Jose Pellicer, Head of Investment Strategy bei M&G Real Estate: „Die Weltwirtschaft befindet sich in einer prekären Lage – Energiekosten steigen, die Inflation schießt in die Höhe und Zinssätze ziehen an. Für Immobilieninvestoren wird sich dieser Druck stärker auf Secondary Assets in schwächeren Lagen auswirken. Im Vergleich zu erstklassigen Objekten haben diese kürzere Mietvertragslaufzeiten, weisen Leerstände auf und machen Investitionsausgaben notwendig, um sie auf den neuesten Stand zu bringen. Es dürfte schwer werden, in allen Bereichen des Immobilienmarktes eine Performance auf dem Niveau von 2021 zu erreichen. Daher ist es wichtig, dass Anleger mit geringer Risikobereitschaft Risiken ausschalten und Portfolios aufbauen, die einen langfristigen Inflationsschutz bieten. Für aktiv bleibende High-Risk-Investoren werden sich im Laufe der Zeit Chancen ergeben, wenn die Liquidität sinkt und sich die Preise ändern.“
Thomas Kächele, Head of Germany and Central and Eastern Europe bei M&G Real Estate: „Deutschland ist nach wie vor ein wichtiger Immobilieninvestmentmarkt mit starken Fundamentaldaten und gesunder Liquidität, wird aber wahrscheinlich weiterhin die Hauptlast der steigenden Inflation tragen. Die hohe Abhängigkeit von russischem Gas hat zu einem Anstieg der Kraftstoffpreise geführt, aber auch die Umstellung auf saubere Energie im Rahmen der Energiewende beschleunigt. Auf kurze Sicht könnten einige Verwerfungen auftreten, da sich grüne Energie immer mehr durchsetzt. Längerfristig dürfte diese Umstellung jedoch Vorteile mit sich bringen, darunter die Schaffung von Arbeitsplätzen und stabilere Energiepreise. Auch die Preise im verarbeitenden Gewerbe befinden sich aufgrund steigender Produktionskosten und des Drucks auf die Lieferketten nach wie vor auf einem Rekordhoch. Wir erwarten jedoch, dass der Export einen Aufschwung erleben wird, sobald sich China wieder öffnet und die Nachfrage anzieht.
Der Immobilienmarkt ist widerstandsfähig, könnte aber durch die steigenden Zinsen in Europa beeinträchtigt werden. Angesichts des mangelnden Angebots und der hohen Nachfrage nach Wohn- und Gewerbeimmobilien – die Leerstandsquote liegt derzeit unter 5% – sind die Mieten gestiegen. Mit dem Anziehen der Inflation könnte die Nachfrage jedoch zurückgehen. Wir werden dies genau beobachten.“
Der Global Real Estate Outlook nennt aktuell drei zentrale Herausforderungen für die Immobilienmärkte:
• Der dringend gewordene Wechsel zu umweltfreundlicherer Energie könnte in Europa zu wirtschaftlichen Verwerfungen führen. Steigende Baukosten bewirken, dass Entwicklungsmöglichkeiten für Investoren weltweit schlechter realisierbar sind.
• In Großbritannien dürfte der Druck der Verbraucher auf den elektronischen Handel den zuvor florierenden Logistikmarkt beeinträchtigen.
• Im asiatisch-pazifischen Raum fällt die höhere Inflation mit einer Verschärfung der COVID-Beschränkungen in China zusammen. Dadurch ist der globale Warenverkehr erneut unter Engpassdruck geraten. Mit Ausnahme Japans könnten die Auswirkungen der steigenden Fremdkapitalkosten die Anlagerenditen in Frage stellen.
Die folgenden fünf Bereiche des Immobiliensektors könnten laut M&G von einer höheren Inflation profitieren:
• Wohnen: Der private Mietsektor und der Build-to-Rent-Sektor haben sich während der Pandemie als widerstandsfähig erwiesen. Für Investoren, die regelmäßige Erträge suchen, werden sie daher wahrscheinlich weiter im Fokus stehen.
• Logistik: Die anhaltende strukturelle Nachfrage nach Logistikflächen weltweit wird wahrscheinlich zu starken Mietsteigerungen in Märkten mit geringem Angebot führen.
• Büros: Hochwertige Büroflächen, die auf das Wohlbefinden der Mitarbeiter in Städten mit geringem Leerstand wie London, Berlin, Seoul und Singapur ausgerichtet sind, werden vom Wettbewerb um die besten Flächen profitieren. Das wird zu einem potenziellen inflationären Mietwachstum führen.
• Lebensmitteleinzelhandel: Lebensmittelgeschäfte mit defensiven Mietvertragsstrukturen, die die Miet-Cashflows eng an die Inflation koppeln, entwickeln sich weiterhin gut.
• Kurzfristige und indexgebundene Mietverträge sind gut positioniert, um von steigenden Preisen zu profitieren.