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Studie: Passive Multi-Asset-Strategien holen auf

Aktienprodukte spielen eine dominante Rolle unter den passiven Anlagestrategien. Das wird zwar so bleiben, doch die Vielfalt der passiv abgedeckten Anlageklassen dürfte deutlich zunehmen. Sofern die Anbieter die Wünsche der Investoren im Blick behalten und sich weiterhin innovativ zeigen, dürfte auch das gesamte Passiv-Segment weiterwachsen.

Eric Wiegand

Derzeit bildet nur jeder fünfte Pensionsfonds Multi-Asset-Strategien mithilfe von passiven Anlageformen wie Indexfonds, Spezialfonds oder ETFs ab. Wie eine aktuelle von der DWS geförderte Studie zeigt, dürfte sich das bald ändern: Ganze 52% der befragten Pensionsfondsmanager sagen, dass ihre Portfoliobestände in diesem Bereich in den kommenden Jahren steigen werden. Das betrifft auch zwei weitere Assetklassen, die in Form passiver Anlagen bislang nur wenig Beachtung in Pensionsfonds finden: Rohstoffe und „Real Assets“ wie zum Beispiel Private Equity oder Private Debt. Bislang halten nur 13% der Pensionsfonds passive Anlagen in Rohstoffen, doch 22% wollen diese Anlageklasse künftig stärker berücksichtigen. In passiven Real Assets sind heute sogar nur 7% der Pensionsfonds engagiert, aber 35% planen einen Ausbau dieser Bestände. Diese Entwicklung wird vor allem davon getrieben, mit kostengünstigen Möglichkeiten die Vermögensdiversifikation zu erweitern. Die Ergebnisse resultieren aus einer vom britischen Marktforschungsinstitut Create durchgeführten Studie, die in 25 Ländern über 150 Pensionsfonds zu ihrer Haltung zu passiven Anlagen befragte.

Die Platzhirsche unter den passiv investierten Anlageklassen bleiben weiterhin Aktien. Ganze 82% der Pensionsfonds weltweit haben hier investiert, und 43% von ihnen wollen diese Positionen auch noch weiter ausbauen. Passive Anlagen im Rentenportfolio sind mit 54% der Pensionsfonds schon deutlich weniger vertreten. Zwar wollen 23% diesen Anteil in den kommenden Jahren anheben, zugleich wollen ihn aber 21% zurückfahren.

Investoren erwarten Innovationen
Das Wachstum in den Portfolios der Pensionsfonds der passiven Investment-Vehikel dürfte sich über die kommenden Jahre auf jährlich 6% belaufen. Dabei gehen 15% der Befragten davon aus, dass sie ihre passiven Bestände um mehr als 10% ausweiten werden. Ganze 65% erwarten eine Zunahme ihres passiven Portfolios um bis zu 10%. Allerdings ist das auch an konkrete Erwartungen gegenüber den Anbietern passiver Strategien geknüpft. In passiven Multi-Asset-Strategien zum Beispiel sehen Pensionsfonds ein Instrument der erweiterten Diversifikation in ein breites Portfolio aus Anleihen und Aktien, Industrie- und Schwellenländern sowie liquiden und illiquiden Vermögenswerten. Dazu gehört, dass die Vermögensverwalter ein tieferes Verständnis für die sich ändernden Zusammenhänge zwischen den verschiedenen Anlageklassen entwickeln, um problematische Korrelationen frühzeitig erkennen und entsprechend gegensteuern zu können.

Vor dem Hintergrund, dass es sich um eine hochgradig skalierbare Anlageform handelt, wünscht sich knapp die Hälfte der Befragten (48%) Innovationen bei den Gebühren für passive Anlagen. Daher erwarten die Pensionsfonds, bei anhaltendem Wachstum ihrer verwalteten Vermögen Größenvorteile in Form von niedrigeren Gebühren an ihre Anleger weitergeben zu können. Pensionsfonds suchen mehr denn je nach wettbewerbsfähigen Gebührenstrukturen, weil diese gerade in einer Umgebung niedriger Rendite einen wertvollen Beitrag zur Wertschöpfung leisten. Denn in einer Welt, in der realistisch 5% Rendite zu erzielen sind, wirken aus Sicht der Pensionsfonds 1% Gebühren auf das verwaltete Vermögen wie 20% Gebühren auf die erzielte Rendite.

Smart Beta steht vor Herausforderungen
Weiteres Potenzial für Weiterentwicklung passiver Strategien sehen 47% der Befragten in Smart-Beta-Konzepten. Während nach Marktkapitalisierung gewichtete Fonds oder ETFs schlicht die Entwicklung des breiten Marktes nachbilden wollen, ist hier der Anspruch größer: Smart Beta erfordert Managementfähigkeiten bei der Auswahl von Faktoren sowie der Suche nach neuen Faktoren, bei deren Gewichtung und Neugewichtung sowie beim Timing. Der Einsatz von Big Data und maschinellem Lernen wird dabei immer wichtiger, um den Problemen von Smart-Beta-Strategien zu begegnen. So sind sie gefordert, eine Reihe von Risiken in ihre Modelle zu integrieren, die bislang vielfach außer Acht gelassen werden, obwohl sie immer im Hintergrund lauern. Dazu gehört zum Beispiel der Faktor Crowding, also der verstärkte Zufluss von Investorenkapital in ganz bestimmte Faktoren, der zu einer Blasenbildung führen kann.

Eine weitere Herausforderung für Smart-Beta-Fonds liegt in den vielfach verzerrten Marktpreisen infolge der extrem lockeren Geldpolitik der Notenbanken (Quantitative Easing, kurz „QE“). Value-Strategien etwa fokussieren tendenziell auf unterbewertete Unternehmen. Wenn deren Kurse weiter fallen, gibt es hier eine Tendenz, solche Werte nachzukaufen, um das ursprüngliche Portfoliogewicht wiederherzustellen. Das geschieht in der Überzeugung, dass der häufig beobachtete Effekt der mittleren Umkehrung – also, dass ein Kurs zurück zu seinem langfristigen Mittel strebt – Gewinne erzeugen wird. Doch dieser Effekt hat in der QE-Welt deutlich nachgelassen.

26% der Befragten nennen als weiteres wünschenswertes Innovationsfeld die Transparenz passiver Strategien. Zum einen betrifft das den Umfang und die wahrscheinlichen Auswirkungen möglicher Stilabweichungen bei traditionell nach Marktkapitalisierung gewichteten Vehikeln, weil solche Abweichungen den Produkten in der Praxis inhärent sind. Noch wichtiger ist ihnen diese erweiterte Transparenz bei Smart-Beta-Produkten, weil Vertreter von Pensionsfonds beobachten, dass zahlreiche Smart-Beta-Ansätze weit weniger intelligent sind, als sie vorgeben, sondern lediglich einem „Enhanced Indexing“ entsprechen.

Trend zu mehr Nachhaltigkeit
Wenn die Anbieter passiver Produkte ihre Strategien den Wünschen der Pensionsfondsmanager entsprechend weiterentwickeln, werden sich gerade diese Einflussfaktoren spiegelbildlich zum Innovationspotenzial als Wachstumstreiber für die gesamte Branche entpuppen. So nennen 58% der Befragten die Gebühren als wichtigsten Wachstumstreiber. Zudem fördert die Überzeugung von 55% der Pensionsmanager, dass die Wertentwicklung überwiegend auf die strategische Asset Allocation zurückzuführen ist, das Wachstum dieses Marktsegments. Dazu passt die Einstellung von 51% der Befragten, eine breitere Diversifikation ziele nicht nur darauf ab, Risiken zu minimieren, sondern auch darauf, die Rendite zu maximieren und ein Allwetter-Buy-and-Hold-Portfolio zusammenzustellen. 25% der Pensionsfonds sehen die Passiven sogar als „ideales Vehikel“ für eine globale Vermögensdiversifikation, um von der günstigen Wachstumsdynamik bestimmter Länder oder bestimmter Themen zu profitieren. Und 48% glauben, neue digitale Technologien würden den weiteren Aufstieg des Investierens in Risikofaktoren, insbesondere Smart-Beta-Strategien, erleichtern. Nicht zuletzt sehen 41% der Befragten passive Anlagen als einen kostengünstigen Weg an, um Themen wie Nachhaltigkeit (ESG-Anlagen) verfolgen zu können. Bei immerhin 30% der Fonds soll das Volumen der ESG-Strategien in den passiven Portfolios in den kommenden Jahren um mehr als 10% steigen, bei weiteren 44% um bis zu 10%.

Im Umkehrschluss heißt das nicht, dass sich die Pensionsfonds auf eine Welt rein passiven Investierens zubewegen. Passive Fonds haben in den vergangenen Jahren sehr stark von der QE-Politik der Notenbanken profitiert, räumen Vertreter der Pensionsfonds ein – es wird sich zeigen, ob sich das in Zukunft wieder normalisiert, wenn die Geldpolitik restriktiver wird. Sech von zehn Befragten gehen deshalb davon aus, dass Aktiv wie Passiv sich auch in Zukunft gut ergänzen werden – insbesondere im Rahmen von Core-Satellite-Portfolios, in deren Kern verstärkt kostengünstige Passiv-Strategien rücken, während aktive Alpha-Strategien als Satelliten darum herum angeordnet werden.

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*) Eric Wiegand ist Leiter Xtrackers ETF Strategie Europa & Asien, DWS.