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Studie: Nachhaltigkeit ist für die meisten institutionellen Anleger unverzichtbar

Die aktuelle Nachhaltigkeitsstudie von Union Investment zeigt: 78% der institutionellen Anleger in Deutschland investieren nachhaltig. 92% erwarten in den nächsten zwölf Monaten ein weiter wachsendes Volumen bei nachhaltigen Investments.

Alexander Schindler

Bei den institutionellen Investoren in Deutschland hat sich Nachhaltigkeit als fester Bestandteil der Kapitalanlage etabliert. Ihr Know-how auf diesem Gebiet ist ebenso gestiegen wie ihre Zufriedenheit mit nachhaltigen Investments. Die Reife des Marktes und die zunehmende Professionalität der Akteure kommt auch darin zum Ausdruck, dass immer mehr Investoren in der Lage sind, klassische und nachhaltige Portfolios zu vergleichen. Obwohl bereits 78% der Großanleger Nachhaltigkeitskriterien berücksichtigen, erwartet die große Mehrheit ein dynamisches Marktwachstum. Das geht aus der Nachhaltigkeitsstudie von Union Investment hervor, für die 201 institutionelle Anleger mit einem verwalteten Vermögen in Billionenhöhe befragt worden sind.

Das wachsende Know-how der Investoren treibt die Professionalisierung der nachhaltigen Kapitalanlage weiter voran. Drei Viertel der befragten Großanleger bewerten ihre Kenntnisse zu nachhaltigen Kapitalanlagen als gut oder sehr gut – eine Steigerung um fünfzehn Prozentpunkte gegenüber dem Vorjahr.

Mit zunehmender Expertise sehen sich immer mehr institutionelle Anleger in der Lage, klassische und nachhaltige Portfolios miteinander zu vergleichen. Rund vier Fünftel der Befragten, die sowohl klassisch als auch nachhaltig investieren, können daher Bilanz ziehen: 78% von ihnen geben demnach an, dass die Rendite bei nachhaltigen Investments gleich hoch oder gar höher sei als bei konventionellen Strategien. Und 79% bescheinigen den nachhaltigen Anlagen ein ebenso gutes oder sogar besseres Risikomanagement als konventionellen Investments.

Erstmals seit Beginn der Erhebung vor mehr als zehn Jahren wird das im Markt verfügbare Angebot an nachhaltigen Investmentprodukten von einer Mehrheit der Befragten (51%) positiv bewertet. Dagegen bewegten sich die Zustimmungswerte in den letzten Jahren stets zwischen 30 und 35%. Ausdruck einer zunehmenden Marktreife ist auch das verstärkte Engagement der Investoren, die ihre Aktionärsrechte in größerer Zahl wahrnehmen. 37% führen einen Dialog mit den Emittenten ihrer Anlagen. Allerdings sind die aktiven Großanleger damit nach wie vor in der Minderheit.

„Beim nachhaltigen Umbau der Wirtschaft sind auch die Investoren gefragt. Das Engagement als aktiver Aktionär spielt bei der Transformation der Unternehmen eine wichtige Rolle. Es gilt, im Dialog mit den Emittenten die Modernisierung der Wirtschaft zu fördern“, betont Alexander Schindler, Vorstand von Union Investment mit Zuständigkeit für das institutionelle Kundengeschäft.

Erhöht hat sich in den letzten fünf Jahren auch der Anteil der Investoren, die Nachhaltigkeitskriterien berücksichtigen: von 64% im Jahr 2017 auf aktuell 78%. Gleichzeitig ging die Zahl derer erheblich zurück, für die ein Ausstieg aus der nachhaltigen Kapitalanlage vorstellbar ist – von 23% im Jahr 2017 auf 7% in diesem Jahr.

Die fortschreitende Professionalisierung beim Thema Nachhaltigkeit, die Leistungsfähigkeit der Portfolios und das breitere Angebot spiegeln sich auch in der Zufriedenheit der institutionellen Investoren wider. Derzeit sind 72% der Großanleger in Deutschland mit ihren nachhaltigen Kapitalanlagen außerordentlich oder sehr zufrieden. Der Wert ist damit gegenüber dem Vorjahr um 16 Prozentpunkte gestiegen. Vor einigen Jahren dagegen waren so zufriedene Investoren noch in der Minderheit (2017: 46%).

Abb. 1: Zufriedenheit mit Nachhaltigen Kapitalanlagen ist sehr hoch


Quelle: Union Investment

„Die Studienergebnisse unterstreichen, dass Nachhaltigkeit bei den meisten institutionellen Investoren fest etabliert ist. Sie agieren bei diesem Thema mit ebenso professioneller Selbstverständlichkeit wie bei den übrigen Dimensionen der Kapitalanlage“, stellt Schindler fest.

Obwohl bereits viele Großanleger nachhaltig investieren, sehen sie noch weiteres Wachstumspotenzial im Markt. Entscheidender Faktor für die zukünftige Marktentwicklung ist aus ihrer Sicht die Regulierung. So nennen 78% veränderte regulatorische Anforderungen als entscheidenden Impuls, sich intensiver mit der nachhaltigen Kapitalanlage zu beschäftigen (Vorjahr: 70%). 92% erwarten, dass das Volumen nachhaltiger Kapitalanlagen in den nächsten zwölf Monaten weiter wächst (Vorjahr: 83%).

Die Corona-Pandemie tut den Wachstumserwartungen der Investoren keinen Abbruch. Ein Drittel der Befragten (33%) ist sogar der Ansicht, dass der Markt für nachhaltige Investments nach Ende der Pandemie viel dynamischer wachsen wird als zuvor. Die gegenteilige Auffassung vertreten 21%.

Überwiegend einig zeigen sich die Großanleger in Bezug auf den Klimawandel: So sind 88% überzeugt, dass es weniger kosten würde, den Klimawandel zu verhindern, als für seine Folgen aufzukommen.

Abb. 2: Kosten des Klimawandels steigen


Quelle: Union Investment

Eine Eindämmung des Klimawandels wiederum erfordert eine Transformation hin zu einer nachhaltigeren Wirtschaft. Das größte Transformationspotenzial in Hinblick auf die zu erzielende Nachhaltigkeitswirkung sehen die Investoren im Energiesektor (98%, gefolgt vom Transportsektor (90%; Mehrfachnennungen). Die Herausforderungen des Klimawandels schlagen sich allerdings erst bei einer Minderheit der institutionellen Anleger im Portfolio nieder. So ist bislang bei 34% der Befragten die Ausrichtung der Investments auf die Pariser Klimaziele ein verbindliches Element ihrer Anlagestrategie.

„Der unausweichliche Wandel in der Energiewirtschaft bietet solchen Unternehmen Chancen, die sich schneller und besser auf die schärferen CO2-Vorgaben einstellen. Es gilt daher für Investoren, frühzeitig die Transformationsgewinner zu identifizieren. Das fördert den nachhaltigen Umbau der Wirtschaft und eröffnet gleichzeitig Renditechancen“, so Schindler abschließend.

Für die diesjährige Untersuchung wurden von Februar bis April 2021 insgesamt 201 institutionelle Investoren in Deutschland befragt, die zusammen ein Vermögen von rund sechs Billionen Euro verwalten. Zu den Befragten zählten Versicherungen (19%), Großunternehmen (12%), Altersversorger/Pensionskassen (14%), Stiftungen/Kirchen (14%), Kreditinstitute (20%) und Kapitalverwaltungsgesellschaften (21%).