IPE Institutional Investment: Herr Patnaik, die letzten Wochen an den Weltbörsen waren alles andere als ruhig. Wie sehen Sie die Situation, insbesondere auch in den Emerging Markets?
Patnaik: Wir alle wussten, dass die Volatilität an den Markt außerordentlich niedrig war, es war letztlich nur eine Frage der Zeit, bis es zu einer solchen Korrektur kommen würde. Schauen Sie sich nur die letzten 12 bis 18 Monate an. Keinerlei Rücksetzer, weder in den entwickelten Märkten, noch in den Emerging Markets. Insofern ist das ganze nur als gesund zu bezeichnen.
IPE Institutional Investment: Wie lesen Sie die aktuellen Makrodaten?
Patnaik: Nach wie vor stellt sich das Bild für Emerging Markets sehr positiv dar. Wir sprechen über globale Wachstumswerte, die noch vor neun bis 12 Monaten kaum einer für möglich gehalten hätte. Außerdem ist der schwächere US-Dollar für viele Emerging Markets als positiv zu werden. Allerdings müssen wir uns dem Fakt stellen, dass die Zinsen in den Vereinigten Staaten weiter steigen werden, gerade unter dem Eindruck der Steuerreform durch die Regierung Trump.
IPE Institutional Investment: Wie werden das die Märkte 2018 absorbieren?
Patnaik: Ich bin mir sicher, dass die intakte globale Wachstumsstory 2018 einen positiven Grundton für die Emerging Markets bieten wird. Die Frage, die wir über die kommenden Monate genauer diskutieren werden, stellt sich beim Thema Inflation. Gerade die relevanten Zahlen aus der US-Wirtschaft werden hier sicher genau auf den Prüfstand kommen. Sollte es tatsächlich deutlich mehr als drei Zinsschritten der US-Fed dieses Jahr geben, könnte die Stimmung kippen.
IPE Institutional Investment: Was heißt das für die Renditeerwartungen in Emerging Market Debt?
Patnaik: Auf Indexbasis dürften dieses Jahr in Hard Currency Anleihen rund 4% zu erzielen sein. Aktives Management sollte in der Lage sein, ein entsprechendes Alpha zu erzielen. Wir zielen hier in unserer Strategie auf 200 Basispunkte gegenüber dem Index, was zu einer Bruttorendite von etwa 6-6,5% führen sollte.
IPE Institutional Investment: Gibt es neben der Inflation weitere „Fat Tails“ für Investoren?
Patnaik: Es ist zwar nicht wahrscheinlich, aber bei China sollte man sicher genau auf die weitere Entwicklung achten. Hier könnte ein gegenteiliges, desinflationäres Szenario durch die Geldpolitik der Notenbank eintreten. Ich halte dies aber für nicht besonders wahrscheinlich.
IPE Institutional Investment: Insgesamt also ein definitiv unruhigeres Jahr als 2017?
Patnaik: Ganz klar ja. Die Volatilität der letzten Wochen hat uns da sicher einen Vorgeschmack geliefert. Die US-Fed hat sicher gute fundamentale Gründe, die Zinsen anzuheben, aber es ist für uns in den nächsten Monaten nun die entscheidende Frage, wie viel und wie schnell.
IPE Institutional Investment: War Trumps Steuerreform zum jetzigen Zeitpunkt nicht kontraproduktiv?
Patnaik: Über die Reform selbst muss und möchte ich an dieser Stelle nicht urteilen, aber der Zeitpunkt war sicher nicht optimal. Die USA hätten zum jetzigen Zeitpunkt keine Steuerreform gebraucht, zumal der staatliche Schuldenberg ja auch weiter wächst. Dazu kommen noch die geplanten Infrastrukturinvestitionen…
IPE Institutional Investment: Sie sprachen gerade den Schuldenberg der USA an. Letztlich bleibt der Fed – wie auch global vielen anderen Notenbanken – damit gar nicht so viel Spielraum nach oben?
Patnaik: Am Ende des Tages in der Tat nicht! Wenn Sie sich die Verschuldung einzelner Länder anschauen – Großbritannien ist hier auch ein gutes Beispiel -, dann ist der Spielraum langfristig in der Tat begrenzt.
IPE Institutional Investment: Wie sieht Ihre Investmentstrategie im skizzierten Umfeld aus?
Patnaik: Zunächst einmal sind wir überzeugt, dass Emerging Markets Debt nach wie vor einen großen Mehrwert für ein Investorenportfolio bietet. Trotz der Spreadeinengung finden wir nach wie vor interessante Investmentgelegenheiten in verschiedenen Regionen und Branchen. Die Selektion ist allerdings entscheidend.
IPE Institutional Investment: Emerging Market Debt ist also spätestens dieses Jahr keine Beta-Story mehr?
Patnaik: Absolut richtig. Sie müssen sehr granular und selektiv an die Märkte herangehen. Wir sind beispielsweise fest von der Reform-Story in Argentinien überzeugt und auch die Ukraine sehen wir beim Thema Reformen auf einem guten Weg.
IPE Institutional Investment: Reformen und Transparenz als Katalysator für den Bondmarkt?
Patnaik: Sie sehen, wir suchen immer einen gewissen Anker, der uns im Sinne eines guten Risikomanagements vor Rückschlägen schützt, aber insbesondere auch mögliches Kurspotenzial bei den Bonds durch Upgrades beim Rating bzw. Outlook gibt. Stockpicking wird 2018 die Grundlage zum Erfolg in Emerging Market Debt sein.
IPE Institutional Investment: EM Investment Grade versus EM High Yield. Wo liegt Ihre Präferenz?
Patnaik: Gehen wir von unserem Basisszenario für 2018, also von moderat steigenden Zinsen in den USA aus, so sehen wir High Yield klar im Vorteil. Das deutlich größere Potenzial zur Spreadeinengung kann hier noch für den Investor laufen.
IPE Institutional Investment: Sie haben bereits über einzelne Länder und die Bedeutung des Stock Pickings gesprochen. Wie sieht es auf Ebene einzelner Regionen aus?
Patnaik: Lateinamerika zählt hier sicher zu den interessanten Märkten. Aus taktischer Perspektive auch Russland. Deutlich untergewichtet sind wir dagegen im Mittleren Osten sowie in Asien.
IPE Institutional Investment: Welche Rolle spielt Afrika in Ihren Investmentüberlegungen?
Patnaik: Der Sub-Sahara Markt mit Ländern wie Nigeria, Angola und Ghana bietet gerade im Ölsektor die ein oder andere idiosynkratische Investmentgelegenheit, gerade für den Investmentcase „High Yield“. Ein interessanter Markt, der allerdings Erfahrung und ein tiefgründiges Research braucht.
IPE Institutional Investment: Besten Dank für diese Einblicke.