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„Wir glauben, dass die Vorteile eines ETF-Mantels wie Liquidität und Transparenz für verschiedene Investoren interessant sein können, um beispielsweise das Thema Green Bonds umzusetzen“

IPE D.A.CH Chefredakteur Frank Schnattinger sprach mit Marcus Weyerer, Senior ETF Investment Strategist bei Franklin Templeton, über den Auftritt des Asset Managers im ETF-Markt und die weiteren Wachstumspläne.

Marcus Weyerer

IPE D.A.CH: Herr Weyerer, der Name Franklin Templeton ist in der Vergangenheit meist nicht im Zusammenhang mit ETFs gefallen, was hat sich in Ihrem Haus hier die letzten Jahre getan?
Weyerer: Wir haben in Europa die ersten UCITS-ETFs in den Jahren 2017/2018 aufgelegt. Bislang ist unsere Palette mit aktuell 16 ETFs noch eher als „klein aber fein“ zu bezeichnen, aber wir planen das Angebot in den kommenden Jahren deutlich auszubauen.

IPE D.A.CH: Wie sieht die Strategie als „Späteinsteiger“ genau aus?
Weyerer: Wir wollen nicht noch weitere Standardprodukte wie auf den Dax oder S&P500 auf den Markt bringen, sondern fokussieren uns gezielt auf Märkte oder Strategien, mit denen wir konkreten Mehrwert liefern können, die aber vielleicht noch nicht so im Rampenlicht stehen wie die Standardindizes.

IPE D.A.CH: Ein Beispiel ist der Franklin S&P500 Paris Aligned Climate ETF, könnten Sie das genauer beschreiben?
Weyerer: Der ETF ist ein sehr gutes Beispiel. Vereinfacht gesagt bildet er bildet die Wertentwicklung von Aktienunternehmen aus den USA ab, die auf den Übergang zu einer kohlenstoffarmen Wirtschaft ausgerichtet sind. Im Bereich ESG tut sich im Markt sehr viel bei neuen ETF-Innovationen, hier können wir als relativer Newcomer unsere Stärke ausspielen.

IPE D.A.CH: Was sind weitere Eckpfeiler des Angebots?
Weyerer: Zweiter wichtiger Fokus sind unsere Single-Country-ETFs im Bereich der Emerging Markets. Hier sind wir zum einen in der Lage, die derzeitigen Kosten für Kunden im Markt nach unten zu drücken und selbst noch profitabel zu arbeiten. Zum anderen sind es Märkte, die bislang passiv in institutionellen Portfolios noch eine klare Nische darstellen, die unseres Erachtens aber in den nächsten Jahren deutlich an Bedeutung zulegen wird. Gerade der Fokus auf einzelne Länder kommt bei unseren Investoren sehr gut an – Schwellenländer werden zunehmend differenzierter betrachtet, und nicht mehr als Aggregat.

IPE D.A.CH: Im Fixed Income Bereich bieten Sie auch „aktive“ ETFs an, was steht hier dahinter?
Weyerer: Wir glauben, dass die Vorteile eines ETF-Mantels wie Liquidität und Transparenz für verschiedene Investoren interessant sein können, um beispielsweise das Thema Green Bonds umzusetzen. In einem jungen Markt wie den genannten grünen Anleihen, machen dazu aktive Strategien durchaus Sinn. So kann beispielsweise das Thema des Greenwashings ausgeschlossen werden.
 
IPE D.A.CH: Bleibt mittelfristig das Ziel, Generalist mit einem breiten Angebot zu werden?
Weyerer: Mittel- bis langfristig bleibt schon das klare Ziel, weiter in die Breite zu wachsen. Letztlich wollen wir unseren Kunden auch die Möglichkeit bieten, im Bereich ETF alles aus einer Hand vorzufinden. Gleichzeitig glaube ich nicht, dass wir im Mainstream aufgehen werden. Unsere Produkte sollen immer das gewisse Etwas, wie beispielsweise die Kombination aus S&P500 und Paris Aligned, bieten. Auch das Segment der thematischen ETFs schauen wir uns natürlich genau an. Die Global Supply Chain ist hier beispielsweise ein Thema, das interessant werden könnte.

IPE D.A.CH: Wenn wir auf das aktuelle Produktangebot schauen, was ist der Türöffner bei institutionellen Investoren?
Weyerer: Die klare Mehrzahl meiner Gespräche dreht sich um die Paris Aligned ETFs. Gerade institutionelle Investoren tun sich im ESG-Bereich mit vielfach fehlenden Standards selbst im Jahr 2022 noch schwer. Hier kommt mit den Paris Aligned Strategien dann etwas ins Spiel, mit dem sie im Prinzip drei Haken machen können: die Regulatorik wird erfüllt, der Tracking Error gegenüber einem Standardindex und auch die Kosten halten sich in Grenzen. Insofern sind die Türen hier meist sehr weit offen.

IPE D.A.CH: Was sind konkret beim Thema Paris Aligned Ihre weiteren Pläne?
Weyerer: Wir wollen das Thema zum einen noch globaler aufstellen und zum anderen die Emerging Markets hier stärker einbringen. Hier speziell sind allerdings noch einige Fragen hinsichtlich der Datenverfügbarkeit zu klären.

IPE D.A.CH: Hat zurückgekehrte Volatilität an den Märkten das Interesse an ETFs – gerade zur taktischen Portfoliosteuerung – auf institutioneller Seite nochmals gepusht?
Weyerer: Durchaus ja. Gerade bei den Einzelländer-ETFs sehen wir hier auf institutioneller Seite reges Interesse. Man sieht durchaus, dass durch die stärkere Volatilität hier gezielt Risiken aufgebaut – aber mitunter auch genauso schnell wieder geschlossen werden.

IPE D.A.CH: Lassen Sie uns den Ausblick auf das Jahresende 2022 wagen. Was ist Ihre Zielmarke an ETFs?
Weyerer: Wir wollen unser Angebot ausweiten, so viel ist klar. Wir haben uns für die ersten 16 Produkte vier Jahre Zeit gelassen. Dies werden wir nun deutlich beschleunigen.

IPE D.A.CH: Wir haben vorhin bereits über „aktiv gemanagte ETFs“ gesprochen. Wie groß ist die Bereitschaft der aktiven Manager innerhalb der Franklin Templeton Gruppe, sich hier für weitere Produktideen einzubringen.
Weyerer: Die Bereitschaft grundsätzlich ist da und mitunter auch sehr groß. Wir können hier für verschiedene Strategien ein transparentes und liquides Vehikel bieten. Dennoch muss natürlich genau geprüft werden, was im Einzelfall auch tatsächlich für den Investor auf der anderen Seite in ETF-Form Sinn macht. Mittelfristig wird hier sicher einiges kommen, aber nicht jede Strategie lässt sich umsetzen.

IPE D.A.CH: Vielen Dank für die Einblicke.