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Gastbeitrag: Der irische Markt für studentisches Wohnen – resilient und renditestark

Ein Blick nach Irland, auf einen vielversprechenden europäischen Teilmarkt für das studentische Wohnen – eine Assetklasse, die sich für Immobilieninvestoren als resilient und antizyklisch beweisen konnte.

Luca Gudewill

Viele denken zuerst an Oxford, Cambridge, Paris, Groningen oder Bologna, wenn es um Studentenmetropolen in Europa geht. Dabei wird allerdings ein Standort übersehen, der sich unbemerkt zu einem studentischen Hotspot entwickelt hat: Irland. In den zurückliegenden zehn Jahren ist die Gesamtzahl der Studierenden an öffentlichen und privaten Hochschulen in Irland um 24% gestiegen. Vor allem internationale Studierende zieht es vermehrt auf die grüne Insel, sie machen mittlerweile rund 14% der gesamten Immatrikulierten aus. Gleichzeitig ist ihre Zahl seit 2011 mit rund 140% besonders dynamisch gestiegen.

Grund dafür ist die herausragende Bildungsinfrastruktur in den vier größten irischen Städten Cork, Dublin, Galway und Limerick, die gleich mehrere renommierte Universitäten vorweisen. Im Ranking der OECD-Länder belegt Irland den dritten Platz bei der Anzahl tertiärer Bildungsanstalten. Auch die Amtssprache dürfte zur Beliebtheit unter US-amerikanischen, indischen und chinesischen Studierenden beitragen, welche die größten Gruppen der internationalen Studierenden in Irland bilden. Der Zustrom internationaler Studierender macht Irland mit 37,9 Studierenden pro 1.000 Einwohner zum Land mit der höchsten Studentendichte in Europa. Aus diesem Grund hat Irland auch die jüngste Bevölkerung Europas.

Nachfragetrend ungebrochen – Angebot begrenzt
Die Nachfrage nach studentischem Wohnraum ist in den vier größten irischen Städten unvergleichlich hoch: Der Leerstand auf dem Wohnungsmarkt von Cork, Dublin, Galway und Limerick beträgt nur rund 1,2%; bei speziell auf studentisches Wohnen ausgerichteten Angeboten kommen auf einen Schlafplatz zwei Studierende. Diese Entwicklung ist an den Projektentwicklern nicht spurlos vorbeigegangen, denn das Angebot an neuen Studentenwohnungen, die sich in der Planung oder im Bau befinden, hat deutlich zugenommen. Dennoch besteht ein deutliches Angebotsdefizit, und das zukünftige Angebot ist nicht gleichmäßig verteilt, sondern konzentriert sich hauptsächlich auf Dublin, wo etwa die Hälfte aller Entwicklungen geplant ist.

Assetklasse Studentenwohnen ist resilient
Studentisches Wohnen ist kein Geheimtipp mehr, sondern bereits eine beliebte Assetklasse bei Investoren. Bei der CBRE-Investorenumfrage von 2023 wurde studentisches Wohnen zum zweiten Mal zur beliebtesten alternativen Anlagemöglichkeit im Immobiliensegment gewählt. Zwischen 2018 und 2022 hat sich das Investitionsvolumen der Nische trotz wirtschaftlicher Verwerfungen durch Pandemie, Ukrainekrieg und Zinswende vervierfacht. Die Assetklasse punktet mit antizyklischen Eigenschaften und höheren Renditen als beim klassischen Wohnen, sodass Investoren sie gerne zur Diversifikation bestehender Wohnimmobilienportfolios nutzen.

Es ist davon auszugehen, dass Investoren Irland noch stärker in den Fokus nehmen werden, um einen eventuell verpassten Einstieg nachzuholen. Mit einer überdurchschnittlich jungen Bevölkerung, einem starken Arbeitsmarkt mit qualifizierten Fachkräften und einer attraktiven geografischen Lage wird Irland weiterhin auf großes Interesse bei internationalen Studierenden stoßen, die die grüne Insel für ihre Ausbildung zu ihrem neuen Lebensmittelpunkt machen wollen. Das dürfte für den Wohnungsmarkt eine steigende Nachfrage bedeuten.

Ein Pint auf den Wohnungsmarkt
Der Mix aus kultureller Tradition, atemberaubender Landschaft, hervorragender Bildungsinfrastruktur und einem lebendigen Nachtleben soll noch viel mehr junge Menschen nach Irland locken: Bis zum Wintersemester 2030/31 rechnen das Bildungsministerium und Analysten mit einem weiteren Anstieg der Studentenzahlen um mehr als 20%. Die Masse an jungen Menschen macht sich auch am St. Patrick’s Day bemerkbar, dem irischen Nationalfeiertag am 17. März, wenn rund 13 Millionen Gläser Guinness über die Theken gehen – deutlich mehr als früher und fast dreimal so viel wie an anderen Tagen. Dies dürfte auch auf die hohe Anzahl von Studierenden zurückzuführen sein, die bekanntlich gute Abnehmer des irischen Biers sind.

Das ist aber nicht der Hauptgrund, warum Irland auch in Zukunft ein attraktiver Markt bleiben dürfte. Der Bildungsstandort kann eine gute wirtschaftliche Entwicklung vorweisen, die sich durch die neuen Fachkräfte aus In- und Ausland weiter fortsetzen dürfte. Damit stützen die Studierenden nicht nur die Konjunktur, sondern auch die Nachfrage auf dem Wohnimmobilienmarkt, der andernorts zinsbedingt weniger antizyklisch reagiert. Irland kann zur Heimat werden: Nicht nur für viele Studierenden, die die offene Gastfreundschaft und die Vielfalt schätzen, sondern auch für Investoren, die ihr Immobilienportfolio um renditestarke und resiliente alternative Wohnkonzepte ergänzen und diversifizieren wollen.

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*) Luca Gudewill, Director Research & Investitionsstrategie, Real I.S. AG