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„Die Digitalisierung ist der Treiber unseres Business“

IPE D.A.CH Chefredakteur Frank Schnattinger sprach mit Christian Wutz, Managing Director, Head of Coverage, Marketing and Solutions für die SGSS GmbH, und Harold Keller, Head of Sales and Relationship Management, SGSS Deutschland, über die Trends am Markt und die Aufstellung und aktuelle Projekte des Hauses.

Christian Wutz

Harold Keller

IPE D.A.CH: Herr Wutz, wie lief 2020? Wir reden ja von einem alles andere als normalen Jahr…
Wutz: Wir können nicht klagen, danke der Nachfrage. So sind wir nach wie vor die Nummer zwei bei den Custodians in Europa und unter den Top 10 weltweit. Dies ohne den Anspruch zu haben, ein Global Custodian zu sein, der einem Follow-the-Sun-Prinzip folgt. Unsere Region ist EMEA, hier in Europa und dem Nahen Osten liegt unser Fokus. Über unser Verwahrstellen-Netzwerk weltweit bieten wir natürlich einen globalen Zugriff für unsere Kunden, aber direkt und persönlich vor Ort ist für uns die EMEA-Region relevant. Hier fahren wir weiterhin mit unserer Hub-and-Spoke-Architektur sehr gut. In Deutschland sind wir weiterhin der Hub im SGSS-Netzwerk für unsere Front-to-Back-Outsourcing-Lösung CrossWise, Master-KVG-Services sowie den Bereich Analytics, der Risk-Performance und verschiedene Reporting-Services, wie unser ESG-Reporting beinhaltet. Darüber hinaus besteht noch die SGSS Verwahrstelle in Frankfurt.

IPE D.A.CH: Zu welchem Anteil kann in der heutigen Zeit noch sämtliche Leistung inhouse erbracht werden?
Wutz: Wir setzen hier seit einigen Jahren auf eine Plattform-Strategie, über die unsere Kunden weiterhin sämtliche Leistungen direkt über uns beziehen können. Wir wissen allerdings wohl, dass es in verschiedensten Bereichen Spezialisten gibt, die wir hier an die Plattform andocken und entsprechend strategische Partnerschaften oder aber langfristige Lieferbeziehungen eingehen. So können sich die jeweiligen Service-Partner voll und ganz auf ihre Kerngeschäfte konzentrieren. Das schöne für den Kunden ist, wie gesagt, er bekommt weiterhin alles aus einer Hand.

IPE D.A.CH: Welche Beispiele gibt es hierfür?
Wutz: Wir haben hier zuletzt für Europa zwei größere Partnerschaften fixiert. Zum einen mit der Firma SimCorp A/S für das Produkt Crosswise und zum anderen mit der Mutual Funds Exchange AB, kurz MFEX, die das ganze Trailer Fee Management übernimmt. Im Fall MFEX haben wir beispielsweise unsere entsprechende Abteilung an MFEX übergeben und im Gegenzug Custody-Geschäft von MFEX übernommen. Eine Win-Win-Situation für beide Anbieter, bei der wir von der gegenseitigen Mitnahme bei Neugeschäft profitieren.

IPE D.A.CH: Das heißt am Ende Fokus auf die Kernkompetenzen?
Wutz: In gewisser Weise ja. Zentrale Dienstleistungen werden wir sicher immer selbst ausführen, aber dieser Fokus macht es für das Management auch einfacher, Expertise und Entwicklungsbudgets auf diese Produkte und Dienstleistungen zu konzentrieren und uns im Wettbewerb vorne zu halten. Bei anderen Dienstleistungen, die zwar wichtig sind, aber nicht zu unseren Kernkompetenzen gehören, werden wir sicher die Augen und Ohren im Markt weiter offen halten.

IPE D.A.CH: Wie sieht es dann im Fall der mit ebase gestarteten Partnerschaft aus?
Wutz: Das ist ein sehr gutes Beispiel, da ebase für uns zum einen Kunde, zum anderen aber auch Partner geworden ist. ebase als starker Partner im Fondshandel hat uns hier als Referenz für Custody und Brokerage die Tür weiter geöffnet. Dadurch, dass ebase mit dem britischen Finanztechnologieanbieter FNZ seit 2019 einen neuen Eigentümer hat, bekommt diese Partnerschaft auch noch einen europäischen Geschmack.

IPE D.A.CH: Inwieweit spielt die zunehmende Digitalisierung für diese „neue“ Aufstellung eine Rolle?
Wutz: Die Digitalisierung ist der Treiber unseres Business. Früher ging es um einen zentralen Datentopf, der von allen Seiten gefüttert werden musste. Heute haben sie durch die Digitalisierung ganz andere Möglichkeiten wenn es beispielsweise darum geht, durch Schnittstellen eine Dienstleistung aus verschiedenen Datengrundlangen zusammenziehen. So können wir verschiedene Daten über unsere Schnittstellen zusammenführen: Wir haben mittlerweile über 600 API-Schnittstellen entwickelt, um hier nahtlose Übergänge zu schaffen.

IPE D.A.CH: Wie schwer ist es dennoch geworden, die Vielzahl an neuen alternativen Assetklassen bei Investoren in der Direktanlagen- bzw. auf Fondsseite zu integrieren?
Keller: Die Komplexität hat natürlich angesichts des Niedrigzinsumfeldes stark zugenommen und diesen Weg der Diversifikation gehen wir als Asset Service Provider natürlich mit. Ich glaube, wir sind der einzige Provider im deutschen Markt, der hier mit SimCorp ein durchgängiges System ohne Datenbrüche hat und entsprechend neue Instrumente oder Assetklassen sehr effizient abbilden kann.

IPE D.A.CH: Wer steht bei Ihnen auf der Asset Owner Seite im Fokus?
Keller: Wir sind sehr stark auf den Tier 2- und Tier 3- Bereich ausgerichtet – zumindest auf der Master-KVG-Seite. Die großen Dax-Konzerne und deren Arbeit mit den Global Custodians sind da weniger unser Metier als vielmehr der Mittelstand dahinter. Wir versuchen uns hier verstärkt als One-Stop-Shop zu positionieren, der in diesem Segment sowohl KVG als auch Verwahrstelle anbieten und dem Kunden entsprechende Skalenvorteile bieten kann.

IPE D.A.CH: Wie sind die Entwicklungen auf der anderen Seite, bei den Asset Managern?
Keller: Die Entwicklung zum Outsourcing, die im Back-Office begonnen hatte, geht dank der Digitalisierung zunehmend ins Middle- und teilweise auch schon ins Front-Office über. Hier haben wir vor gut einem Jahr unser Produkt Crosswise in den Markt gebracht, das über alle Segmente einen durchgängigen Prozess aus einer Hand anbietet. Für Asset Manager, die sich zunehmend nur noch auf ihre Kernkompetenz Portfoliomanagement konzentrieren, ist dies eine erhebliche Erleichterung der täglichen Arbeit.

IPE D.A.CH: Hat das auch mit dem Margendruck zu tun?
Keller: Natürlich, in einer Zeit in dem die Margen zunehmend kleiner werden, ist es interessant, fixe Kosten in variable Kosten umwandeln zu können. Auch das hat uns der europaweite Erfolg seit Produktlaunch gezeigt. Sehr gut läuft das auch hier im Tier 2- und im Tier 3-Bereich, wo oftmals noch mit Excel-Sheets gearbeitet wurde bzw. wird. Mittelfristig kann ich mir auch vorstellen, dass das Produkt für die Direktanlagen von Versicherungen weiterentwickelt werden kann.

IPE D.A.CH: Welchen Einfluss hat das Thema ESG auf Ihre Arbeit?
Keller: Es wird spätestens mit der Offenlegungspflicht und der Taxonomie natürlich für die ganze Branche immer wichtiger. Bislang war es sehr stark im Post-Trade-Bereich hinterlegt, um den Anlegern zu zeigen, welchen Stellenwert verschiedene ESG-Faktoren im Portfolio haben. Nun erhält das Thema auch größeren Einfluss im Pre-Trade-Bereich, wo wir nun auch verstärkt auf unseren Plattformen ESG-Themen abbilden. Hier lassen sich mittlerweile über unser System Crosswise bzw. das zugehörige Limitmodul Kriterien definieren.
Wutz: In Frankreich gibt es zum Beispiel bereits seit 2015 einen Artikel im Energiewendegesetz, der Institutionelle Investoren dazu verpflichtet, ihre Klimabilanz zu veröffentlichen. Wir sind als europäisches Haus mit französischen Wurzeln in dem ganzen Thema somit sehr früh gestartet und ich denke, dieser Vorteil kommt am Markt stark zum Tragen. Grundsätzlich kaufen wir freie und neutrale externe ESG-Ratings im Markt ein, so dass sich Kunden auf ein Daten verlassen können, die nicht durch ein Portfoliomanagement vorselektiert wurden.

IPE D.A.CH: Real Assets sind weiterhin unter Investoren ein großes Thema, wie sehen Sie hier die Branche aufgestellt?
Keller: Die Tendenz bei Investoren ist sicher weiterhin positiv. Wir selbst sind gerade dabei zu prüfen, dies in Deutschland als Verwahrstelle künftig abbilden zu können. Bislang ist dies bei uns über den Luxemburger Hub möglich. Real Assets sind sicher ein Thema, das man auch in Zukunft nicht ignorieren kann, weder als Investor noch als Asset Service Provider.

IPE D.A.CH: Was sind für Sie die heißen Eisen für 2021?
Wutz: Die Digitalisierung an sich ist sicher auch das große und breite Thema, das uns 2021 und darüber hinaus über alle Produkte und Prozesse begleiten wird. Corona hat das Thema sowohl auf Investoren- als auch auf Anbieterseite nochmals beschleunigt. Wir haben dieses Jahr zum Beispiel auch die ersten komplett virtuellen Pitches gesehen, das war vorher noch undenkbar.
Keller: Über ESG haben wir ja schon gesprochen. Sobald hier regulatorisch seitens der Gesetzgeber mehr Klarheit herrscht, werden wir dies schnellstmöglich für unsere Kunden umsetzen. Ansonsten sind Loans ein wichtiges Thema für uns, das wir auf Investorenseite immer öfter sehen und entsprechend dahinter sind, dies auch für deutsche Kunden abbilden zu können.

IPE D.A.CH: Besten Dank für die Einblicke!