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Fachbeitrag: Moderne Datenanalysen für den europäischen Immobilienmarkt

Wie internationales Fachwissen im Bereich der fortgeschrittenen Analytik genutzt werden kann, um die Auswertung von Immobiliendaten in Europa verbessern.

Frederic Ceyte

Der Gewerbeimmobilienmarkt in Europa blickt harten Zeiten entgegen. In Großbritannien hat die Zentralbank Bank of England jüngst erklärt, dass sich das Vereinigte Königreich möglicherweise bereits in einer Rezession befindet. Gleichzeitig ist die britische Währung gegenüber dem US-Dollar auf ein Rekordtief gefallen. Auch in Kontinentaleuropa sind die Zeichen deutlich: So ist in Deutschland der ifo-Geschäftsklimaindex den vierten Monat in Folge gesunken. Es ist der wichtigste Frühindikator für die konjunkturelle Entwicklung hierzulande.

Daten als wirksamer Schutz gegen aufziehende Fluten
Natürlich gibt es kein Patentrezept, das vorgibt, wie sich europäischen Immobilienunternehmen gegen die aufziehende Krise wappnen können. Und doch lehrt uns die Erfahrung bei der Entwicklung und Nutzung modernster Analysemethoden auf verschiedenen Märkten in der ganzen Welt deutlich: Qualitativ hochwertige Daten sind immer ein wirksamer Schutz gegen aufziehende Fluten. Mit ihrer Hilfe können Unternehmen auch in den schwierigsten Situationen fundiertere und bessere Entscheidungen treffen.

Leider hinkt Europa allerdings hinsichtlich des Reifegrades der Analysemöglichkeiten hinterher. Schon im Jahr 2018 stellte der Europäische Ausschuss für Systemrisiken – der sogenannte EU-Systemrisiko-Rat – in einem Bericht fest, dass die makroökonomische Analyse und die Beobachtung der Gewerbeimmobilien-Märkte innerhalb der Europäischen Union durch den Mangel an präzisen und vergleichbaren Daten stark behindert werden. Zwar wurde seither erheblich in neue Technologien investiert. Doch die Problematik der Datenqualität besteht nach wie vor.

Europa am Wendepunkt
Die Branche befindet sich an einem Wendepunkt. Für europäische Immobilienunternehmen ist es jetzt an der Zeit, sich auf die Datenanalyse zu konzentrieren – um die Herausforderungen von heute erfolgreich zu lösen, sich auf das Wachstum von morgen vorzubereiten und die Chancen von Schlüsseltechnologien wie Künstliche Intelligenz (KI) vollständig zu nutzen.

Die letzten Jahre haben gezeigt, wie wichtig zuverlässige Daten für die Bewältigung von Unsicherheiten sind. Verschiedenste Herausforderungen treiben innerhalb der Immobilienbranche die Notwendigkeit für regelmäßige finanzielle Modelle und Analysen voran; Beeinflussung von Bewertungen, Auswirkungen auf Leasing/Mieter, zunehmende Regulierung und wirtschaftliche Unsicherheiten, um nur einige zu nennen. Weil Daten frühzeitig Einblick in die Wertentwicklung ermöglichen, unterstützen sie beim Risikomanagement und bei der Verbesserung der Entscheidungsfindung. Damit Unternehmen ihre Ergebnisse optimieren und das Risiko so gering wie möglich halten können.

Was wir von Amerika lernen können
Wir müssen das Rad nicht neu erfinden, um die Datennutzung im Immobilienbereich in Europa zu verbessern. Mit globalem Fachwissen und langjährigen Erfahrungen können jene Technologie und bewährten Verfahren adaptiert und genutzt werden, die bereits in Nordamerika entwickelt und angewendet werden.

In den Vereinigten Staaten ist es allerdings vergleichsweise leichter, Hunderte von Open-Source-Datensätzen zu vergleichen. Die USA sind ein einziger Staat, also eine einheitliche Jurisprudenz, in der die gleiche Sprache gesprochen wird, und Daten in einem einheitlichen Format gegenübergestellt werden können. Dies ist nicht nur auf traditionelle Immobiliendaten beschränkt. Auf Knopfdruck haben Unternehmen Zugang zu Tausenden von demografischen Datensätzen, die für Immobilienunternehmen äußerst wertvolle Erkenntnisse liefern können.

Ein Datensatz, der dort als Grundlage für Analysen verwendet werden kann, ist beispielsweise der National Council of Real Estate Investment Fiduciaries Fund Index, kurz NCREIF ODCE. Bereits seit dem Jahr 1977 bildet der Index die Entwicklung der US-amerikanischen Immobilienfondsindustrie ab. Gleichzeitig verwendet Altus auch einen hauseigene Bewertungsdatensatz, auf den über den eigenen Beratungsdienst und branchenführende Bewertungssoftware zugegriffen wird.

Dies ermöglicht es sehr detailliert aufzuschlüsseln, was die Wertentwicklung und Bewertungstrends antreibt – seien es wirtschaftliche Fundamentaldaten, die Anlegerstimmung, Veränderungen bei den tatsächlichen Renditen, Nutzertrends, Mietniveaus, bevorstehende Verpflichtungen oder die Höhe der Betriebskosten. Anhand dieser aggregierten Bewertungsdaten auf Vermögensebene konnten die Datenanalysten beispielsweise genau ermitteln, dass die jüngsten Zinserhöhungen der US-Notenbank zu einer Ausweitung der Bewertungsrenditen geführt haben, die den stabilen Wertzuwachs um 0,8% beeinträchtigen. Da sich aber gleichzeitig die Fundamentaldaten für die Vermietung erholten, stiegen die Renditen insgesamt im letzten Quartal um 2,6% weiter an. Die Experten von Altus arbeiten nun mit führenden Fondsmanagern von offenen paneuropäischen Fonds zusammen, um derartige Einsichten auch in Europa zu ermöglichen.

Zusammenarbeit entscheidend
Dies zu erreichen ist keineswegs eine leichte Aufgabe. Der Datenspezialist hat bereits in den Ausbau des europäischen Analyseangebots investiert und wird dies auch weiterhin vorantreiben. Der größte Teil fließt in Forschung und Entwicklung. Zusätzlich wird auch das internationale Fachwissen sowie unternehmenseigenen KI-, Computer- und Analysetechnologien eingesetzt, um dieses bedeutende Vorhaben zur Datenharmonisierung zum Leben zu erwecken.

Es ist wichtig, dass Immobilienfirmen und Technologieunternehmen partnerschaftlich zusammenarbeiten, um dies zu erreichen. Die Zusammenarbeit und die laufenden Investitionen der Branche werden von entscheidender Bedeutung sein. Das Modell kann nur so erfolgreich sein wie die Daten, aus denen es gespeist wird.

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*) Frederic Ceyte, President, Analytics EMEA bei Altus Group