vom Fortgang der Pandemie abhängen, so Willis Towers Watson.
Auch der historisch niedrige Rechnungszins folgte der Corona-bedingten Marktvolatilität. Auf einen dramatischen Rückgang um rund 50 Basispunkte bis Ende Februar folgte ein Anstieg in ähnlichem Maße bis Ende März sowie ein stetes moderates Auf und Ab im zweiten Quartal. Zum Ende der ersten Jahreshälfte ging er schließlich leicht zurück, was zu einem Anstieg der Pensionsverpflichtungen führte. Der Ausfinanzierungsgrad verringerte sich primär durch die gegenläufige Entwicklung von Pensionsverpflichtungen und Pensionsvermögen. Dennoch befindet er sich auch weiterhin – trotz Krise – auf hohem Niveau.
Link: Ausführlichere Unterlagen zu der Modellberechnung