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„Es werden mehr aktiv verwaltete ETFs aufgelegt werden“

Frank Koudelka, Global ETF Product Specialist bei State Street, erklärt im Gespräch mit Frank Schnattinger, Chefredakteur IPE D.A.CH, warum aktive ETFs der große Trend im Markt sind und warum bei Schwellenländern zunehmend die Selektion im Mittelpunkt steht.

Frank Koudelka

IPE D.A.CH: Wir erleben momentan einen sprunghaften Anstieg neu aufgelegter ETFs in den USA, was sehen Sie dafür als ursächlich an?
Koudelka: Ich sehe dafür mehrere Gründe. Zum einen drängen immer mehr Anbieter aktiver Fonds in den ETF-Bereich, insbesondere seit Einführung einer neuen ETF-Regelung im Jahr 2019. Der Einzug intelligenter Daten in die ETF-Landschaft hat zudem dazu geführt, dass mehr Anbieter aktiver Fonds vielfältige, intelligente Strategien verfolgen und mehr Neuauflagen sowie Umwandlungen bestehender Fonds und ETFs vornehmen.

IPE D.A.CH: Eine absehbare Entwicklung?
Koudelka: Sagen wir so, es war mit der Zeit eine logische Entwicklung, da aktive Fondsmanager mit ihren Produkten über vielfältige Kapazitäten zur Vermögensallokation verfügen. So bieten sie Produkte mit Aktien, Anleihen, inländischen und ausländischen Vermögenswerten usw. an. Angesichts einer hohen Marktvolatilität war dies für die Anleger attraktiv. Beachten Sie: Bei 75% der neu aufgelegten ETF handelt es sich inzwischen um aktiv verwaltete Fonds, 25% sind passiv und füllen lediglich verschiedene Bereiche innerhalb des Indexuniversums aus, die bisher noch nicht besetzt waren. Dies dürfte ein langfristiger Trend sein, da die Fondsmanager jetzt bei der Schaffung neuer Fondsstrukturen sehr viel flexibler vorgehen können. Ein weiterer wichtiger Trend ist der so genannte Pufferbereich. Dieser gehört zwar zum Teilbereich des aktiven Managements, ist aber eine spezielle Strategie, bei der die Anleger durch Options-Overlays gegen Abwärtsrisiken geschützt werden. Ein weiteres wichtiges Thema sind zudem Dividenden und Einkommensströme. Im aktuellen Marktumfeld wurden viele neue Produkte auf den Markt gebracht, die den Anlegern mehr von diesen Einkommensströmen bieten. Abschließend sei hinzuzufügen, dass die Struktur von ETFs steuerlich effizienter ist als die von Investmentfonds, was sich bei den Anlegern als sehr beliebt erweist. ETFs haben einige der Ineffizienzen in der Struktur von Investmentfonds behoben und ermöglichen es Fondshäusern nun, mehrere Anlageformen anzubieten (z.B. Investmentfonds für Altersvorsorgekonten oder ETFs für steuerpflichtige Konten).

IPE D.A.CH: Wie steht es um die Anbieter aktiver Fonds, die jetzt noch keine ETFs im Angebot haben. Werden Sie dem Trend folgen?
Koudelka: Ja, es macht Sinn, dass ein Fondsanbieter seine Fonds und ETFs aufeinander abstimmt. Die Anleihenmärkte durchleben ein schwieriges Jahr, und dennoch wurden viele neue festverzinsliche Produkte aufgelegt. Auch hier geht es wieder um aktives Management, da die meisten bestehenden Produkte im Bereich festverzinslicher Wertpapiere traditionell indexbasiert sind. Und aufgrund der Zinsvolatilität müssen diese Indizes vierteljährlich neu festgelegt werden. Dagegen kann ein aktiver Fondsmanager Positionen flexibler handeln und schneller reagieren; bei einem indexbasierten Produkt muss der Fondsmanager warten, bis der betreffende Index angepasst wird. Die meisten Produkte für festverzinsliche Wertpapiere wurden zuletzt von Anbietern aktiver Fonds auf den Markt gebracht, die es ermöglichen, die Zinsvolatilität zu nutzen, indem sie Positionen innerhalb ihrer Strategien in kürzeren Abständen als üblich handeln.

IPE D.A.CH: Wie schätzen Sie das weitere Interesse an ETFs mit vordefiniertem Performance-Rahmen ein?
Koudelka: Es sind hier definitiv mehr ETFs aufgelegt worden. Das liegt auch daran, dass die meisten dieser ETFs monatliche Strategien haben, bei denen das Options-Overlay auf den zugrunde liegenden Index auf monatlicher Basis erneuert wird. Fondshäuser, die solche Produkte auf den Markt bringen, bieten in der Regel Strategien für die Inlandsmärkte und die internationalen Märkte mit monatlicher Absicherung gegen Kursverluste an. In der Regel wird also eher eine Serie von Produkten als ein einzelnes Produkt auf den Markt gebracht. Dadurch erhöht sich die Anzahl der Produkte, die auf den Markt kommen. Dabei können die verschiedenen Anleger- und Beratergruppen auf unterschiedliche Strategien zurückgreifen.

IPE D.A.CH: Lassen Sie uns in die Schwellenländer schauen. Es gibt eine gewisse Dynamik bei ETFs in Bezug auf einzelne Schwellenländer wie Indien, Vietnam, Brasilien…
Koudelka: Ja, es gibt eine hohe Nachfrage von aktiven und passiven Anlegern, die ein breiteres Engagement in einem bestimmten Land wünschen, z.B. in Indien oder Taiwan. Mit einem ETF auf ein einzelnes Land baut man ein direktes Engagement in diesen Märkten auf. Dabei zahlt sich erneut die Flexibilität der ETFs aus. Da sie wie eine Aktie gehandelt werden, können Anleger mit einem solchen Produkt Short-/Long-Positionen in bestimmten Märkten eingehen.

IPE D.A.CH: Welche weiteren wichtigen Trends sehen Sie im Bereich der ETFs?
Koudelka: In diesem Jahr sind bis Ende September 25% der gesamten neuen Mittel in aktiv gemanagte ETF geflossen. Wegen der hohen Mittelzuflüsse relativ zum Marktanteil denke ich, dass insgesamt mehr aktiv verwaltete ETFs aufgelegt werden. Das ist definitiv ein langfristiger Trend. Neue Fondsanbieter drängen auf den Markt und erweitern damit die Wahlmöglichkeiten der Anleger, was spannend zu beobachten ist.

IPE D.A.CH: Vielen Dank für diese Einschätzungen.