Hedgework: Herr Matuszek, Sie referieren beim 154. Hedgework über die Möglichkeit, Alpha zu generieren. Wie definieren Sie Alpha?
Matuszek: Bei M17 Capital Management denken wir in Absolute-Return-Maßstäben, sodass Alpha für uns jene Performance darstellt, die nach Abzug von marktabhängigen Returns – Beta – und konstanten Factor Returns – via Alternative Beta – übrigbleibt. Letzteres ist trotz verfügbarer Produkte mit erheblichem Aufwand verbunden, da die Performance der einzelnen Faktoren stark vom richtigen Timing abhängt. So war beispielsweise im Oktober letzten Jahres für einige Wochen der Momentum-Faktor ausschlaggebend, während im Februar dieses Jahres die Volatilität erheblich zulegte, sodass es insgesamt sehr schwierig ist, mit Alternative-Beta-Produkten konstant eine Rendite zu verdienen.
Hedgework: Welchen Reiz wirkt Alpha auf Investoren aus und zu welcher Strategie raten Sie, um Alpha zu generieren?
Matuszek: Eine stringente Analyse dessen, wie ein Manager Alpha generiert, ist von zentraler Bedeutung für Investoren. Um eine ideale Asset Allocation vornehmen zu können, ist es jedoch noch viel wichtiger zu verstehen, welche Erfolgsaussichten die unterschiedlichen Arten der Alpha-Generierung im jeweiligen Marktumfeld haben. Hierbei spielen selbstverständlich auch Einflussfaktoren wie Risikotragfähigkeit und Renditeziel eine Rolle.
Hedgework: Und im aktuellen Marktumfeld?
Matuszek: Im jetzigen Marktumfeld mit sich normalisierender Volatilität und steigendem Zinsniveau gehe ich davon aus, dass tendenziell diskretionäre Stock-Picking-Strategien die Überhand haben werden. Gerade weil es sich dabei um einen längerfristigen Trend handelt, sollte man in Zeiträumen von fünf bis zehn Jahren denken. Besonders vorteilhaft sind dann Long/Short-Strategien, da davon auszugehen ist, dass der Aufwärtstrend nicht kontinuierlich fortschreiten wird.
Hedgework: Weshalb L/S-Equity und nicht ein anderer Ansatz?
Matuszek: Grundsätzlich ist der diskretionäre L/S-Equity-Ansatz in einem volatilen Umfeld am besten dazu geeignet, die Diskrepanzen zwischen Preis und innerem Wert einer Firma auszunutzen. Jedoch sollte man sich hier ebenso mit den Details der Strategie auseinandersetzen – um vollständig vom Marktumfeld zu profitieren, sollten Investoren solche Manager auswählen, die sowohl für das Long- wie auch das Short-Book auf Einzeltitelbasis diese Diskrepanzen zu nutzen wissen. Im Gegensatz dazu gibt es zahlreiche Manager, die nur ‚long‘ auf unterbewertete Aktien setzen und mit Hilfe von Futures, Optionen oder ETFs das Short-Book aufbauen. Obwohl solche Produkte via Netto-Exposure der Markteinschätzung des Managers entsprechen, so nutzen sie nur in beschränktem Ausmaß ihre idiosynkratische Performance.
Hedgework: Können Sie Ihren L/S-Equity-Ansatz sowie dessen Stärken etwas näher beschreiben?
Matuszek: Der L/S-Equity-Ansatz von M17 basiert darauf, Firmen zu finden, deren Preis sich signifikant vom inneren Wert unterscheidet – sowohl auf der Long- wie auf der Short-Seite. Im Gegensatz zu marktneutralen Fonds, die sich durch eine hohe Anzahl von Paar-Positionen auszeichnen und infolgedessen nur marginale Positionen eingehen und so das Risiko via Diversifikation reduzieren, ist unser Risiko-Renditeprofil ausgeprägter. Unsere Positionen sind immer ‚Beste Ideen‘. Wir gehen dabei methodisch vor und objektivieren die Entscheidungen weitestgehend, um den Human Bias zu minimieren. Ein weiteres Standbein ist unsere umfangreiche Risikoanalyse. Dabei analysieren wir zahlreiche Vektoren auf Portfolio-Ebene sowie pro Einzeltitel, um festzustellen, wie stark diese das Portfolio beeinflussen bzw. ob wir für die entsprechenden Exposures auch eine überdurchschnittliche Rendite erwarten können, oder ob diese ungewollt sind und folglich abgesichert werden müssen. Ein drittes Standbein ist die Art und Weise, wie wir die Positionsgröße bestimmen. Wir gehen dabei ebenfalls systematisch vor und nutzen die objektivierten Resultate unseres Researchs, um mittels Algorithmen zu berechnen, wie groß die jeweilige Position sein sollte. Erst dann bestimme ich, wie groß die Positionsgröße effektiv sein wird und wie wir taktisch diese Position aufbauen und im Portfoliokontext handhaben.
Hedgework: Welches Potenzial ist mit Ihrem Ansatz verbunden? Welche Risiken gehen damit einher, wie können Sie die Risiken begrenzen?
Matuszek: Insgesamt erreichen wir mit unserem Ansatz eine Zielrendite von 10-15% p.a. nach Kosten, während unsere annualisierte Volatilität unter 10 Prozent gehalten wird. Damit erzielen wir für Investoren im Vergleich zu anderen marktneutralen Strategien eine ‚knackigere‘ Rendite. Eine besondere Herausforderung ist es jedoch, wenn sich sämtliche Anlageklassen im Gleichschritt in eine Richtung bewegen, da dann oftmals nicht titelspezifische Veränderungen den Ausschlag geben, sondern Makrofaktoren. So gesehen war letztes Jahr ein gutes Beispiel dafür, wann unsere Strategie nicht ideal läuft. Während unser Long-Book 32,52 Prozent gewann und damit über den meisten Indizes abschloss, generierte unser Short-Book nur in vier von zwölf Monaten einen positiven Beitrag und schloss mit einer negativen Performance von -9,03 Prozent ab. Allerdings ermöglicht unser Risikomanagement-Ansatz, selbst in kurzer Zeit entsprechende Anpassungen pro Einzelposition vorzunehmen und somit das Risikoprofil des Portfolios insgesamt zu senken.
Hedgework: Wie ist Ihr längerfristiger Track Record mit dieser Strategie?
Matuszek: 2016 konnten wir mit dieser Strategie ein Plus von 36,63% erreichen, 2017 von 21,05%. Seit Februar 2018 ist die Strategie nun als UCITS-Fonds verfügbar. Und um etwas weiter auszuholen – vor M17 Capital Management habe ich bei Gabelli & Partners die gleiche Strategie im Rahmen eines globalen L/S-Equity Offshore Fonds verfolgt und annualisiert 12,15% erreicht.
Hedgework: Welche Chancen messen Sie dem Marktumfeld im Allgemeinen und Ihrer Strategie im Speziellen in den nächsten zwei bis drei Jahren bei?
Matuszek: Wir gehen davon aus, dass sich das Marktumfeld in kommender Zeit langsam normalisieren wird und die wichtigsten Zentralbanken ihre Leitzinssätze erhöhen und die übermäßige Liquidität vorsichtig abschöpfen werden. Dies wird sicherlich länger dauern als zwei bis drei Jahre. Die Geschwindigkeit hängt maßgeblich davon ab, ob diese Maßnahmen den gewünschten Erfolg haben, ohne volkswirtschaftlich einen allzu großen Schaden zu verursachen. In diesem Marktumfeld messen wir unserer marktneutralen L/S-Equity-Strategie sehr gute Chancen bei.
Hedgework: Wie sind Sie aktuell aufgestellt?
Matuszek: Unser Fonds ist mit 44 Positionen über Sektoren, Regionen sowie Marktkapitalisierungen hinweg gut diversifiziert. Auch bezüglich unserer internen Freiheitsgrade wie Investitionshorizont, Risikokategorien oder Conviction Levels sind wir mit dem jetzigen Portfolio zufrieden.
Das Interview führte Ronny Kohl.
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Markus Matuszek, CFA, ist Gründer, Managing Partner und CIO von M17 Capital Management und verfügt über langjährige Erfahrung sowohl in der Asset-Management-Industrie als auch im Bereich Alternative Investments. In seiner Funktion als Geschäftsführer und CIO bei Hermes Capital Management war er als Berater und Fondsmanager für Unternehmer, vermögende Privatkunden und institutionelle Kunden verantwortlich. Zuvor war er als Geschäftsführer bei Gabelli & Partners, einem internationalen Hedgefonds mit einer fundamentalen Long/Short-Aktienstrategie, tätig. Er investiert seit über 14 Jahren erfolgreich in Aktien, Privatunternehmen und Immobilien. Seine Karriere begann er als Berater bei McKinsey & Company. M17 Capital Management AG, eine Schweizer Investmentboutique und Anlageberater, verfügt über Büros in Pfäffikon-Wollerau (Schweiz) und London. Das Unternehmen hat sich zum Ziel gesetzt, seinen Investoren hohe risikoadjustierte absolute Erträge zu bieten. Investoren können in die Investmentstrategie über UCITS-Publikumsfonds sowie Managed Accounts investieren. Ein Offshore-Fonds ist derzeit in Planung.