Foundation | Welcome

Menu


Gastbeitrag: Anlagen in börsennotierter Infrastruktur – auf Langfristigkeit ausgelegt

Angesichts hoher Inflation und volatiler Märkte investieren Anleger, die das Risiko reduzieren und gleichzeitig ein attraktives Gesamtertragspotenzial aufrechterhalten wollen, zunehmend in börsennotierte Infrastrukturtitel, die sich dank ihrer einzigartigen Eigenschaften im bisherigen Jahresverlauf deutlich besser entwickelt haben als der breite Aktienmarkt.

Benjamin Morton

Infrastruktur-Assets bilden die Netze, die das Rückgrat für unverzichtbare Dienstleistungen darstellen, die für das Funktionieren von Gesellschaften und das Wachstum von Volkswirtschaften erforderlich sind. Das weltweit notierte Infrastrukturuniversum mit einem Umfang von 4,5 Billionen US-Dollar besteht hauptsächlich aus Unternehmen, die diese Vermögenswerte besitzen und betreiben.

Diese Unternehmen haben gemeinsame Eigenschaften, die sie als Anlageklasse vereinen:

Langlebige Vermögenswerte: Infrastruktur-Assets haben in der Regel eine Nutzungsdauer von mehreren Jahrzehnten und stellen damit eine langfristige Ertragsquelle dar.

Hohe Eintrittsbarrieren: Strenge Planfeststellungsbeschränkungen, hohe Kapitalanforderungen und teilweise Exklusivitätsvereinbarungen (Monopolstatus) erschweren den Markteintritt für Wettbewerber oder machen ihn unerschwinglich.

Unelastische Nachfrage: Infrastruktur bietet unverzichtbare Dienstleistungen, für die auch bei Konjunkturabschwüngen häufig weiter Nachfrage besteht.

Relativ vorhersehbare Cashflows: Infrastruktur-Assets sind häufig reguliert oder werden im Rahmen langfristiger Verträge oder Konzessionsvereinbarungen betrieben, was in der Regel zu einer höheren Cashflow-Stabilität als bei vielen anderen Unternehmen führt.

Warum in Infrastruktur investieren?
In der Vergangenheit erzielten börsennotierte Infrastrukturwerte eine wettbewerbsfähige Performance im Vergleich zu globalen Aktien und ermöglichten zugleich den Zugang zu Teilsektoren und Anlagethemen, die in der Regel bei Allokationen im breiten Aktienmarkt unterrepräsentiert sind.

Insbesondere war der Infrastruktursektor eine defensive und häufig antizyklische Anlageklasse, die den breiteren Aktienmarkt während Konjunkturzyklus- und Aktienmarktabschwüngen im Allgemeinen übertraf. Die charakteristischen historischen Merkmale börsennotierter Infrastrukturwerte haben in den letzten Jahren zu einem deutlichen Anstieg der Allokationen in dieser Anlageklasse beigetragen.

Warum jetzt Infrastrukturtitel?
Die Kombination aus nachlassendem Wirtschaftswachstum, strafferen Finanzbedingungen und hohen Bewertungen für globale Aktien deutet darauf hin, dass eine vorsichtige Haltung gegenüber traditionellen Risikoanlagen derzeit gerechtfertigt ist. Im Gegensatz dazu kann diese Art von Umfeld für börsennotierte Infrastrukturunternehmen attraktiv sein. Tatsächlich hat die Infrastruktur in den ersten vier Monaten des Jahres 2022 den breiteren Markt deutlich übertroffen.

Der unverzichtbare Charakter von Infrastrukturdienstleistungen in Verbindung mit Ertragsmodellen, die häufig inflationsabhängige Preismechanismen aufweisen, war in der Vergangenheit ein Katalysator für starke absolute und relative Renditen bei Infrastruktur in stagflationären Phasen – Zeiten, in denen das Wachstum nach unten und die Inflation nach oben überrascht.

Neben ihren relativ stabilen und inflationsdefensiven Erträgen weisen Infrastrukturunternehmen tendenziell niedrige Kosten und langfristige Schulden auf. Der Großteil des börsennotierten Infrastrukturuniversums hat in den letzten Jahren die entgegenkommenden Kreditmärkte genutzt, um niedrige Kreditkosten zu sichern, was dazu beitragen kann, die negativen Auswirkungen steigender Zinssätze kurz- bis mittelfristig zu verringern. Darüber hinaus können viele Infrastrukturunternehmen durch regulatorische Mechanismen höhere Zinskosten an Kunden weitergeben.

Steigende Zinsen können Kaufgelegenheiten bieten
Während Infrastrukturtitel zunächst negativ auf schnelle Zinsanstiege reagieren können, hat sich die Performance in der Vergangenheit langfristig verbessert, als der anfängliche Schock höherer Zinsen nachließ und die Anleger sich auf die zugrunde liegenden Fundamentaldaten zu konzentrieren begannen, einschließlich eines gewissen Grads positiver Wirtschaftssensitivität und Inflationsweitergabemechanismen.

Bewertungsunterstützung durch erhebliche private Investitionen
Da die Nachfrage nach privaten Anlagegelegenheiten im Infrastrukturbereich weiter steigt, hatten viele private Infrastrukturfondsmanager Schwierigkeiten, ihr Kapital einzusetzen. Infolgedessen befinden sich derzeit über 336 Mrd. US-Dollar an Vermögenswerten in Wartestellung, auf der Suche nach geeigneten Infrastrukturinvestitionen.

Da immer nur eine begrenzte Anzahl aktiver Anlagegelegenheiten zur Verfügung steht, ist der Wettbewerb um Vermögenswerte hoch, was letztendlich zu einem Anstieg der Anlagenpreise führt. In den letzten Jahren haben private Fonds börsennotierte Infrastrukturwerte mit einem durchschnittlichen Aufschlag von 29% gegenüber den Preisen vor dem Erwerb erworben. Wir sind der Ansicht, dass private Infrastrukturtransaktionen, die Prämien weit über den impliziten Cashflow-Multiples für börsennotierte Infrastrukturunternehmen bieten, eine steigende Untergrenze für die Unterstützung notierter Bewertungen bieten.

Argumente für ein aktives Management
In der Vergangenheit waren die Renditen börsennotierter Infrastrukturwerte in verschiedenen Regionen und Untersektoren sehr unterschiedlich. Makrofaktoren wie Zinssätze und Wirtschaftswachstum können Infrastrukturunternehmen in Abhängigkeit von den Geschäftsmodellen, Vertragsstrukturen, dem Finanzierungsbedarf und anderen Faktoren auf unterschiedliche Weise beeinflussen. Ebenso können aufsichtsrechtliche und politische Rahmenbedingungen wichtige Faktoren für die Renditestreuung auf Einzeltitelebene sein. Diese Unterschiede unterstreichen die Bedeutung der Fundamentalanalyse, die den Kern einer aktiven Verwaltung darstellt.

Aktive Manager können die Allokation eines Portfolios auf der Grundlage ihrer Einschätzung der Risiken und Chancen anpassen, die verschiedene Wertpapiere, Regionen und Marktsegmente bieten, was zu vorteilhaften Ergebnissen führen kann, wenn sich die Prognose des Managers erfüllt.

---
*) Benjamin Morton, Head of Global Infrastructure, Cohen & Steers