IPE D.A.CH: War genau macht eigentlich ein Placement Agent?
Schiemann: Wir übernehmen als Placement Agent Vertriebsaufgaben für Asset Manager und sprechen dabei gezielt potenzielle Investoren an. Vielen Asset Managern fehlt eine eigene Vertriebskompetenz, weil sie sich auf Ihre Kernaufgabe zu konzentrieren: das Managen von Wertpapierportfolios. Eine wichtige Grundlage in der Zusammenarbeit mit Asset Managern ist für uns die Abstimmung einer langfristigen Strategie und der kontinuierliche und offene Austausch. Wir sind eine verlängerte Werkbank und kennen in der Regel die Akteure und viele Prozesse recht gut. Dabei ist es wichtig zu verstehen, dass Placement Agents zum großen Teil variabel bezahlt werden. So werden die Fixkosten bei Asset Managern klein gehalten. Große Asset Manager greifen weltweit auf Placement Agents zurück, um möglichst viele Chancen zu nutzen.
IPE D.A.CH: Wie schätzen Sie gegenwärtig das Interesse von Fondsselektoren für Fondsboutiquen ein?
Schiemann: Wir vertreiben aktiv gemanagte Produkte, deren Managementansatz einen Mehrwert zu herkömmlichen Anlagestrategien bieten. Einfach ausgedrückt muss die Story stimmen, möglichst schnell erfassbar sein. Die bisherige Performance muss die Aussagen positiv unterstreichen. Kurzum: Die Fonds und die dazugehörigen Personen müssen uns gefallen. Das finden viele Fondsselektoren interessant. Wir sehen aber auch, dass vielen Selektoren große Hürden überwinden müssen. Sei es aus regulatorischen oder innenpolitischen Gründen. Oftmals ist dann doch einfacher, den großen Vertriebsfokus auf die hauseigene Anlageprodukte zu legen oder ein paar passive Produkte aufzunehmen.
IPE D.A.CH: Welche Herausforderungen bestehen in diesem Umfeld für Placement Agents?
Schiemann: Der Bedarf an unserer Leistung als Placement Agent ist riesig und wir verzeichnen Anfragen von vornehmlich deutschen und angelsächsischen Asset Managern nahezu im Wochentakt. Das freut uns natürlich und bestätigt uns in unserer Arbeit. Zumal wir vor fünf Jahren bei null angefangen haben. Nun ist die große Herausforderung, die richtigen Asset Manager zu finden. Das erfordert viel Zeit. Wir sind hier selbst Fondsselektor. Es sollten auch Überschneidungen mit anderen vertraglich gebundenen Asset Managern vermieden werden. Als Placement Agent sind sie aber vor allem selbständig, mit all seinen Vor- und Nachteilen. Auf der einen Seite können wir uns auf das konzentrieren, wofür wir sprichwörtlich brennen, alle Themen rund um den Vertrieb. Auf der anderen Seite haben wir keine finanzielle Sicherheit und müssen erst einmal eine sehr lange Zeit durchhalten. Das dauert Jahre und Krisenzeiten wie Corona und dazugehörige Lockdowns potenzieren dies. Das sind auch die Zeiten, in denen kleine Firmen auseinanderbrechen. Wir haben durchgehalten und verstehen uns blind. Inzwischen freuen wir uns auch über unseren ersten Mitarbeiter.
Hill: Wie schätzen Sie die Bedeutung des Bereiches Abwicklung für den Vertrieb von Fonds ein?
Schiemann: Die Diskussion führen wir eher mit ausländischen Anbietern und ist ganz einfach: Es gibt im deutschen Markt Mindeststandards und die sollten eingehalten werden. Ansonsten gibt es null Volumen. Das gilt für die Abwicklung aber auch selbstverständlich für das allgemeine Setup, wie die allgemeine Datenversorgung, regelmäßige Monatskommentare, Präsentationen usw.
IPE D.A.CH: Ich freue mich auf die gemeinsame Moderation der Präsentationen von Lansdowne Partners und SIA Funds AG in Stuttgart und München im Oktober. Welche Erwartung haben Sie für diese Veranstaltungen?
Schiemann: Die Gäste können sich auf eine qualitativ hochwertige und informative Veranstaltung freuen. Das würde ich sicherlich nicht für alle Veranstaltungen sagen. Aber die äußerst erfahrenen Referenten sind inhaltlich sehr nah an ihren Anlagestrategien, die sich zudem von der Masse abheben. Lansdowne steht für eine unglaublich starke Diversifikation über 17 Assetklassen im ausgewogenen Bereich des Multi-Asset-Investing. Das Ganze im Stil der großen Staatsfonds und der Stiftungen der US-amerikanischen Eliteuniversitäten. Da gibt es also viel zu erzählen. Der Schweizer Asset Manager SIA steht dem in nichts nach. Hier wird auf den hauseigenen und erfolgreichen Strategic Value Investing-Stil eingegangen. Der dazugehörige Aktienfonds konnte sich in 22 Jahren versiebenfachen.
IPE D.A.CH: Was machen Sie, wenn Sie gerade nicht in Investorengesprächen sind?
Schiemann: In der Freizeit beschäftigen sich weder mein Geschäftspartner Christian Brockhoff noch ich groß mit dem Kapitalmarkt. Man muss auch mal abschalten. Die Familie, bzw. Partnerschaft ist eh am wichtigsten, viele Freunde und sehr viel Sport tun ihr Übriges. Christian spielt sehr viel Golf und Badminton und ich könnte jeden Tag im Boxring stehen.
IPE D.A.CH: Vielen Dank für das Gespräch.
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*) Markus Hill ist unabhängiger Asset Management Consultant in Frankfurt am Main.
Kontakt: info(at)markus-hill.de; Website: www.markus-hill.de
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