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„Wichtig ist, dass das Thema ESG/SRI mittlerweile bei institutionellen Investoren weit oben auf der Agenda steht“

IPE Institutional Investment-Chefredakteur Frank Schnattinger sprach mit Olaf John, Head of Business Development Europa bei Insight Investment über den Ausbau des Geschäfts im deutschsprachigen Raum und aktuelle Trends in den Fixed Income-Märkten. Auch das Thema Nachhaltigkeit kam in der Diskussion nicht zu kurz.

Olaf John

IPE Institutional Investment: Herr John, herzlichen Glückwünsch zur Büroeröffnung in Frankfurt. War der anstehende Brexit hier der entscheidende Treiber, letztlich auch vor Ort in Deutschland vertreten zu sein?
John: Das Brexit-Thema hat die Entscheidung am Ende sicher beschleunigt. Uns war aber seit einigen Jahren klar, dass wir aufgrund der Bedeutung des deutschen Marktes für Insight Investment und auch dank unserer mittlerweile erreichten Assetbasis mit einem Office vor Ort sein wollen.

IPE Institutional Investment: Wo liegt Insight Investment mittlerweile beim verwalteten Volumen für deutschsprachige institutionelle Investoren? Wie war der Start bzw. die ersten Monate?
John: Wir verwalten zwischenzeitlich über 8 Mrd. Euro treuhänderisch für deutsche Anleger. Dies quer über alle institutionellen Kundengruppen. Und wir sehen einen wachsenden Bedarf an Investmentstrategien, z. B. in den Bereichen Multi Asset, Privat Debt oder auch LDI für betriebliche Pensionseinrichtungen. Dies wird durch die verstärkten Anfragen deutlich. Insofern sind wir froh, dass wir seit 1. September mit Frank Diesterhöft als Head of Fixed Income Sales Verstärkung im Team haben.

IPE Institutional Investment: Das Jahr 2018 neigt sich ja schon wieder dem Ende entgegen, was waren für Sie die großen Trends im Markt?
John: Das große Oberthema war sicher ESG/SRI, das mittlerweile alle Investorengruppen beschäftigt. Man erkennt im Markt allerdings, dass sowohl auf der Investorenseite, aber auch unter Asset Managern noch viel Aufklärungs- und Definitionsbedarf besteht. Wichtig ist aber in der Tat, dass das Thema ESG/SRI mittlerweile bei institutionellen Investoren weit oben auf der Agenda steht.

IPE Institutional Investment: Seit wann ist Insight Investment in diesem Thema präsent?
John: Wir werden zwar selten als einer der Vorreiter beim Thema ESG bzw. Nachhaltigkeit genannt, sind aber bereits seit 2002 und damit als einer der ersten Fixed Income Manager mit dem Thema beschäftigt. Im Jahr 2006 waren wir – nebenbei bemerkt – auch einer der Gründungsunterzeichner der UNPRI.

IPE Institutional Investment: Welche Bedeutung haben für Sie die einzelnen E-S-G-Elemente?
John: Ob Umwelt, Soziales oder Governance, alle Bereiche sind für nachhaltiges Investieren wichtig. Die Regulierung hat derzeit den Fokus auf Umweltschutz und insbesondere Klimaschutz. Nicht in allen Anlageklassen spielt der Nachhaltigkeitsgedanke die gleiche Rolle. Wir betrachten Nachhaltigkeit seit 2002, bei Staatsanleihen aber erst seit 2013, zunächst auf dem Environmental-Faktor. Wir haben dann unser Modell sukzessive um die Faktoren Social und Governance erweitert.

IPE Institutional Investment: Bislang liegt der Schwerpunkt bei der ESG-Analyse im Fixed Income-Markt noch sehr auf der Corporates-Seite…
John: Ich geben Ihnen Recht, sehen uns aber hier schon einen Schritt weiter. Wir sehen gerade bei der Risikoanalyse von Staatanleihen einen sehr wertvollen Input für unsere Anlageentscheidungen. Hierzu haben wir unser bestehendes
ESG-Modell weiterentwickelt und u.a. einen Momentum-Score eingeführt, welcher uns bei der Identifikation längerfristiger ESG-Trends in einem Land hilft.

IPE Institutional Investment: Wie sehen die Ergebnisse Ihres Modells dann absolut und relativ derzeit aus?
John: Die Ergebnisse unseres Modells zeigen, dass entwickelte Industrieländer mit einem höheren Pro-Kopf-Einkommen in Bezug auf Governance und soziale-gesellschaftliche Punkte in der Regel gut abschneiden, in Umweltfragen jedoch weniger gut. Länder mit einem höheren BIP pro Kopf haben in der Regel insgesamt bessere ESG-Ratings. Weiterhin deutet das Modell darauf hin, dass sich mehr Länder in Bezug auf ESG verschlechtern als verbessern und die Mehrheit der entwickelten Industrieländer einen negativen ESG-Momentum-Faktor besitzt.

IPE Institutional Investment: Das heißt, Sie investieren durchaus auch in Länder, die sich bei den ESG-Kriterien noch nicht an der Spitze befinden, aber auf dem „richtigen Weg“ sind?
John: Grundsätzlich ja. Lassen Sie mich das versuchen am Beispiel Deutschland zu erklären.
Die Bundesrepublik gehört zu der Gruppe von Ländern mit Höchstnote 1 im ESG-Rating. Im ESG-Momentum-Score schafft es Deutschland allerdings nicht unter die Top 100.

IPE Institutional Investment: Was wäre ein Gegenbeispiel?
John: Die Elfenbeinküste. Nach dem Bürgerkrieg um die Jahrtausendwende und nach jahrelangen Bemühungen zum Wiederaufbau von Wirtschaft und Infrastruktur ist das Land in unseren Analysen als das sich am stärksten verbessernde Land in Bezug auf ESG-Momentum-Faktor auf Platz 1. Bei der Betrachtung des Momentums gibt es natürlich einen Basiseffekt, bedenkt man von welchem Niveau die Staaten kommen. Lettland ist übrigens das einzige Land, das in beiden Bereiche, also ESG Status Quo und Momentum-Faktor für Nachhaltigkeit in den Top10 liegt.

IPE Institutional Investment: Sehen Sie viele Sorgenfalten bei Investoren wegen des möglichen Zinsanstiegs?
John: Sie haben zumindest definitiv zugenommen. Wir sehen viele Anfragen zu Overlay- bzw. Absicherungsstrategien bei bestehenden Mandaten. Auch eine kürzere Duration bzw. eine entsprechend aktivere Steuerung der Duration über die üblichen Bandbreiten ist ein Thema, denn viele Institutionelle müssen zum Großteil im Rentenbereich investiert.

IPE Institutional Investment: Ist Absolute Return dann noch das große Thema? Hier ist es definitiv 2018 im Markt ruhiger geworden…
John: Da stimme ich Ihnen zu. Ich würde 2018 eher als Jahr der „Buy-and-Maintain“-Strategie bezeichnen. Absolute Return-Strategien haben in der jüngeren Vergangenheit nicht immer das geliefert, was Investoren von ihnen erhofft hatten. Entsprechend sehen wir diese Neupositionierung, gerade bei Unternehmensanleihen, die aber nicht mit „Buy-and-Hold“ zu verwechseln ist!

IPE Institutional Investment: Wie steht es um das Thema Emerging Markets?
John: EMD ist derzeit auf Investorenseite etwas eingeschlafen. Es gibt derzeit wenig Interesse bzw. Ausschreibungen in dem Bereich. Langfristig darf man aber das Potenzial der Schwellenländer nicht unterschätzen. Aktuell ist daher sicher keine schlechte Zeit, sich mit dem Thema zu beschäftigen, gerade auch unter dem skizzierten Aspekt der Nachhaltigkeit und dem positiven Impact, den Investments auslösen können.

IPE Institutional Investment: Ist Private Debt weiterhin in aller Munde?
John: Secured Finance war durchaus einer der Trends 2018, wir haben viel Interesse an besicherten Anleihen, wie auch Private Debt oder ABS, gesehen. Für viele institutionelle Anleger als traditionelle Langfristinvestoren macht das Thema durchaus Sinn. Viele Anlagen lassen sich nicht jederzeit veräußern, aber langfristige vertraglich vorherbestimmte Rückflüsse, können in die langfristige Liquiditätsplanung einbezogen werden.

IPE Institutional Investment: Ist Multi-Asset-Credit nach wie vor gefragt?
John: Durchaus ja, vielleicht auch für viele Anleger als ein gewisses Substitut zu Absolute Return. Gerade durch die Möglichkeit für den Manager, die Allokation flexibel an das Marktumfeld anpassen zu können, sehe ich hier auch weiterhin Nachfrage..

IPE Institutional Investment: Letzte Frage – macht Ihnen der „Run“ in passive Fixed Income-Mandate bzw. entsprechende Fondslösungen und ETFs Angst?
John: Angst direkt weniger, ich finde es vielmehr unverständlich, wie dies in der aktuellen Marktphase der Fall sein kann. Die Subprimekrise war ein gutes Beispiel, wo Kapitalallokation ohne fundierte Kreditanalyse hinführt. Die Folgen spüren wir noch heute.

IPE Institutional Investment: Besten Dank für diese Einblicke!