IPE Institutional Investment: Private Equity steht seit einiger Zeit wieder starker im Fokus institutioneller Anleger im deutschsprachigen Raum, während Hedgefonds als andere alternative Assetklasse sich weiter schwer tun. Worauf führen Sie dies zurück?
Degosciu: Der Hauptunterschied zwischen Private Equity und Hedge Funds liegt darin, dass die Rendite von Private Equity Investments durch fundamentale Faktoren erklärt werden kann. Dazu zählen z.B. Umsatzwachstum, Gewinnsteigerungen oder erhöhte Auslandsnachfrage bei den Unternehmen, in die investiert wird. Aber auch positive Wirtschaftsdaten zählen dazu. Gleichzeitig kauft man sich bei einem Private Equity Investment ein Team von Managern ein, das den ganzen nach guten Deals und Exit-Möglichkeiten Ausschau hält. Bei Hedgefonds hingegen ist unklar was deren Rendite nach oben oder unten bewegt. Zwar sind die Strategien grundsätzlich bekannt, aber es ist für einen Investor fast unmöglich, abzuschätzen, wie sich diese Strategien in Zukunft entwickeln werden. Auch wurden Hedgefonds oft mit dem Argument verkauft, in jeder Marktphase eine positive Rendite zu erzielen. Dass dies unmöglich ist, sollte jedem Investor inzwischen klar sein. Aber dann stellt sich die Frage, welche Erwartung man gegenüber der Rendite eines Hedgefonds haben soll.
IPE Institutional Investment: Ein Treiber des Interesses war sicher die gute Performance. Wie kann es hier weiter gehen?
Degosciu: Ein Private Equity Investment sollte über einen Zeitraum von 10 Jahren im Schnitt ca. 10% bis 15% pro Jahr bringen. Das ist auch in den nächsten Jahren noch möglich. Insbesondere wenn man sich die Bewertungen von Private Equity Investments an der Börse anschaut, wo nach wie vor noch Discounts von teilweise über 20% beobachtet werden können. Dies bei einer Dividendenrendite von 5-7% pro Jahr. Es gibt also noch Luft nach oben.
IPE Institutional Investment: Welche Trends zeigen sich für Sie als Experte aktuell am Markt?
Degosciu: Wenn man sich den Kapitalmarkt insgesamt anschaut, so stellt man fest, dass es hohen Finanzierungsbedarf bei mittelständischen Unternehmen gibt. Insbesondere auch, weil viele Banken und Staaten nicht mehr in dem Umfang als Unterstützung und als Kreditgeber tätig sein können wie noch vor der Finanzkrise. Skeptisch bin ich bei sogenannten Mittelstandsanleihen, hier werden viele Totalausfälle sehen. Diese Lücke muss dann wieder geschlossen werden – durch Private Equity.
IPE Institutional Investment: Trotz blendend aufgelegter Aktienmärkte sind die IPOs in Europa nicht in der Breite zurückgekommen – worauf führen Sie dies zurück und was bedeutet dies für die PE-Branche?
Degosciu: Trotz der Aktienhausse in den letzten Jahren ist es immer noch so, dass viele Investoren sich scheuen in Aktien zu investieren, gerade im deutschsprachigen Raum. Das macht es für den IPO Markt schwer. Ich sehe das aber positiv: wenn wir wieder IPOs in der Breite hätten, wäre das eher ein Signal für einen überhitzten Markt.
IPE Institutional Investment: Glauben Sie hier an eine Trendwende oder wird der Trade Sale das Maß der Dinge bleiben?
Degosciu: Wir haben momentan noch keine Trendwende, es wird noch ein paar Jahre dauern, bis wir IPOs in der Breite sehen werden.
IPE Institutional Investment: Sie gehen im LPActive Value Fund den Weg, Investoren eine tägliche Liquidität zu bieten – wie kam es zu der Idee und wie wird sie im Fonds umgesetzt?
Degosciu: Im LPActive Value Fund wird ausschließlich in börsengehandelte Private Equity Unternehmen investiert. Die Idee dazu kam bereits in 2004, damals allerdings noch rein über passive Strategien. In 2008 haben wir dann zusammen mit der PMG in Zürich überlegt, wie man eine aktive Auswahl treffen kann. Ziel dabei war es, das Risiko zu reduzieren. Daher zählen zu den wichtigsten Kriterien, dass das Private Equity Unternehmen immer genügend Cash halten muss, um sämtliche Verbindlichkeiten tilgen zu können, dass keine Investments in Frühphasen und Seed-money Finanzierungen getätigt werden und dass während Krisenphasen investiert wurde. Denn nur wenn man in der Krise investiert, kann man nach der Krise vom Aufschwung überproportional profitieren. Gleichzeitig werden die Währungsrisiken gehedgt, d.h. es wird die Private Equity Performance in Euro oder Schweizer Franken geliefert.
IPE Institutional Investment: Beim Thema Real Estate scheuen Investoren Produkte mit täglicher Liquidität (REITs) und setzten langfristige Investments, die sie nicht täglich bewerten müssen. Wie war hier bislang die Situation bei PE-Investoren?
Degosciu: Es gibt Investoren, die es bevorzugen, wenn es keinen Marktpreis gibt, denn dann darf man zum Buchwert bilanzieren (und dies sind oft die Kosten). Dies ist auch im Bereich Private Equity der Fall, allerdings sehen wir momentan ein Umdenken. Institutionelle Investoren stehen unter Druck von Seiten der Aufsichtsbehörden und Wirtschaftsprüfer, dass auch solche Investments in Zukunft marktnah bewertet werden.
IPE Institutional Investment: Bei welchen Investorengruppen sehen Sie hierfür die größte Nachfrage?
Degosciu: Grundsätzlich haben nur Versicherungen kein großes Interesse, ihre Investments täglich bewerten zu müssen. Es ist schöner, wenn man keine großen Wertschwankungen ausweisen muss. Es bleibt aber abzuwarten, ob das in Zukunft noch so akzeptiert werden wird.
IPE Institutional Investment: Abschließend ein Blick auf den Gesamtmarkt: kommt angesichts des positiven Umfelds 2015 die große Exitschwemme?
Degosciu: Die Exitschwemme wird uns hoffentlich noch einige Zeit erspart bleiben, persönlich rechne ich in 2015 nicht damit.
IPE Institutional Investment: Besten Dank für diese Einblicke.
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HINWEIS: LPX wrd in zwei Abendveranstaltungen gemeinsam mit Tesla Motors eine Private Equity Fallstudie am Beispiel des Unternehmens vorstellen. Im Rahmen der Veranstaltung gibt es auch die Möglichkeit zu Testfahrten. Sie sind herzlich zu diesen Events eingeladen!
LPX Fallstudie mit Tesla Motors – Zürich – 18. Juni 2015 um 18 Uhr
LPX Fallstudie mit Tesla Motors – Basel – 10. September 2015 um 18 Uhr
Anmeldungen über lpx@acinnovation.com oder info@lpx-group.com