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„Alternatives bzw. Real Assets haben zumeist noch immer nicht den Anteil in Portfolios erreicht, den sie angesichts des Zinsumfeldes haben sollten“

IPE D.A.CH-Chefredakteur Frank Schnattinger sprach mit Dr. Michel Degosciu, Gründungspartner der LPX AG, über aktuelle Trends und Tendenzen im Bereich der liquiden Real Assets wie Infrastruktur, Private Equity und Private Debt.

Dr. Michel Degosciu

IPE D.A.CH: Herr Dr. Degosciu, wir haben länger nicht besprochen, wie sehen Sie den aktuellen Markt für Real Assets?
Degosciu: Das Interesse der Investoren ist nach wie vor sehr groß, insbesondere beim Thema Infrastruktur. Die Ausgaben für Infrastruktur steigen kontinuierlich und die staatlichen Budgetbeschränkungen tun ihr übriges für die Bedeutung von privat finanzierten Infrastrukturdienstleistungen.

IPE D.A.CH: Dennoch ist es ja je nach Rendite-Risiko-Bedürfnis des Investors ein durchaus vielschichtiger Markt. Wie ist ihre aktuelle Herangehensweise?
Degosciu: Wir setzen bei unserer Titelauswahl auch weiterhin ganz klar auf Basisinfrastruktur im engeren Sinne, wie Telekomnetze oder Verkehrswege. Damit reduziert sich zwar unser Investmentuniversum von über 2.000 Titeln auf rund 250, aber die hohen Markteintrittsbarrieren und die unelastische Nachfrage nach Basisinfrastruktur-Dienstleistungen, von denen unser Portfolio letztendlich profitiert, geben uns recht. Ebenso schätzen unsere Anleger den Inflationsschutz, da viele Infrastrukturdienstleistungen in diesem Bereich inflationsgekoppelt sind.

IPE D.A.CH: Wie viele Titel halten Sie aktuell und gibt es eine Art Branchenschwerpunkt?
Degosciu: Wir halten aktuell rund 30 Titel im Portfolio. Hinsichtlich Ausrichtung gibt es keinen echten Schwerpunkt, aber der Kommunikationsbereich – also das Thema Netzinfrastruktur – ist mit 13% bei uns aktuell eher übergewichtet. Ansonsten sehe ich uns durchaus breit diversifiziert.

IPE D.A.CH: Hat sich die Herangehensweise von Investoren an das Thema liquid Alternatives und damit liquide Anlagen in Infrastruktur, Immobilien und Private Equity bzw. Debt über die letzten Jahre verändert?
Degosciu: Nicht sehr stark, wir spüren zwar durchaus ein stärkeres Interesse seitens der Investoren, allerdings bewegt sich der Markt hier nur sehr langsam in liquide Anlagevehikel. Dazu kommt, dass Alternatives bzw. Real Assets zumeist noch immer nicht den Anteil in Portfolios erreicht haben, den sie angesichts des Zinsumfeldes haben sollten. Vereinfacht gesagt, es ist noch deutlich Luft nach oben.

IPE D.A.CH: Wie sieht es konkret im Private Equity Bereich aus?
Degosciu: Auch hier zeigt sich die skizzierte Zurückhaltung. Wir sprechen bei uns im Portfolio gehaltenen Einzeltiteln oft noch immer von Abschlägen bis zu 30% auf den Buchwert. Die Unternehmen machen – auch dank des Marktumfelds – exzellente Exits, dies wird aber noch immer vom Markt nicht unbedingt berücksichtigt. Entsprechend hoch sind im Übrigen auch die Dividendenrenditen.

IPE D.A.CH: Sie erwähnten vorhin auch das Thema Private Debt…
Degosciu: Richtig, wir sind seit kurzem auch in diesem Segment aktiv, gerade vor dem zunehmenden Interesse der institutionellen Investoren an der Assetklasse. Es gibt kaum ein Investorengespräch, in dem Private Debt außen vor bleibt. Da durch den Rückzug der Banken aus der Unternehmensfinanzierung eine große Lücke entstanden ist, gibt es auch auf der liquiden Seite interessante Beteiligungsmöglichkeiten.

IPE D.A.CH: Über wie viele Titel sprechen wir hier?
Degosciu: Das Universum besteht aktuell aus rund 50 Titeln, aber es ist sehr viel Bewegung im Markt. Die angesprochenen Lücken, die von Bankenseite hier hinterlassen werden, sind beträchtlich. Das nutzen die Anbieter. Wir haben im Index derzeit 30 davon selektiert und sind mit den Ergebnissen sehr zufrieden.

IPE D.A.CH: Wie zufrieden?
Degosciu: Über mehr als 10 Jahre konnten hier eine Durchschnittsrendite von über 8% p.a. erzielt werden, auch in der Finanzkrise!

IPE D.A.CH: Besten Dank für das Update.