Die Kapitalverteilung in den Spezialfonds-Portfolios institutioneller Anleger ist seit Beginn der Analysen von Universal-Investment Anfang 2012 durch abnehmende Rentenvolumina und zunehmende Aktienanteile gekennzeichnet. Das ist wenig erstaunlich, vergleicht man die schon seit Jahren unattraktive Verzinsung bei festverzinslichen Wertpapieren mit den zum Teil stetig steigenden Kursen und guten Dividendenzahlungen bei Aktien.
Aktien weiter beliebt, aber Aufwärtstrend schwächt ab
Dabei ist der Aktienanteil in den Portfolios über die vergangenen zwei Jahre bei geringen Schwankungen zwar leicht weiter angestiegen, bei um die 32% gab es in diesem Jahr jedoch wenig Veränderung (Abbildung 1). Die Aktienkurse stiegen im gleichen Zeitraum wesentlich stärker an, so wuchs etwa der DAX 30 von Januar bis Ende Juni um die zehn Prozent. Grund für diese Differenz ist, dass die Profis Kursgewinne zwar in der Anlageklasse Aktie belassen, freiwerdende Gelder aus fälligen Titeln der Direktanlagen und Zuflüsse aus dem Anlagestock legen sie jedoch verstärkt in anderen Klassen an. Das sind Alternative Assets (Immobilien, Private Equity, Loans etc.) oder auch Staatsanleihen aus den USA und Schwellenländern.
Abbildung 1: Aktienanteil an institutionellen Portfolios
Renten auf niedrigem Niveau – mit Ausnahmen
Blieben die in Aktien angelegten Volumina über die letzten 24 Monate unter Schwankungen nahezu stabil, so verloren die Rentenanteile in dieser Zeit etwa sieben Prozent: Bezogen auf das Gesamtvermögen bedeutet das einen Rückgang von 49,38 auf 42,25% (Abbildung 2). Das ist umso eindrucksvoller, wenn man berücksichtigt, dass das Gesamtvolumen der analysierten Assets seit 2015 um 30% zugenommen hat. Dagegen wuchs das Rentenvolumen lediglich um 14%. Bei der Anlage von neuen Geldern wählten die Profis demnach auch anteilig weniger Rentenpapiere. Das gilt allerdings nicht für Unternehmensanleihen, die sich mit einer Zunahme von 27% über zwei Jahre beinahe so stark entwickelten, wie das Gesamtvolumen selbst.
Abbildung 2: Rentenanteil an institutionellen Portfolios
Der Anteil der Corporate Bonds im Rentensegment stieg in diesem Zeitraum von 30% auf fast 34%. Die Emissionen der Öffentlichen Hand waren dagegen deutlich unbeliebter: Seit Juni 2015 verloren sie beinahe sechs Prozent (Juni 2015: 29% auf 23,5% im Juni 2017). Besonders heftig traf es dabei die Bundesanleihen: Das hier angelegte Kapital sank von 7,5 Mrd. Euro am Jahresende 2011 auf 5,9 Mrd. Euro Ende Juni 2017. Dieser Rückgang ist besonders heftig, weil sich das Volumen der analysierten Assets im gleichen Zeitraum verdoppelt hat. In relativen Zahlen ausgedrückt sank der Anteil von Bundesanleihen am Gesamtvolumen von 7,71% auf unter 2,5%. Mit einer Verzinsung gegen Null oder sogar im Negativbereich gelten die Anleihen auf die Bundesrepublik bei professionellen Investoren zunehmend als wenig attraktiv.
Staatsanleihen: USA und Schwellenländer beliebt
Als Anlageklasse selbst sind Staatsanleihen aber nach wie vor für Anleger interessant. Entscheidend ist eben das Zinsniveau. So stehen US-Staatsanleihen seit einiger Zeit auf der Einkaufsliste professioneller Investoren. Ihr Anteil am Gesamtvolumen stieg, zuletzt besonders aufgrund der sich dort abzeichnenden Zinswende, um mehr als das Siebenfache von 435 Mio. Euro Ende 2011 auf 3,2 Mrd. Euro oder von 0,45 auf 1,37% Ende Juni 2017.
Auch Staatsanleihen von Schwellenländern erfreuten sich wachsender Popularität (Abbildung 3): Von knapp einer Milliarde Euro im Jahr 2011 auf mehr als 3,5 Mrd. Euro im Juni 2017 wuchsen die Volumina in diesem Segment seit dem Jahr 2012 insgesamt um mehr als das Dreifache. Bezogen auf das Gesamtvolumen der Spezialfonds bedeutet das eine Steigerung von 1,1% auf 1,53%. Dabei entschieden sich die Profis nicht unbedingt für die großen Emittenten wie Polen oder Brasilien. Anleihen dieser beiden Länder konnten ihre Volumina in den letzten fünfeinhalb Jahren zwar verdoppelten, an die Zuwächse der bisher weniger beachteten Staatsanleihen kommen sie aber nicht heran. So stiegen die Anteile von Malaysia von 17 auf 164 Mio. Euro um das Zehnfache. Chilenische Staatsanleihen wurden im gleichen Zeitraum 14 Mal mehr gekauft und das Volumen thailändischer Papiere stieg von fünf auf 89 Mio. Euro sogar um das 18-fache. Im Vergleich mit dem im zweiten Quartal 2017 noch immer rund 6 Mrd. Euro starken Anteil der Bundesanleihen in den Portfolios sind das sicherlich eher kleinere Größen, aber ein Trend ist dennoch zu erkennen. Das Anlegerverhalten legt die Vermutung nahe, dass durch sinkende Ausfallrisiken in diesen Schwellenländern die Renditen im Vergleich zu Anlagen im Euroraum nunmehr als attraktiver bewertet werden.
Unterm Strich können die positiven Entwicklungen bei Staatsanleihen von Schwellenländern und den USA den Abwärtstrend im Rentensektor jedoch nicht aufhalten. Insgesamt hat sich der Anteil der Staatspapiere im Verhältnis zu allen ausgewerteten Spezialfondsanlagen in den vergangenen fünfeinhalb Jahren fast halbiert und liegt nun bei 13,4%. Institutionelle Anleger setzen verstärkt auf andere Anlageklassen, um ihre Renditezusagen nachhaltig erfüllen zu können.
Abbildung 3: Relativer Anteil Staatsanleihen am Gesamtvolumen der UI-Spezialfonds
Innerhalb der Klasse Alternative Investments wird zunehmend diversifiziert
In den letzten Jahren sind institutionelle Investoren bei ihrer Suche nach attraktiven Möglichkeiten zur Optimierung ihrer Anlagen insbesondere bei Sachwerten oder Alternative Investments fündig geworden. Das wird auch anhand der aktuellen Datenerhebungen von Universal-Investment deutlich (Abbildung 4).
Seit Ende des Jahres 2011 hat sich das investierte Kapital in dieser Anlageklasse beinahe verachtfacht. Von knapp drei Milliarden Euro stieg es auf 23 Mrd. Euro im März 2017, aufgeteilt in 69 Fonds- und Verbriefungsstrukturen aufgelegt für institutionelle Anleger und Asset Manager. Ungefähr die Hälfte des Vermögens ist dabei in Eigenkapitalinstrumenten wie Private Equity angelegt, 21% in Fremdkapital wie Private Debt. Dazu kommen Investments in Verbriefungen (26%) und Hedgefonds (3%).
Alternative Investments sind eine heterogene und individuelle Anlageklasse, in der eine immer stärkere Diversifizierung bei der Wertestruktur stattfindet, die den Fonds zugrunde liegen. Waren zunächst eher Renewables, also Erneuerbare Energien, gefragt, entdeckten die Profis später das Potenzial von Infrastrukturwerten und Private Equity. Aktuell schauen sie sich verstärkt Private-Debt-Anlagen an. Im März 2017 umfasste das bereits in Eigenkapital investierte Volumen circa 12 Mrd. Euro. Dazu gehören Infrastrukturprojekte (34%) wie zum Beispiel die Beteiligung am Ausbau von Straßen, Tunneln oder Energieversorgung. Mit Private-Equity-Projekten (29%) und Private Equity Real Estate (PERE, 11%) sind hier Formen von Beteiligungskapital an Firmen, Grundstücken oder Immobilien vertreten, die nicht an der Börse gehandelt werden. Durch die gezielte Auswahl der Objekte mit einem guten Verhältnis zwischen Risiko und Rendite kann ein stabiler, langfristiger Cashflow erwirtschaftet werden. Sechs Prozent des Eigenkapitalsegments sind zurzeit in Waldinvestments angelegt.
Im ersten Quartal 2017 waren fast 4,6 Mrd. Euro der Alternative-Asset-Fonds in Fremdkapital investiert. Unternehmensfinanzierungen (57%), Infrastrukturkredite (21%) und Kommunaldarlehen (7%) dienen hier als unterliegende Vermögensgegenstände. Ebenso gehören Schiffsfinanzierungen (7%) und Kredite für Projekte im Bereich der Erneuerbaren Energien (7%) dazu.
Parallel zum Boom bei den Alternative Assets sind auch Immobilien für institutionelle Investoren deutlich interessanter geworden. Innerhalb von sechs Jahren ist das auf der Plattform von Universal-Investment investierte Immobilienvermögen von null auf über zehn Milliarden Euro gestiegen. Auch hier zeigt sich der Ansatz zur Diversifizierung, sowohl regional als auch sektoral wird inzwischen deutlich breiter angelegt.
Abbildung 4: Entwicklung des in Alternative Investments investierten Kapitals
Vermögensentwicklung profitiert von langfristigem Horizont
Es ist sicher unbestritten, dass die momentane Zinssituation für alle Anleger herausfordernd ist – für die privaten wie für die institutionellen. Den Kopf in den Sand zu stecken und auf eine baldige Wende der EZB-Politik zu warten, ist hier wenig hilfreich. Auch, wenn sich die Wirtschaftslage in Europa zurzeit vielversprechend entwickelt und der Euro gegenüber US-Dollar und Britischem Pfund an Stärke gewinnt: Regionale Unruhen und geopolitische Gefahren werden uns weiter begleiten und Volatilität in die Märkte bringen. Umso wichtiger ist es, seine Entscheidungen mit Bedacht und langem Atem zu treffen. Dabei lohnt es sich, den Blick für versteckte Chancen am Markt zu schärfen und immer wieder nach Anlagealternativen zu suchen, ohne dabei die Risikostruktur maßgeblich zu verändern. Unterstützung finden die professionellen Anleger beim Einsatz des Kapitals durch wertsichernde Instrumente, wie zum Beispiel mit dem Währungs-/Overlay Management. Dass sich eine solche Gesamtstrategie langfristig auszahlt, zeigt auch die durchschnittliche Performance der Anlegerstatistik (Abbildung 5): Über die turbulenten zehn Jahre seit der Finanzkrise hinweg erzielten die institutionellen Kunden von Universal Investment eine durchschnittliche Performance von 3,8% – ein Ergebnis, das sich sehen lassen kann.
Abbildung 5: Spezialfonds als Performance-Treiber
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*) Markus Neubauer ist Geschäftsführer der Universal-Investment-Gesellschaft mbH.
Methodik und Relevanz
Die Auswertung erfasst alle Anlagen in Spezialfonds bei Universal-Investment für den Zeitraum von Januar 2012 bis zum 30. Juni 2017 und wird monatlich aktualisiert. Das Gesamtvolumen der analysierten Assets under Administration beträgt derzeit rund 234 Milliarden Euro. Dieses Volumen entspricht in etwa 15 Prozent des gesamten vom BVI erfassten Spezialfondsvermögens in Höhe von 1.554 Milliarden Euro per Ende Mai 2017.