Mehr als 70% der institutionellen Investoren planen den Infrastrukturanteil in ihren Portfolios in den nächsten fünf Jahren zu erhöhen. Gerade deutsche Investoren haben hier im internationalen Vergleich Nachholbedarf. Im Fokus stehen dabei die Energiewende und digitale Infrastruktur. Das sind zentrale Ergebnisse der vierten PATRIZIA Investorenbefragung, an der in diesem Sommer mehr als 100 institutionelle Investoren teilgenommen haben. Die Zinssenkungen von Fed und EZB in den vergangenen Monaten unterstützen die Stabilisierung der Märkte und wieder steigende Investmentaktivitäten in Sachwerte. 65% der Befragten rechnen mit einer Zunahme der Immobilientransaktionen in den nächsten zwei Jahren. Klar ist dabei: Investoren wollen die Chancen im Markt nutzen, um ihre Portfolios auf die Zukunftstrends auszurichten.
Chancen in der Energiewende nutzen
Für die Mehrheit der Befragten stellt die Energiewende das attraktivste Investitionsfeld dar. 52% wollen in den kommenden fünf Jahren vermehrt Kapital in den Ausbau von Stromnetzen, Ladesäulen sowie in Lösungen zur nachhaltigen Energieerzeugung und -speicherung investieren. Der Investmentbedarf ist gewaltig: Um die eigenen Klimaziele zu erreichen, muss sich in Deutschland die Stromerzeugung durch erneuerbare Energie bis 2030 mehr als verdoppeln, schätzt das Bundesumweltamt. Auch global ist der Investitionsbedarf riesig. Innovative Lösungen aus den Bereichen Wasserstoff und Bioenergie sowie etablierte Sektoren wie Solar- und Windkraft, bieten deshalb attraktive Investmentchancen. Beispielsweise hat PATRIZIA für seine Kunden in einen der größten Energieversorger Norwegens investiert. Hier wird thermische Energie aus der Verwertung von jährlich 180.000 Tonnen Abfall erzeugt, um damit mehrere Gemeinden zu versorgen. In Deutschland investieren wir in den Aufbau der Schnellladeinfrastruktur für E-Mobilität. Trotz der temporären Nachfrageschwäche bleibt dies ein strategischer Zukunftsmarkt für die Energiewende und damit langfristig ein attraktives Investment.
Auch bei Immobilien entsteht durch Investitionen in Energieeffizienz nachhaltig Wertsteigerung. Niedrigere Betriebskosten bedeuten höhere Einnahmemöglichkeiten bei gleichzeitiger Steigerung des Wiederverkaufswerts. Rund drei Viertel der Investoren erwarten bei möglichen Investments im Segment Büro höchste Nachhaltigkeitsstandards. Dies unterstreicht die wachsende Bedeutung eines aktiven Asset Managements für die Wertschöpfung mit Immobilien. 82% der befragten Investoren erwarten, dass Dekarbonisierung von Bestandsgebäuden weiter zunehmen wird. Denn auch 2050 werden wir noch 80% des heute bestehenden Immobilienbestandes nutzen. Deshalb werden sogenannte „Brown-to-Green“-Modernisierungen immer wichtiger, um Werterhalt und Renditechancen zu sichern. Ein Beispiel für eine erfolgreiche Neugestaltung ist das in den 1960er Jahren erbaute Brüsseler Wohnhochhaus „The Louise“. Durch umfangreiche Sanierungen wurde es in ein modernes, nachhaltiges Bürogebäude umgebaut mit attraktiven gewerblichen Mietern und einer langfristigen Investmentperspektive.
Potenziale der Digitalisierung weiter ausschöpfen
Neben der Energiewende ist vor allem die Digitalisierung ein relevantes Investmentthema. 41% der Investoren wollen ihre Investitionen in den nächsten fünf Jahren stärker auf diesen Trend ausrichten, so die Ergebnisse der Investorenbefragung. Denn der Bedarf an Rechnerleistung und damit an Datenzentren und schnellen Glasfasernetzen wird weiter erheblich steigen. Dafür sorgt vor allem der Siegeszug der Künstlichen Intelligenz (KI). Jede KI-Anwendung erfordert enorme Rechnerleistung und Energie – ein Vielfaches etwa der aktuellen Internetsuche. Gleichzeitig bieten KI und Datenanalyse großes Potenzial, Effizienz, Wartung und Qualität von Infrastruktur und Immobilien zu verbessern und Kosten zu sparen. Beispielsweise lassen sich Wasserleitungen mithilfe moderner Sensortechnik zielgerichtet reparieren und damit der Verlust von Trinkwasser durch Lecks und brüchige Rohre erheblich verringern. Auch helfen die „smarten“ Datensysteme Licht, Fahrstühle, Lüftung und Heizung in Büros oder Wohngebäuden oder auch die Straßenbeleuchtung in Städten effizient zu steuern und so Energieverbrauch und Kosten zu senken. Die Digitalisierung bietet also ein breites Spektrum an attraktiven Investmentoptionen.
Immobilien und Infrastruktur kombinieren
Diese Beispiele zeigen einen weiteren wichtigen Investmenttrend auf: Immobilien- und Infrastrukturinvestments sind immer enger miteinander verbunden, sei es bei digitaler Infrastruktur, Mobilität, Konnektivität, der Energiewende oder bei modernen, serviceorientierten Wohnkonzepten. Wie sich Infrastruktur und Immobilien sinnvoll ergänzen, zeigt beispielsweise der Ausbau von Solarenergie im Logistikbereich. Flachdächer mit Solarpanelen auf Logistikgebäuden stellen eine günstigere Energieversorgung sicher, z.B. für eine elektrische Fahrzeugflotte. Logistikzentren sind Teil unserer kritischen Infrastruktur, um den hohen Versorgungsbedarf von weiterwachsenden Städten sicherzustellen. Logistik bleibt eine bevorzugte Anlageklasse im Immobilienbereich. 21% der Teilnehmer der PATRIZIA Investorenbefragung wollen ihren Logistik-Anteil am stärksten ausbauen, gefolgt von 17%, die vor allem Investments in Wohnimmobilien planen.
Der Schlüssel zum Anlageerfolg wird künftig immer stärker in einer intelligenten Kombination von Immobilien- und Infrastrukturinvestments liegen. 28% der institutionellen Investoren sehen diese Expertise als wichtigste Fähigkeit eines Investmentmanagers an, um attraktive Investmentlösungen in die Megatrends zu ermöglichen. Die beginnende Markterholung ist deshalb eine attraktive Gelegenheit, um Investmentstrategien auf die Megatrends und die Kombination der beiden Anlageklassen auszurichten und damit langfristig Wertsteigerung zu sichern.
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*) Konrad Finkenzeller, Head of Client Division, Geschäftsführender Direktor, PATRIZIA