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Gastbeitrag: Infrastrukturinvestoren setzen vermehrt auf Batteriespeicher

Die Energiewende stellt die Strommärkte vor große Herausforderungen. Der Anteil der Erneuerbaren im Energiemix nimmt weltweit zu. Wind- und Solaranlagen sind zentrale Pfeiler der Energiewende, doch sie sind wetterabhängig und führen zu immer größeren Schwankungen in der Stromerzeugung. Um die Stabilität unserer Stromnetze und damit die Versorgungssicherheit jederzeit zu gewährleisten, sind signifikante Investitionen in den Ausbau der Netzinfrastruktur sowie in dezentrale Speicherkapazitäten erforderlich.

Der aufwendige und genehmigungsrechtlich langwierige Ausbau der Stromnetze hinkt häufig hinter dem Zubau der erneuerbaren Energien her. Besonders der Ausbau der Übertragungsnetze verläuft oft schleppend, was zu netzengpassbedingten Abschaltungen und Folgekosten führt, die einen erheblichen volkswirtschaftlichen Schaden nach sich ziehen können.

Dezentrale Batteriespeicher, die in der Lage sind, kurzfristige Erzeugungsschwankungen auszugleichen und die Netzfrequenz zu stabilisieren, können daher einen entscheidenden Beitrag zum Gelingen der Energiewende leisten. Einerseits erhöhen sie die Versorgungssicherheit, andererseits senken sie den Großhandelsstrompreis sowie dessen Volatilität aufgrund der verbesserten Systemintegration der erneuerbaren Energien. Eine Vielzahl von Studien geht daher von einem massiven Anstieg des jährlichen Zubaus an Batteriespeichern aus. Neben dem bereits relativ weit entwickelten Markt in Großbritannien werden dabei vor allem Projekte in Irland, Italien, Spanien und Deutschland weiter in den Fokus der Energieversorger, Entwickler und Investoren rücken.

Neben dem in den letzten Jahren bereits stark gewachsenen Heimspeichermarkt, in dem dieses Jahr voraussichtlich der zweimillionste Batteriespeicher in Deutschland installiert wird, spielen dabei besonders Großbatteriespeicher eine verstärkte Rolle. Allein in Deutschland wird ein Wachstum der installierten Speicherkapazität in Großbatteriespeichern von derzeit circa 1,5 GWh auf über 50 GWh im Jahr 2030 bzw. über 100 GWh in den 2040er Jahren erwartet.

Diese großen Speicher, die über eine Kapazität von mehreren Megawattstunden Strom verfügen, können als Stand-alone-Lösungen oder in Kombination mit Windkraftanlagen oder Solarparks realisiert werden. Die Technik der Batteriespeicher hat erhebliche Fortschritte gemacht. Lithium-Ionen-Batterien, die derzeit dominierende Technologie im Markt, sind effizienter und langlebiger geworden. Gleichzeitig können sie heute deutlich günstiger hergestellt werden, was ihre Wirtschaftlichkeit verbessert hat.

Grundsätzlich bieten Großbatteriespeicher derzeit die höchsten Erlöspotenziale, wenn sie auf eine Kombination verschiedener Geschäftsmodelle ausgelegt werden. Einerseits können sie zur Erbringung von Netzdienstleistungen und zur Teilnahme am Regelenergiemarkt genutzt werden, um kurzfristige Schwankungen im Netz auszugleichen. Andererseits können sie darüber hinaus auch zum Arbitragehandel am Spotmarkt eingesetzt werden, bei dem Strom zu Zeiten niedriger Preise gespeichert und zu Zeiten hoher Preise wieder verkauft wird.

Daher ist die risiko- und ertragsoptimierte Vermarktung eines Batteriespeichers von essenzieller Bedeutung für Infrastrukturinvestoren, die nach einem ausgewogenen Verhältnis von planbaren Erträgen und attraktiven Outperformance-Potenzialen streben. Die derzeit gängigen Vermarktungsverträge, die Investoren in aller Regel mit Energiehändlern abschließen, reichen von Profit-Sharing-Verträgen mit vollem Marktpreisrisiko bis hin zu fixen kapazitätsbasierten Speicherprämien und kombinierten Modellen aus fixer Grundvergütung und Profit-Sharing-Mechanismen.

Bereits bei der technischen Auslegung und auch im Betrieb eines Batteriespeicherprojekts muss berücksichtigt werden, wie der Speicher eingesetzt wird und welche Auswirkungen dies auf den Gesundheitszustand der Batterie hat. Eine optimale wirtschaftliche Nutzung erfordert eine Balance zwischen Ertragsmaximierung und der Verlängerung der Lebensdauer der Batterie. Bei der Analyse dieses komplexen Zusammenspiels von Batterietechnologie, technischer Spezifikation und optimalem Lifecycle-Management greift MEAG auf die technologische Expertise der Munich Re zurück, die einer der führenden Anbieter von Garantierückversicherungen für langfristige Produkt- und Leistungsgarantien für Energiespeichersysteme ist.

Abhängig vom gewählten Vermarktungsmodell, erfordert die Finanzierung von Batteriespeicherprojekten im aktuellen Marktumfeld derzeit oft hohe Eigenkapitalanteile. Es ist jedoch davon auszugehen, dass sich auch Banken und andere Fremdkapitalgeber zunehmend aufgeschlossener zeigen werden und mit wachsender Marktreife mehr Kapital zur Finanzierung neuer Projekte zur Verfügung stehen wird.

Da die Erlöspotenziale im Regelenergiemarkt, aber auch im Arbitragehandel mit steigendem Zubau an Batteriespeichern sinken werden, kann sich eine frühe Entscheidung für ein Investment in Großbatteriespeicher gerade deswegen für Eigenkapitalinvestoren als äußert vorteilhaft erweisen. Daher haben Infrastrukturinvestoren, die sich frühzeitig mit der Technologie, den Vermarktungsmodellen und den damit verbundenen Risiken auseinandergesetzt haben, derzeit die Chance, attraktive Renditen zu erzielen und gleichzeitig einen wichtigen Beitrag zur Energiewende zu leisten.

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*) Tobias Kerschbaumer Senior Investment Manager Infrastructure Equity, MEAG