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„Der Gap zwischen sehr guten und weniger guten Unternehmen wurde durch die Krise noch größer“

IPE D.A.CH-Chefredakteur Frank Schnattinger sprach mit Diego Föllmi, Geschäftsführender Partner bei Hérens Quality Asset Management, über die Faktoren von Unternehmensqualität und den von Hérens Quality Asset Management am 19. Mai 2021 bereits zum 12. Mal ausgegebenen Corporate Excellence Award an Unternehmen für ihre betriebswirtschaftliche Leistungsfähigkeit.

Diego Föllmi

IPE D.A.CH: Herr Föllmi, als Reminder für unsere Leser, wie sieht der Prozess bei der Auswahl der Gewinner grundsätzlich aus?
Föllmi: Der ganze Prozess basiert auf der jährlichen Unternehmens-Berichterstattung und den Unternehmenszahlen der vergangenen 5 Jahren. Entsprechend starten wir etwas Ende März mit einem ersten Screening und analysieren in einem ersten Schritt mit unserem Researchteam in Riga die Kennzahlen und entsprechende Veränderungen. Diese Rankings führen wir für unterschiedliche Länder und auch Regionen durch. Der Vorschlag wird schließlich Anfangs Mai in der Jury diskutiert und verabschiedet. Auf Basis der Gesamtdaten wird auch ein globaler Sieger gekürt, im vergangenen Jahr war dies beispielsweise das US-Unternehmen SEI Investments.

IPE D.A.CH: Neben der quantitativen Analyse besteht, wie sie schon ansprachen, eine wissenschaftliche Jury. Wie sieht diese 2021 aus?
Föllmi: Die Jury setzt sich in diesem Jahr zusammen aus: Prof. Dr. Dieter Pfaff, Prof. Dr. Max Ringelstetter, Peter Withers, Dr. Giuseppe Ballocchi, Dr. Philipp Weckherling, Markus P. Hepp, Dmitry Baulin und meiner Person.

IPE D.A.CH: Was war damals der Grund, den Corporate Excellence Award ins Leben zu rufen?
Föllmi: Die betriebswirtschaftlich überragend agierenden Firmen sind oftmals die eher leisen Vertreter ihrer Zunft. Entsprechend stehen sie selten im Spotlight der Medien bzw. der Öffentlichkeit. Wir wollten mit dem Award diesen eine Plattform in der Öffentlichkeit bieten. Ich darf mit fugen Recht sagen, dass unser Fazit nach mittlerweile über 10 Jahren sehr positiv ausfällt.

IPE D.A.CH: Gibt es in diesem Jahr wesentliche Änderungen?
Föllmi: Eher kleine. Wir sprechen hier zum Beispiel von kleinen Anpassungen in der Kategorisierung. Ebenso nimmt das Thema ESG natürlich immer mehr Raum ein. Dagegen ändert sich durch das Thema Corona eher wenig. Ich denke man wird in den Ergebnissen einfach sehen, dass der Gap zwischen sehr guten und weniger guten Unternehmen durch die Krise noch größer wurde.

IPE D.A.CH: Welche Gemeinsamkeiten gibt es bei den Gewinnern, was sind ausschlaggebende Faktoren?
Föllmi: Wenn wir auf die Gewinner des Vorjahres schauen, lässt sich da durchaus ein Cluster erkennen. Wir sprechen meist von einem klar fokussierten, oftmals familiengeführten, Geschäftsmodell. Wachstum erfolgt in der Mehrzahl organisch – ohne größere Zukäufe. Interessant auch im Rahmen der ESG-Diskussion: die Gewinner haben oftmals frühzeitig Corporate Responsibility Faktoren adressiert und schneiden bei den CO2-Emissionen besser ab als ihre Peers.

IPE D.A.CH: Das deutsche Unternehmen Rational AG, ein Industrieküchenhersteller, ist bei Ihnen seit Jahren nicht nur in Deutschland, sondern oft auch für die Region Europa auf Platz 1 zu finden. Wie beständig sind die analysierten Unternehmen?
Föllmi: In der Top-Gruppe der Länder gibt es durchaus Bewegung, aber insgesamt sind die guten Unternehmen doch sehr beständig. Letztlich ist es auch das, was sie als Investor sehen möchten. Entsprechend achten wir auch bei den analysierten Kennzahlen auf Beständigkeit. Wie schon angesprochen wird es dieses Jahr durchaus spannend, ob es hier Fälle gibt, die durch Corona aus der Bahn geworfen werden. Das sehr viele der Gewinner aus den Branchen Informationstechnologie und Health Care kommen, ist die nicht durch die Bank zu erwarten, im Gegenteil.

IPE D.A.CH: Welche Trends sehen Sie ansonsten über die vergangenen Jahre?
Föllmi: Sehr interessant ist auch der Blick auf die Regionen bei den Top 100 gekürten Unternehmen. Europäische Unternehmen sind hier leider gegenüber ihrem Anteil im MSCI World deutlich unterrepräsentiert. Gerade in den letzten Jahren war die Anzahl der „guten“ Firmen aus Europa deutlich rückläufig. Zulegen konnten dagegen Unternehmen aus den Emerging Markets und insbesondere auch Japan.
 
IPE D.A.CH: Wie groß sind dann die Unterschiede innerhalb Europas?
Föllmi: Die Unterschiede sind durchaus massiv, selbst unter den Gewinnern. So war beispielsweise im vergangenen Jahr der Gewinner in Belgien – Lotus Bakeries NV – nur auf Platz 123 in der europäischen Auswertung. Kurzum, es gibt massive Unterschiede“.

IPE D.A.CH: Besten Dank für diese Einblicke!

Veranstaltungshinweis: Die diesjährige Preisverleihung findet als Webinar am 19. Mai (Mittwoch) ab 10.00 Uhr statt. Mehr Informationen sowie eine Möglichkeit zur Anmeldung finden Sie hier.