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Gastbeitrag: Bitcoin – Die Suche nach der richtigen Benchmark für eine globale Währung

Institutionelle Anleger und große Vermögensverwalter nehmen zunehmend digitale Vermögenswerte wie Bitcoin in ihre Portfolios auf, wie die jüngsten Daten zu Bitcoin-ETFs in den USA zeigen. Trotz ihres derzeit noch geringen Marktanteils spiegeln diese Investitionen einen breiteren Trend zur Mainstream-Akzeptanz wider. Doch für institutionelle Anleger hält die globale Währung eine Herausforderung parat.

Dr. André Dragosch

Jan Altmann

Eine Besonderheit von Bitcoin ist nämlich, dass es anders als bei den meisten Aktien, Devisen oder Rohstoffen kein Preisfixing und auch keine Leitbörse gibt. Daher ist der Bitcoin-Preis immer ein Aggregat von Kursen diverser Börsen und auch Ergebnis des Handels von Krypto-ETPs und der neuen Spot ETFs. Dieses schwer greifbare Aggregat an Daten, benötigt für die Verwendung bei regulierten Finanzinstitutionen mehr Klarheit und Standardisierung, um den einen Preis zu berechnen. Das kann zum Beispiel ein Index bieten. Nur so kann auch ex-post Einigkeit über den Preis des Assets bestehen.

Eine Lösung für dieses Dilemma ist ein wichtiger Schritt, um die Adoption von Kryptowährungen auch bei institutionellen Anlegern weiter voranzutreiben. Das Interesse ist durchaus spürbar und die Berücksichtigung von Kryptowährungen – allen voran des Bitcoin – in der Asset Allokation hat einen guten Grund: Zahlreiche Studien belegen, dass die Einbeziehung von Bitcoin in die Portfolio-Optimierung unter Verwendung von Strategien wie Maximum Sharpe Ratio und Risk Parity die risikobereinigten Renditen im Vergleich zu traditionellen Portfolios verbessert. Vermögensverwalter sind demnach nicht nur in der Lage, den Anlegern durch Einbeziehung von Bitcoin effizientere Portfolios zu bieten, d. h. höhere risikobereinigte Renditen, sondern sie können den Anlegern im Vergleich zu traditionellen Portfolios, die nur Aktien, Anleihen und Rohstoffe umfassen, eine viel größere Auswahl an Risiko-Rendite-Kombinationen offerieren.

Die Zulassung von Bitcoin-Spot-ETFs durch die SEC hat Anfang des Jahres institutionellen Anlegern in den USA den Zugang zu dieser neuen Assetklasse über regulierte Produkte erleichtert. In Europa gibt es diese Möglichkeit schon seit rund fünf Jahren über Exchange Traded Products (ETPs). Hier gibt es inzwischen mehr als 80 zugelassene Kryptoprodukte, nicht nur auf Bitcoin, sondern auch auf weitere wichtige Coins wie Cardano, Ethereum, Solana oder XRP. Sogar passive Basket-ETPs gibt es, etwa auf den MSCI Digital Assets Index, der 85% des Marktes für Kryptowährungen abdeckt.

Die Akzeptanz der in diesem Jahr in den USA aufgelegten Bitcoin-ETFs bei institutionellen Anlegern steigt rapide an. So haben bspw. Franklin Templeton oder institutionelle Hedge-Fonds, die Gelder für Stiftungen von Ivy-League-Universitäten verwalten, in ihren jüngsten Reports substanzielle Bestände in Bitcoin-ETFs offengelegt. Der Blyth Fund der Stanford University hat kürzlich bekannt gegeben, dass er rund 7% in Bitcoin-ETFs hält. Dennoch machen die US-amerikanischen Bitcoin-ETFs basierend auf den von ICI erfassten Daten Anfang Mai erst etwa 0,6% des Gesamtvolumens des US-amerikanischen ETF-Marktes aus. In Europa machen die mit den ETFs vergleichbaren Bitcoin-ETPs nur einen winzigen Bruchteil des 11 Billionen Euro schweren OGAW-Marktes aus: nach unseren Berechnungen auf der Grundlage von Bloomberg-Daten sind es 0,05%. Da ist also noch Luft nach oben.

Bitcoin als globale Währung mit besonderen Herausforderungen
Was den Bitcoin als führende Kryptowährung für institutionelle Anleger über den Portfoliooptimierungs-Effekt hinaus attraktiv macht, ist seine hohe Liquidität. Diese wird auch durch eine 24/7-Handelbarkeit gewährleistet. Der Bitcoin wird oft als globale Währung betrachtet, da er grenzüberschreitend verwendet werden kann und nicht von einer bestimmten Regierung oder Institution kontrolliert wird. Er kann von Menschen auf der ganzen Welt gekauft, verkauft und gehandelt werden, unabhängig von ihrer geografischen Lage oder nationalen Währung.

Dadurch bietet Bitcoin gegenüber den klassischen Zentralbankwährungen einige Vorteile – gerade für institutionelle Investoren bringt das aber auch einen Nachteil mit sich: Die Liquidität ist auf mehrere Börsen verteilt, der Preis von Bitcoin wird an verschiedenen Kryptowährungsbörsen bestimmt, da es keinen zentralisierten Ort gibt, an dem Bitcoin gehandelt wird. Zwar tendieren die Bitcoin-Kurse im Allgemeinen dazu, sich aufgrund des Arbitragehandels zwischen den Börsen weitgehend anzugleichen. Aber die Frage nach der verbindlichen Benchmark ist auch bei den US-Spot-ETFs bislang eine besondere Herausforderung. Der Index-Anbieter CF Benchmarks hat das solideste Maß entwickelt, um diese Liquidität zu erfassen und zu aggregieren: den BRR-Index für London und seine US-amerikanischen und asiatischen Varianten BRRNY und BRRAP. Diese Vergleichsindizes sind gemeinsam zur am weitesten verbreiteten Benchmark geworden, die von regulierten institutionellen Investoren verwendet wird, einschließlich der Mehrheit der US-amerikanischen Spot-ETFs und CME-Futures. Das Problem: Die ETFs sind durch die Auswahl einer regionalen Benchmark an die traditionellen 8-Stunden-Handelszeiten der Börsen gebunden. Während der Bitcoin global ist, bleiben die meisten Bitcoin-ETPs und ETFs somit regionale Produkte.

Um dieses Dilemma zu beseitigen, wurde für den speziell auf institutionelle Bedürfnisse zugeschnittene Bitcoin-ETP „BTC1“ eine Tri-NAV Methodik entwickelt, die alle drei regionalen Varianten der BRR-Benchmark vereint und es Anlegern ermöglicht, den fairen Preis von Bitcoin genau und sicher zu verfolgen. Alles in allem bieten BRR, BRRNY und BRRAP, die den Tri-NAV des BTC1 bilden, institutionellen Anlegern in BTC1 über 14 Stunden das größtmögliche Fenster für Primärmarktliquidität. Dem Bitcoin-Investment-Case (sh. Link) ist damit für institutionelle Anleger ein weiteres Kapitel zugefügt worden.

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*) Dr. André Dragosch, Head of Research der ETC Group, und Jan Altmann, Director Investment Strategy der ETC Group.

Link: Die Research-Abteilung der ETC Group hat im Frühjahr 2024 für Investoren eine umfassende Analyse des strategische Investitionspotenzial von Bitcoin veröffentlicht: „The Investment Case for Bitcoin“ erläutert die grundlegende Rolle der digitalen Währung an der Schnittstelle von technologischer Innovation und Finanzen sowie als Anlageklasse für professionelle Anleger, die Diversifikation in ihren Portfolios suchen.