IPE D.A.CH: Wie sieht das Risiko-Renditeprofil für die Anlageklasse Trade Finance aus, verglichen mit anderen „populäreren“ Arten von Private Debt?
Hegde: Unser Trade-Finance-Fonds zielt auf eine Rendite von USD Libor + 3-4 % bei einem gewichteten durchschnittlichen internen Rating von BBB und einer maximalen gewichteten durchschnittlichen Laufzeit von einem Jahr ab. Im Allgemeinen hat das traditionelle Format der Handelsfinanzierung, auf das sich unsere Strategie konzentriert, niedrigere Ausfallraten und höhere Erlösquoten als die meisten anderen Formen von Private Debt gezeigt haben. Es ist jedoch die regulatorische Kapitaleffizienz, bei der der relative Wert wirklich glänzt: Weil die Laufzeiten der Handelskredite so kurz sind, sind sie für Investoren wie z. B. Versicherer deutlich kapitaleffizienter als die meisten privaten oder öffentlichen Schuldinstrumente.
IPE D.A.CH: Worin sehen Sie die größten Risiken bei Investitionen in diese Anlageklasse?
Hegde: Handelsfinanzierungen sind nach wie vor eine „dokumentationslastige“ Anlageklasse und von Natur aus sehr international, sodass das operative Risiko ein wichtiger Aspekt ist. In diesem Zusammenhang ist auch Betrug ein Risiko, das sowohl in einem frühen Stadium der Analyse als auch während des gesamten Transaktionsverlaufs beachtet werden muss. Was wir im letzten Jahr bei Betrugsfällen gesehen haben, ist, dass viele der Schwierigkeiten, mit denen die Banken konfrontiert waren, mit dem „Firmenkreditgeschäft“ an Händler ohne tatsächlich zugrundeliegenden Kapitalfluss zusammenhingen. Diese Art der Kreditvergabe kann anfälliger für Betrug sein. Wir halten uns von dieser Form der der Handelsfinanzierung fern. Bei NN IP haben wir Richtlinien für Risiko, Compliance und verantwortungsbewusstes Investieren speziell für Handelsfinanzierungsinvestitionen entwickelt und verabschiedet. Diese Richtlinien wurden in Zusammenarbeit mit Beratern von Drittanbietern entwickelt und nutzen spezielle Datenquellen.
IPE D.A.CH: Wie hat NN IP Kapazitäten für Investitionen in diese komplexe Anlageklasse aufgebaut, die doch eher bankspezifische Fähigkeiten und operative Kapazitäten erfordern sollten?
Hegde: Unsere Sourcing-Strategie ist darauf ausgerichtet, das Risiko mit professionellen Gegenparteien zu teilen, sodass wir ausschließlich mit großen Banken und Händlern zusammenarbeiten. Dies ist wichtig im Hinblick auf die Übereinstimmung der Interessen, aber auch im Hinblick auf die Nutzung der operativen Kapazitäten, die bereits bei diesen Kontrahenten vorhanden sind. Darüber hinaus bevorzugen wir keine direkte Kreditvergabe in diesem Asset, auch weil es unmöglich ist, vor Ort eine ausreichend große operativen Präsenz zu entwickeln, um ein Portfolio zu verwalten, das aus geografischer und sektoraler Sicht granular und diversifiziert ist.
IPE D.A.CH: Trägt der ESG-Fokus zur Risikominderung bei? Gibt es eine Auswirkung auf die Rendite?
Hegde: Der ESG-Ansatz ist stark mit unserem Ansatz zur Portfoliokonstruktion und zum Risikomanagement im Allgemeinen verknüpft. Unsere Strategie zielt nur auf die Finanzierung eines bestimmten Warenstroms ab und wir analysieren jede Transaktion im Detail. Dies ist wichtig im Hinblick auf das Kreditrisiko und die Einhaltung von Vorschriften, ermöglicht uns aber auch, eine spezifische ESG-Bewertung und einen Score für jede Transaktion vorzunehmen. Auf diese Weise können wir auch eine ESG-Bewertung vornehmen, die die Nuancen sowohl der Produktions- als auch der Nutzungsperspektive von Rohstofffinanzierungen berücksichtigen kann. Allgemein gesagt sind die Bereiche, in denen wir aus ESG-Sicht harte Einschränkungen haben, wie z.B. Rohöl, auch wettbewerbsintensive Märkte mit sehr niedrigen Renditen. Daher wirken sich die Beschränkungen auch nicht negativ auf die Renditeziele unserer Strategie aus und können verantwortungsbewusste Investitionen sicherstellen.
IPE D.A.CH: Besten Dank für diese Einblicke.