„Wir haben deutliche Mittelzuflüsse in das Segment sowohl von bestehenden, als auch von neuen Kunden gesehen – und zwar für sehr unterschiedliche Produkte,“ so Rovers. Darunter seien „mehr ESG-fokussierte Mandate“ gewesen, aber auch andere aktive Ansätze im Investment Grade-Bereich sowie klassische Buy-and-Hold-Angebote.
Rovers betont, dass der ESG-Ansatz „eigentlich immer schon da war“, denn Governance war „immer schon Teil der Analyse“. Er verweist auf die großen Pleiten von Firmen, die in vielen Fällen genau auf dieses Thema zurückzuführen waren.
„Jetzt ist ESG der dritte Faktor, den wir miteinbeziehen müssen, neben Risiko und Ertrag – und ich glaube, dass man nichts davon für das andere wirklich opfern muss“, so Rovers weiter.
Einfacher werde der ESG-Ansatz insofern, als mehr Daten zur Verfügung stehen und auch Firmen ihre Nachhaltigkeits-Profile besser verwalten. Allerdings sieht er für einige Anbieter am Markt möglicherweise böse Überraschungen, wenn neue EU-Regularien kommen: „Wir kaufen keine Anleihen, nur weil sie ‚grün‘ sind. Wir sehen uns genau an, was dahintersteckt“, betont Rovers. Das gleiche gelte übrigens auch für andere Ratings, wo sich LGIM lieber auf das eigene Analyse-Team verlässt.
Im ESG-Segment selbst sieht er derzeit vor allem einen Trend hin zu Themen rund um Elektrizität: „Wir sehen Elektrizität als Kraftstoff der Zukunft“, so Rovers.
Euro-Markt wächst weiter
Viele Firmen würden derzeit auch „Grüne Bonds“ begeben, weil sie das Interesse am Markt dafür sehen. Rovers bestätigt, dass auch US-Firmen verstärkt Anleihen in Euro begeben, um ihre Kredite in den europäischen Markt zu diversifizieren. „Das Marktvolumen der Euro-Unternehmensanleihen ist noch hinter jenem in den USA, aber es wächst stetig weiter“, erklärt Rovers.
„Im Moment sieht Euro-Credit relativ günstig aus, während US-Dollar-Credit sehr teuer scheint“, so der Credit-Spezialist. Für die Anleger ergibt sich daraus ein Interesse aus der Yield-Perspektive. „Viele Investoren, die in Euro Credit geblieben sind über die letzten Jahre, taten dies aus regulatorischen Gründen, jetzt sehen viele die Renditechancen – bei aktivem Management“, so Rovers.
Mittlerweile gebe es auch gegenüber Staatsanleihen in den meisten Ländern gute Puffer, so dass weitere Zinsanstiege sich nicht sofort negativ auswirken, wie es etwa 2022 geschehen sei, als die Startrendite sehr niedrig war.
Eingependelt habe sich mittlerweile auch das Nord-Süd-Gefälle bei Anleihen in Europa.
„Hier geht es mittlerweile – so wie in anderen Märkten – darum, sich die Anleihen auf Basis der Emittenten und Firmen anzusehen,“ erläutert Rovers.
Zinsentwicklung – eher egal
„Ich möchte das Portfolio nicht abhängig machen von der Zinsentwicklung“, betont der Euro-Credit-Chef. „Wir konzentrieren uns auf den Credit-Bereich und erreichen als aktive Manager eine hohe ‚Information Ratio‘, indem wir Marktineffizienzen ausnutzen.“
Generell sieht er persönlich ein „starkes Interesse der Notenbanken, die Zinsen zu senken“ – er ist sich nur nicht sicher wann. Die Ankündigungen der Fed gegen Ende des vergangenen Jahres zu ersten Senkungen bereits im März hatten ihn stutzig gemacht. „Der Markt hatte das bereits eingepreist, das ist jetzt wieder herausgenommen worden“, so Rovers. Generell bleibe es schwer, hier Prognosen zu machen, weil die Inflationsentwicklung weiterhin schwer abzuschätzen sei.