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Gastbeitrag: DAX vs. MDAX – wann holt der MDAX endlich auf?

Das erste Börsenhalbjahr 2024 ist zu Ende. Der Performanceunterschied zwischen DAX und MDAX liegt bei knapp 16%. Wie stehen die Chancen, dass der MDAX bald aufholt?

Thomas Altmann

Der DAX blickt auf ein äußerst erfolgreiches erstes Halbjahr 2024 zurück. 30 neue Allzeithochs hat der DAX in den ersten sechs Monaten markiert. Damit ist das erste Halbjahr 2024 nach dieser Statistik das drittbeste in 35 Jahren Index-Historie. Zudem dürfen sich DAX-Anlegerinnen und Anleger über eine Rendite von +8,9% freuen.

Dagegen liefert der MDAX ein vollständig anderes Bild. Das letzte Rekordhoch stammt aus dem Jahr 2021. Ende Juni 2024 stand der Nebenwerte-Index 7,2% niedriger als zu Jahresbeginn. Daraus errechnet sich für das erste Halbjahr ein Performanceunterschied von gut 16% zwischen DAX und MDAX. Gründe dafür gibt es mehrere.

Gründe für MDAX-Underperformance
Während die Large-Caps aus dem DAX nur 18% ihrer Umsätze in Deutschland erwirtschaften, liegt dieser Anteil bei den Mid-Caps aus dem MDAX mit 30% signifikant höher. Entsprechend leiden die kleineren Unternehmen stärker unter der schwachen deutschen Konjunktur. Gleichzeitig profitieren die großen Unternehmen stärker von der robusten Wirtschaft in den USA, dem wichtigsten Exportmarkt für deutsche Produkte.

Ein weiterer Grund für den Performanceunterschied liegt in der Branchengewichtung der beiden Indizes. Technologie war im ersten Halbjahr die Top-Branche an den Börsen weltweit. Und auch dank SAP, dem größten Wert aus dem DAX, sind Technologiewerte im DAX höher gewichtet als im MDAX. Zudem haben Finanzwerte, die von den aktuell hohen Zinsen profitieren, im DAX ein höheres Gewicht. Dagegen ist im MDAX der Sektor Chemie, Pharma & Medizintechnik prominenter vertreten. Und damit eine Branche, die unter hohen Energiekosten leidet.

All das hat im ersten Halbjahr zu einer höheren Erfolgsquote der DAX-Unternehmen geführt. Von den 40 DAX-Aktien haben sich in den ersten sechs Monaten 25 positiv entwickelt, 15 negativ. Daraus errechnet sich eine Erfolgsquote von 63%. Beim MDAX liegt diese Erfolgsquote bei lediglich 45%.

Spannend ist der Blick auf die Top-Performer im DAX. Ganz oben steht Siemens Energy mit einem Plus von mehr als 100%, es folgt Rheinmetall mit +68%. Auf den Plätzen drei und vier folgen SAP und die Commerzbank, die beide zwischen 35% und 40% zugelegt haben. Bei dieser Liste fällt auf: Die drei letzten Unternehmen, denen der Aufstieg vom MDAX in den DAX gelungen ist, sind allesamt unter den Top-4 des ersten Halbjahres. Hätten diese drei Werte ihre imposante Performance im MDAX und nicht im DAX erzielt, hätte sich der MDAX um satte 12% besser entwickelt.

Historische Einordnung
Phasen, in denen sich kleinere Unternehmen schlechter entwickeln, gab es in der Vergangenheit immer wieder. Ein Grund für einen Abgesang auf Nebenwerte waren diese Perioden in der Vergangenheit allerdings nie. Denn: Seit seiner Einführung im Jahr 1996 hat sich der MDAX insgesamt sogar besser entwickelt als der DAX. Während die Large-Caps seitdem auf ein Plus von 7,4% p.a. kommen, stehen bei den Mid-Caps 8,2% p.a. zu Buche.

Ausblick: Was dem MDAX jetzt helfen könnte
Welche Faktoren könnten dazu führen, dass sich die Kurse der kleineren Werte wieder besser entwickeln als die der großen? Zuletzt war die Outperformance des DAX von einer deutlich positiveren Gewinn-Dynamik begleitet. Das ist auch an den Kurs/Gewinn-Verhältnissen sichtbar, die zum Halbjahresende mit 14 (DAX) beziehungsweise 34 (MDAX) extrem weit auseinanderlagen. Für die Zukunft erwartete KGV-Werte von 13 beim DAX und 16 beim MDAX zeigen allerdings, dass die Analysten den DAX-Unternehmen in den kommenden Quartalen keine großen Gewinnsprünge zutrauen, während sie beim MDAX in etwa mit einer Verdopplung der Erträge rechnen. Helfen könnte dabei eine konjunkturelle Belebung in Deutschland. Die Erwartungskomponenten des IFO- sowie des ZEW-Index stellen diese zumindest in Aussicht.

Ein weiterer Aspekt sollte den MDAX-Anlegerinnen und Anlegern Mut machen: In den USA hat sich der Small-Cap-Index Russell 2000 im ersten Halbjahr 14% schlechter entwickelt als der Leitindex S&P 500. Zuletzt haben auf der anderen Seite des Atlantiks jedoch massive Umschichtungen aus Technologiewerten in kleinere Aktien stattgefunden. In der Folge hat der Russell 2000 in der ersten Juli-Hälfte 6,8% zugelegt. Und damit doppelt so viel wie der S&P 500. Es bleibt abzuwarten, ob DAX und MDAX den US-Indizes hier zeitversetzt folgen.

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*) Thomas Altmann, Leiter Portfoliomanagement, QC Partners